„Auf so etwas kannst du nicht vorbereitet sein“

Schau genau: Grödig-Trainer Adi Hütter sind keine Unregelmäßigkeiten aufgefallen.
Grödig-Trainer Adi Hütter spricht erstmals über die schwere Situation beim Aufsteiger.

Als Fußball-Trainer muss man einiges können. Die Mannschaft taktisch richtig einstellen, den Gegner analysieren, die Spieler bei Laune halten, aus jedem 100 Prozent Leistung herauskitzeln. Aber in der Trainerausbildung gibt es keine Unterrichtseinheit, die den Coaches sagt, wie sie sich in einer Situation verhalten sollen, in der sich Grödigs Adi Hütter derzeit befindet.

Sein nunmehriger Ex-Spieler Dominique Taboga befindet sich im Dunstkreis von Spielmanipulation und Erpressung. Zudem hatte Taboga in der vergangenen Saison vier andere Grödig-Spieler angehalten, an einer Manipulation teilzunehmen, was die jedoch ablehnten. „Auf so etwas kannst du nicht vorbereitet sein“, gesteht Hütter. „Ich war noch nie in so einer Situation.“

Die Stimmung beim Training der Grödiger könnte gedrückter nicht sein. „Wir waren alle schockiert und enttäuscht.“ Seit der Fall bekannt wurde, hat Hütter keinen Kontakt mehr zu Taboga. Diesen hält Grödigs Vereinsmanager Christian Haas. Hütter: „Wir wollen das bewusst trennen. Ich kümmere mich um den sportlichen Bereich.“

Mit dem Sportlichen hat Grödig in den letzten eineinhalb Jahren für Furore gesorgt: Zunächst gelang der Aufstieg in die Bundesliga, dort etablierte man sich, dribbelte zwischenzeitlich sogar an der Spitze mit. „Das Vertrauen in meine Spieler ist immer noch vorhanden.“ Hütter sprach zuletzt auch mit jenen drei Kickern, die von Taboga angesprochen worden waren und noch beim Verein sind. „Natürlich haben wir intern Sitzungen abgehalten und einiges besprochen. Aber wir wissen ja nicht, was wirklich passiert ist und was am Ende rauskommt.“

Neuer Fokus

Daher möchte man sich auf das Wesentliche konzentrieren, den Fußball. Und auf das nächste Liga-Spiel kommende Woche gegen Wiener Neustadt. Allerdings erst ab Montag, denn Hütter gab den Spielern ein freies Wochenende. Noch lässt sich nicht abschätzen, wie sehr das positive Image des Vereins durch die Causa angekratzt ist. Hütter hat keine Angst, dass dauerhafte Schäden bleiben: „Ich hoffe, wir gehen gestärkt aus dieser Sache raus.“

Im Zusammenhang mit der angeblichen Erpressung des Bundesliga-Spielers Dominique Taboga (31), von dem sich der Fußball-Bundesligist SV Grödig am Donnerstag getrennt hat, sind am Freitag Ex-Teamspieler Sanel Kuljic sowie dessen mutmaßlicher Komplize Sulim D. (32) in Untersuchungshaft genommen worden.

Laut Gerichtssprecher Imre Juhasz lag für die zuständige Richterin am Landesgericht Salzburg nach einer ergänzenden Einvernahme von Kuljic zwar keine Verdunkelungs-, dafür aber Tatbegehungsgefahr vor. Bei Sulim D. wiederum bestehe eine Tatbegehungs- und Tatausführungsgefahr. Der 36-jährige Kuljic hat bisher seine Unschuld beteuert und angegeben, dass ihm Taboga noch Geld schulde. Gegen den Tschetschenen Sulim D. ermittelt die Staatsanwaltschaft wegen des Verdachtes der schweren Erpressung und Nötigung "im Zusammenwirken" mit Kuljic.

Darlehen

Laut dem Salzburger Anwalt von Kuljic sei der Hintergrund der Causa ein von Kuljic gewährtes Darlehen an Taboga in der Höhe von 65.000 Euro, die dieser für Einrichtungsgegenstände benötigt habe und die nur sehr schleppend zurückgekommen seien. "Wir werden mit Anträgen weitere Ermittlungen einleiten, damit der Tatverdacht ehest möglich entkräftet wird", betonte Essl gegenüber der APA.

Kuljic und Sulim D. wurden am vergangenen Dienstag mit einer dritten verdächtigen Person in Anif bei Salzburg festgenommen. Der dritte Verdächtige ist mittlerweile wieder auf freiem Fuß, er gilt für die Ermittler nur als Mitläufer.

Ob und wie weit die Causa mit Spielmanipulation und Wettbetrug verflochten ist, ermittelt derzeit das Bundeskriminalamt. Ein Sprecher erklärte Donnerstag auf Anfrage der APA, dass vorerst nicht bekannt gegeben werde, gegen welche Personen ermittelt wird.

Korrigierte Aussage

Taboga gab am Montag in einer Anzeige bei der Polizei an, er hätte ein Spiel manipulieren sollen, habe sich aber geweigert. Wegen des entgangenen Gewinns habe man ihn unter Androhung von Gewalt gegen sich und seine Familie erpresst. Es sei zu mehreren Geldübergaben gekommen. Anfangs sprach Taboga von "über 70.000 Euro", dann korrigierte er die Aussage und nannte einen Gesamtbetrag von "etwas unter 30.000 Euro", den er seinen Erpressern übergeben hätte.

Am Donnerstag teilte der Manager des SV Grödig, Christian Haas, mit, dass Taboga im Winter 2012 vier Mitspieler gefragt habe, ob sich diese an einer Spielmanipulation beteiligen wollen. Die Spieler hätten das als Scherz aufgefasst und abgelehnt. Es sei zu keiner Manipulation gekommen, betonte Haas.

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