Grödig löst Vertrag mit Taboga auf

Taboga im Grödig-Dress.
Taboga soll vier seiner Grödig-Mitspieler zu Spielmanipulationen angesprochen haben.

Paukenschlag in Grödig. Der Aufsteiger löste am Donnerstag mit sofortiger Wirkung den Vertrag mit Dominique Taboga auf. Wie auf der extra einberufenen Pressekonferenz bekannt gegeben wurde, hatte Taboga vier Mitspieler darauf angesprochen Spiele zu manipulieren. Taboga hatte am Dienstag Anzeige wegen Erpressung erstattet, Ex-Teamspieler Sanel Kuljic und ein weiterer Beschuldigter sitzen deshalb aktuell in Haft.

Grödigs Manager, Christian Haas, erläuterte: “Drei Spieler des jetzigen Kaders haben mir mitgeteilt, dass sie von Taboga angesprochen wurden, dass sie Spiele manipulieren sollen. Dominique Taboga hat bestätigt, dass er mit insgesamt vier Spielern darüber gesprochen hat. Manipulationen hat es aber keine gegeben.”

Grödig löst Vertrag mit Taboga auf
APA15592078 - 14112013 - SALZBURG - ÖSTERREICH: ZU APA TEXT CI - Der Manager des Fußball-Bundesliga-Clubs SV Scholz Grödig , Christian Haas, bei einer Pressekonferenz am Donnerstag , 14. November 2013, zum Erpressungsfall um seinen Spieler Dominique Taboga.. APA-FOTO: BARBARA GINDL

“Daher waren wir gezwungen, den Vertrag aufzulösen. Alle betreffenden Spieler haben mir bestätigt, dass es nie zu Manipulationen gekommen ist – darüber bin ich sehr stolz”, so Haas weiter. Die betroffenen Spieler hätten die Anfragen Tabogas für einen Scherz gehalten und waren nicht näher darauf eingegangen. Welche Spieler betroffen oder um welche Partie - aus dem vergangenen Winter - es sich genau handelt, wollte Haas nicht preisgeben. Konsequenzen für die betroffenen Spieler werde es jedoch keine geben.

Haas berichtete zudem, dass der Verein von finanziellen Problemen bei Dominik Taboga gewusst habe, von Manipulationen jedoch nichts bemerkt habe. "Das Team ist schwer schockiert. Die Mannschaft wird heute vom Trainer über die Vorgänge informiert." Haas zeigte sich persönlich von Taboga enttäuscht und gestand: "Dominique Taboga war ein absoluter Führungsspieler bei uns, das ist jetzt keine einfache Situation für uns." Grödig hofft jedenfalls, dass der Fokus nun wieder zurück auf das sportliche Geschehen rücken kann.

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Schon einmal hat er Mumm bewiesen, als er vor Jahren Schwarzgeld-Zahlungen im österreichischen Profifußball offen angesprochen hat. Daraufhin wurde er vor das Ethik-Komitee der Bundesliga zitiert.

Auch zum aktuellen Fall rund um den Wett-Skandal und die Erpressung von Grödig-Spieler Dominique Taboga hat Wr. Neustadt-Spieler Dennis Mimm etwas zu sagen. Bis vor Kurzem war der Tiroler Spielersprecher der Fußballer-Gewerkschaft VdF. „Mich wundert das gar nicht. Vielmehr wundert mich, dass nicht früher etwas herausgekommen ist.“ Gemeint ist nicht der aktuelle Fall, sondern Spielmanipulation im Allgemeinen.

Einen Doppelpass auf dem Feld hat er weder mit dem beschuldigten Sanel Kuljic noch mit Dominique Taboga gespielt. „Sanel habe ich im Rahmen der Trainerausbildung kennengelernt, Dominique bei der Bruno-Gala der VdF zuletzt.“

Die Problematik liegt für Verteidiger Mimm auf der Hand. „Es ist doch ein offenes Geheimnis, dass viele Fußballer gerne spielen und wetten.“ Weil sie auch über viel Freizeit verfügen und oft weit weg von daheim leben. „Bist du irgendwann in einer Sackgasse, dann machst du unüberlegte Dinge. Spielsüchtige Fußballer sind die leichtesten Opfer.“

Die Hintermänner recherchieren gut, wer schon in die Schuldenfalle getappt ist und schnappen zu. „Man müsste die Strukturen ändern und den Zugang für Spieler zum Wetten erschweren. Gibt es mehrere Hürden, könnte man ein paar Prozent davon abhalten“, glaubt der 30-Jährige, der in seiner Karriere noch nie angesprochen wurde, ein Spiel zu manipulieren. „Zum Glück.“

Aufklärung

Mimm hofft sogar, dass im Zuge des Verfahrens viel ans Tageslicht kommt. „Denn durch solche Dinge kommt der gesamte Sport in Verruf. Vielleicht kann man dann in die andere Richtung agieren und aufklären.“

Anpassung

Der Routinier sieht ein weiteres Übel der gesamten Problematik in den Gehältern, die nach jahrelangen Verhandlungen im Kollektivvertrag für Fußballer geregelt sind. „Die sollte man anpassen. In den Gremien der Liga und des Verbandes sitzen Leute, die vom Leben eine Ahnung haben müssten. Es ist nicht möglich, dass sich junge Spieler mit 1100 Euro brutto im Monat Profi schimpfen. Das ist doch fern jeder Realität. Bei diesem Verdienst kann man doch kaum leben und eine Familie davon erhalten.“

Noch dazu, wenn man als Fußballer oft zu einem Ortswechsel gezwungen ist. „Wie soll man sich mit dem Gehalt eine Wohnung und ein Auto leisten? Ich weiß nicht, ob ich heute noch mit einem 20-jährigen Kollegen tauschen möchte.“

Von einem Teamkollegen in Wr. Neustadt weiß Mimm von einem Fall in Italien, wo ein Spieler rund 200.000 Euro netto jährlich verdient hat und sich dennoch auf eine Spielmanipulation eingelassen hat. „Wenn das in Deutschland und Italien ein Thema ist, wo die Spieler grundsätzlich mehr verdienen, warum soll das bei uns kein Thema sein? Der Einstieg für die Wettmafia ist doch in Österreich verhältnismäßig billiger. Das bedeutet, dass bei uns der Nährboden absolut vorhanden ist.“

Den offiziellen Wettanbietern gibt Mimm an und für sich keine Schuld. „Weil man dort keine Schulden machen kann.“ Prekär wird die Lage, wenn Unternehmen Vereine oder ganze Ligen sponsern. Auch in Österreich wurde ein Klub (Untersiebenbrunn) einst sogar in SC Interwetten umgetauft.

Grödig löst Vertrag mit Taboga auf
Dennis Mimm sieht seinen Berufsstand in Verruf.

Vor kurzem erschien das Buch von Benjamin Best: „Der gekaufte Fußball. Manipulierte Spiele und betrogene Fans.“ Zudem wurde der deutsche Journalist für sein Radiofeature „Tor, Sieg, Betrug – Wettmanipulation im Sport“ von CNN als „Journalist of the Year 2011“ ausgezeichnet.

KURIER: Haben Sie die jüngsten Ereignisse um Dominique Taboga überrascht? Benjamin Best: Nein. Das war nur eine Frage der Zeit. Drohungen mit Waffengewalt sind schockierend, aber das sind die Methoden der organisierten Kriminalität, es geht um wahnsinnig viel Geld.

Sanel Kuljic soll Kontakte zur Wettmafia gehabt haben. Er hatte Kontakte zu Marijo Cvrtak, der neben Ante Sapina der Drahtzieher des Wettskandals 2009 war. Es ging darum, den damaligen Tormann von Wr. Neustadt zu kaufen. Daraus wurde nichts, aber Kuljic hat den Tipp gegeben beim Heimspiel von Wr. Neustadt gegen Rapid (0:4) auf Rapid zu setzen, weil er wusste, dass sein Team in schlechter Verfassung ist. Cvrtak wusste, dass Kuljic in Geldnöten ist.

Ist Österreich besonders betroffen? Österreich hat eine Nähe zum Balkan – ein Zentrum des organisierten Wettens. Wetten sind in Österreich gesellschaftlich akzeptiert. Außerdem warten die Fußball-Funktionäre viel zu lange ab.

Wer ist besonders anfällig für Betrügereien? Es sind Mittelklasse-Spieler, die eventuell unzufrieden sind und eine Familie zu ernähren haben. Es geht in erster Linie nicht um die Top-Ligen, sondern um die Ligen darunter.

Wie viele Spieler muss man für ein Ergebnis kaufen? Wenn es der Torwart ist, kann das schon reichen. Wichtig sind auch Schlüsselpositionen wie ein Innenverteidiger oder der Stürmer.

Wie sehr liegt das Problem in Asien? Das Problem ist, dass in Asien sehr hohe Summen gesetzt werden können. Es wurde zum Beispiel in Asien auf ein Spiel der zweiten österreichischen Liga ein sechsstelliger Betrag gesetzt, der Gewinn lag bei 650.000 Euro. Zudem setzt man in Asien anonym über Mittelsmänner.

Wie könnte man Gegensteuern? Man müsste viel früher eingreifen und aufklären, was möglich ist. Der ÖFB hat 2010 über die Probleme von Sanel Kuljic Bescheid gewusst, aber nichts unternommen. Ein Kontakt mit Wettbetrügern müsste für eine Sperre schon reichen.

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Benjamin Best.

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