Die Pleite der Commerzialbank, deren Boss Martin Pucher den SV Mattersburg jahrelang offen und verdeckt mit Abermillionen Euro gesponsert hatte, beendete auch den Spielbetrieb des Bundesligisten Mattersburg. Die Spieler sind bald in alle Winde zerstreut, das Stadion hingegen, das unter Puchers Ägide mehrfach ausgebaut wurde und 15.700 Zuschauern Platz bietet, überdauert als Mahnmal der Hybris.
Auch wenn es nur eine Commerzialbank gibt, überdimensionierte oder schlicht überflüssige Fußballstadien finden sich quer durch Österreich. Eine Auswahl:
Klagenfurt
Das Wörthersee-Stadion ist nach dem Wiener Happel-Stadion die zweitgrößte Fußball-Arena Österreichs. Doch es war immer mehr Spielball der Politik denn Spielort für den Fußball. Zuerst die Pleite des Fußballvereines SK Austria Kärnten, dessen Bundesliga-Lizenz Jörg Haider Pasching abgekauft hatte. Bei der EM 2008 fanden drei Vorrundenspiele statt. Nach dem Skandal um Namensgeber Hypo Alpe Adria gingen für einige Zeit die Lichter aus.
2019 schien wieder der Fußball das Zepter zu übernehmen: Der Nachfolgeverein Austria Klagenfurt bekam einen neuen Eigentümer, und der Wolfsberger AC qualifizierte sich für die Gruppenphase der Europa League. Just in dem Jahr beschloss die Stadt, Bäume in das 32.000 Zuseher fassende Stadion zu pflanzen – im Wald ließ sich schlecht kicken.
Mattersburg
Der SVM ist tot, es lebe der MSV: Der Mattersburger Sportverein (MSV) wurde nach dem Konkurs des Bundesligisten vor wenigen Tagen gegründet und will ab Herbst 2021 in den burgenländischen Spielbetrieb einsteigen, ganz unten in der 2. Klasse. Der kleine Verein im großen Pappelstadion? Ja, wenn es nach der Stadt geht, der nicht nur das Grundstück gehört, sondern auch einige Aufbauten.
Die Kosten für einen Abriss der 2001 um rund 2,6 Millionen Euro errichteten Haupttribüne, wären „exorbitant hoch“, sagt Amtsleiter Karl Aufner, der beim SVM einfaches Mitglied war und das auch beim MSV ist. Aber die mobile Zusatztribüne und den Ofen der Rasenheizung könne man verkaufen. Derzeit laufen die Verhandlungen mit dem Masseverwalter des SVM.
Hollabrunn
Im Fußballstadion in Hollabrunn (NÖ) – die Stadt ist größer als Mattersburg – wird schon auf kleiner Flamme gekickt. 2000 startete Frank Stronach, damals Magna-Boss und Hauptgönner der Wiener Austria, die Stronach-Akademie, das Ausbildungszentrum der Violetten. Das sorgte auch für Aufbruchstimmung beim örtlichen Fußballverein. Neben einem Kunstrasen und zwei Trainingsplätzen adaptierte Stronach das Stadion des SC Hollabrunn.
Nach der Umbenennung zum FK Blau-Weiß Hollabrunn sollte im Fahrwasser der Austria-Akademie der Aufstieg bis zumindest in die 1. Landesliga und noch weiter folgen. 2009 wurde die Akademie geschlossen. Hollabrunn schaffte es für drei Jahre in die Gebietsliga. Aus Blau-Weiß wurde der ATSV Hollabrunn – ein Unterhausklub.
Linz
Zwei Fußballvereine und drei Stadien – so sieht die Situation rund um Linz aus. 1990 wurde für den FC Pasching ein Fußballplatz zum Waldstadion ausgebaut. 2007 löste sich der Bundesliga-Verein auf. Das Stadion mit 6.000 Plätzen blieb aber nicht ungenutzt: Nach einem Streit mit dem Linzer Bürgermeister Klaus Luger verabschiedete sich der LASK von der Gugl und spielte in Pasching.
Doch nun kehrt der LASK auf die Gugl zurück und baut dort eine neue Fußball-Arena. Auch der Zweitligist Blau-Weiß Linz bekommt eine neue Heimstätte, das Donaupark-Stadion. Das Paschinger Waldstadion bleibt wohl leer.
Im Herbst 2000 wurde das neue Tivoli-Stadion mit Platz für 17.000 Zuschauer eröffnet. Dort konnte sich der FC Tirol 2001 und 2002 die Meisterschaft erspielen. Doch die Erfolge waren auf Schulden gebaut. Es folgten Konkurs, Prozesse und der Entzug der Bundesliga-Lizenz. Der Nachfolgeverein FC Wacker kämpfte sich zurück und pendelt seither zwischen Erst- und Zweitklassigkeit.
In der kommenden Saison wird das Tivoli-Stadion wieder von der WSG Tirol aus der nahen Marktgemeinde Wattens als Bundesligist bespielt. Und das nur, weil die Implosion von Mattersburg den Abstieg verhinderte. Heimauftritte von Wattens waren schon vor den coronabedingten Geisterspielen nur schwer davon zu unterscheiden. Kaum zu glauben, dass es einst ernsthafte Debatten gab, ob das für die EM 2008 auf 30.000 Zuschauer aufgestockte Stadion danach wieder rückgebaut werden sollte.
Eisenstadt
All das hat das Lindenstadion längst hinter sich: Nachdem der frühere Bundesligist SC Eisenstadt 2008 zum zweiten Mal in den Konkurs geschlittert war, hatte auch das Stadion ausgedient. Zwei der vier Flutlichtmasten stehen noch, ansonsten erinnert kaum mehr etwas an ein Stadion. Esterhazy ist Grundeigentümer des Areals im Schlosspark, zuletzt diente die Wiese als Campingplatz für Musikfestival-Besucher.
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