Bundesliga-Vorstand: "Tests vor jedem Spiel wären notwendig"

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Corona-Krise: Der Vorstandsvorsitzende Christian Ebenbauer will die Liga zu Ende spielen lassen und hofft auf einen sportlichen Meister.

Geht die Bundesliga weiter? Und wenn ja, in welcher Form? Derzeit wird mit dem Sportminister sondiert, wie die Rückkehr zum Trainingsalltag aussehen kann und wie die Rahmenbedingung für Geisterspiele gestaltet werden können. Sicher ist, dass zumindest bis Ende Juni keine Zuschauer in ein Stadion dürfen. Noch diese Woche soll Minister Werner Kogler über die nähere Zukunft des Sports informieren.

Christian Ebenbauer, der Vorstandsvorsitzende der Bundesliga, sprach mit dem KURIER über die weiteren Maßnahmen und Pläne. Das vollständige Gespräch gibt es auch als Podcast zu hören:

KURIER: Herr Ebenbauer, beginnen wir mit einer einfachen Frage. Wer wird heuer Meister?

Christian  Ebenbauer: Keine einfache, sondern eine gute Frage. Ich hoffe wir haben einen sportlichen Meister, das steht ja noch in den Sternen. Wenn es so kommt, dann am besten eine Entscheidung in der letzten Runde. 

Soll die Bundesliga unbedingt zu Ende gespielt werden? Die belgische Liga hat ja die Saison abgebrochen und auch innerhalb der Bundesliga-Klubs gibt es unterschiedliche Stimmen. LASK-Präsident Gruber wäre etwa für einen Abbruch, andere, wie etwa die Wiener Austria, wollen die Saison fertig spielen. Also: Was machen wir?

Für mich ist ganz klar, die Bundesliga ist ein Verein der Sinn und Zweck hat, dass er Fußball spielt. Deswegen wird alles darauf gerichtet, dass man, wenn man die Möglichkeit bekommt, die Meisterschaft zu Ende spielt. Aber das natürlich je nach Vorgaben der Regierung, bzw. wie es möglich ist, weil die Gesundheit vorgeht.

Wie lange wäre denn das Zeitfenster, in dem man die Saison zu Ende spielen könnte?

Nach den letzten Informationen von letzter Woche bis in den Sommer - und da merkt man wie volatil die gesamte Lage ist. Weil vor zwei Wochen haben wir noch gewusst, wir müssen bis 31. Mai fertig spielen. Eine Woche später war es der 30. Juni. Letzte Woche wurden wir informiert, dass die Nennfrist für die UEFA-Startplätze der 3. August sein wird. Somit ist zumindest von UEFA-Seite die Vorgabe, dass man länger spielen kann, also auch noch im Juli. Allerdings alles was man nach hinten schiebt, fehlt einem dann natürlich hinten raus. Also da muss man schon viel bedenken, auch die Rahmen-Terminpläne in allen Ligen. Und das Wichtigste ist, es geht ja zwischen allen Ligen - von der ersten bis zur letzten Klasse - auch um Auf- und Abstieg. Aber gut ist einmal, dass wir dieses Zeitfenster noch bekommen haben. 

Das heißt, bis zum 3. August muss die Meisterschaft abgeschlossen werden. Wie viele Spiele sind denn aktuell noch ausständig?

Derzeit sind noch die zehn Spieltage für den Meisterdurchgang ausständig und darüber hinaus drei Spieltage für das Europa-League-Play-off. Also insgesamt bräuchten wir 13 Termine, wenn wir die Saison ganz zu Ende spielen wollen. 

PK TIPICO BUNDESLIGA: EBENBAUER

Eine Verkürzung wäre also nicht möglich, da es sonst mit dem Heimrecht jemanden gebe, der bevorteilt bzw. benachteiligt werden würde. Heißt: Wenn man spielt, braucht man 13 Spieltage?

In der jetzigen Situation muss man über sämtliche Varianten nachdenken. Natürlich denken wir auch über solche Maßnahmen nach. Wir haben Mitte April dann die nächste Sitzung mit den Klubs und dadurch, dass sich auch täglich etwas ändert und man schauen muss, wo dann die besten Möglichkeiten sind, wird man das auch ins Kalkül ziehen. Aber: Der derzeitige Stand ist natürlich, dass wir immer noch hoffen, dass wir die Meisterschaft sportlich zu Ende bringen können.

Diese Spiele werden dann aber aller Voraussicht nach Geisterspiele - also ohne Publikum. Wie würden Sie das sehen, bzw. wie ist auch die Meinung der Klubs dazu? 

Das ist die nächste wichtige Frage, die es zu klären gibt. Da muss man auch bedenken, dass die Zuschauer schon lange keinen Sport mehr gesehen haben und viel Zuhause sein müssen. Ich glaube es gibt keinen Fußball-Fan, der Geisterspiele mag. Allerdings gibt es derzeit auch andere Vorgaben und da muss man sich einfach mit Möglichkeiten befassen, dass es vielleicht besser ist, dem Zuschauer zumindest die Möglichkeit zu geben Fußballspiele vor diversen Endgeräten zu sehen als gar nicht. Aber das gilt es auch noch mit den Klubs zu besprechen und eine Einigung zu finden. Aus meiner Sicht ist es klar: Wir müssen alles tun, dass gespielt werden kann. 

FUSSBALL: UEFA EUROPA LEAGUE / ACHTELFINALE: LASK LINZ - MANCHESTER UNITED

Die Fans müssten das wohl vor den TV-Geräten verfolgen. Wie ist das aber mit dem TV-Vertrag, den man ja mit Sky hat. Gilt dieser Vertrag auch für Geisterspiele, bzw. für diese Situation weiterhin? Oder muss es da Anpassungen geben?

Wir sind natürlich in Gesprächen mit Sky. Und ich gehe davon aus, dass Sky auch mit den Sub-Lizenznehmern - sprich mit A1, ORF oder Laola - Gespräche führt. Sky hat natürlich auch selbst ein Interesse daran, dass die Meisterschaft sportlich zu Ende gebracht werden kann. Das ist selbstverständlich und auch der Sinn des Sport-Angebots. Je nachdem, welche Maßnahmen da notwendig sind oder wie weit man dann nach hinten rausgehen muss, um die Spiele umsetzen zu können - oder auch weniger Spiele absolviert - muss man natürlich ein Einvernehmen finden. Derzeit unternehmen wir alles, dass wir die Zuseher und Fußball-Fans auch Zuhause unterhalten können. Im besten Fall natürlich wieder mit Live-Sport.

Auch bei Geisterspielen treffen Menschen aufeinander, nämlich die Spieler, Trainer das Betreuerteam. Was passiert, wenn sich ein Spieler weigert zu spielen, aus Angst, angesteckt zu werden?

Das ist ein guter Punkt, den man natürlich bei allen Maßnahmen behandeln muss. Das Wichtigste ist ja: Der Körper von Profi-Fußballern ist deren Kapital. Die sind jetzt schon lange nicht mehr im Training, das Wichtigste ist daher, dass man wieder einen Trainingsbetrieb aufrecht erhalten kann, und natürlich in weiterer Folge Spiele. Aber da benötigt man nach dieser jetzt schon langen Pause, die noch etwas dauern wird, sicher einige Zeit. Es findet gerade auch eine Umfrage der Spielergewerkschaft (VdF) statt zu diesem Thema. Dass man hofft, dass sämtliche Maßnahmen, die vorgegeben sind, um die Sicherheit der Spieler zu gewährleisten, eingehalten werden müssten. Das ist das oberste Prinzip. Das würden wir auch sicher umsetzen, damit sich kein Spieler sorgen müsste.

Aber denken wir an die Partie Bergamo gegen Valencia, wo danach dann fünf Spieler der Spanier positiv getestet wurden. Der eine Meter Sicherheitsabstand ist ja bei einem Fußballspiel nicht einzuhalten. 

Da gehen Sie aber davon aus, dass die Spieler erst nach dem Spiel getestet wurden. Mittlerweile wissen wir ja, wie die Verbreitung des Virus vonstatten geht, und dass dann natürlich Tests vor der jeweiligen Partie oder den Trainingseinheiten notwendig wären, ist klar. 

Wenn jetzt doch abgebrochen werden muss ist die große Frage, was zählt für eine Platzierung im Europacup? Wie ist da die Regelung?

Das Wichtigste ist einmal, dass die UEFA den Nationalverbänden frei lässt unter objektiven Kriterien zu bewerten, wer in so einem Falle für die internationalen Startplätze in Frage kommt. Von dem gehe ich aus. Somit obliegt die Entscheidung in erster Linie dem Dachverband, dem ÖFB, der sicher mit der Bundesliga Rücksprache halten wird. Da gibt es viele Möglichkeiten, da gibt es sicher auch viele Themen, die man bedenken muss, um niemanden zu bevor- oder benachteiligen. Ob dann am Schluss alle zufrieden sind, kann ich jetzt noch nicht sagen. Fakt ist, dass es genau aus diesem Grund sehr wichtig wäre, dass man ein sportliches Resultat erhält. Weil es geht ja nicht nur um UEFA-Startplätze, sondern auch um Auf- und Abstiegsplätze, die für einzelne Vereine vielleicht noch Wesentlicher sind.

St. Pölten ist derzeit auf dem letzten Tabellenrang. Wenn jetzt abgebrochen wird, müsste dann nicht das Auf- und Abstiegsprozedere für diese Saison ausgesetzt werden?

Das ist durchaus eine Variante. Ich möchte da aber nicht gleich meine Meinung dazu kundtun, das will ich in erster Linie mit den Klubs besprechen. Und vorher müssen wir es auch mit dem ÖFB besprechen. Ich kann aber versprechen, wir sind gewappnet. Wir haben sämtliche Szenarien durchgearbeitet und durchgedacht. Derzeit liegt aber das Hauptaugenmerk noch darauf, die Saison vielleicht doch noch zu Ende zu spielen. Und wenn dieser Fall eintritt, dann werden wir noch die beste von allen schlechten Möglichkeiten wählen, die man wählen kann.

Wäre eine Aufstockung der Liga eine Möglichkeit?

Wir können als Verein in der derzeitigen Situation natürlich auch im Sinne der Vereinsstatuten Ausnahmeregelungen schaffen. Das ist mit einer 2/3-Mehrheit in der Hauptversammlung möglich. Aber zuerst benötigen wir davor auf alle Fälle eine Ermächtigung durch den ÖFB. Das ist auf jeden Fall zwingend erforderlich. Also denkbar ja, aber zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht aktuell.

Am 16. April ist die Klubkonferenz, virtuell natürlich. Was werden Sie den Klubs da raten?

In erster Linie ist es wichtig, dass wir weiterhin den Zusammenhalt zeigen, nach innen und nach außen. Und es ist wichtig, dass alle nach außen Zusammenhalt zeigen und auch weiterhin unterstützen, wo es geht. Dass man etwa versucht die Fans auch in diesen Zeiten zu unterhalten. geschweige denn, dass man natürlich auch die Bürgerinnen und Bürger von Fußballer-Seite darauf hinweist, dass es wichtig ist, die Maßnahmen der Regierung einzuhalten, um schnellstmöglichst wieder aus dieser Situation herauszukommen. Und dann in weiterer Folge geht es um jene Themen, die wir bereits angesprochen haben. In erster Linie ist es wichtig, dass wir Fußball spielen, wenn wir Fußball spielen können. Und dass wir schnellstmöglichst einen sportlichen Bewerb haben, der ordentlich abgeschlossen wird.

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