Rapid gewinnt das 309. Wiener Derby

Sabitzer gelang das einzige Tor an diesem Sonntag.
Rapid siegt bei der Austria 1:0, sichert damit Platz zwei und einen Europacup-Start ab.

Wien ist Violett. Das war eine Woche lang von der Austria marketingtechnisch suggeriert worden, Rapid widerlegte am Sonntag diese Aussage mit dem 1:0-Sieg. Nach dem dritten Derby-Erfolg in Serie steht Rapid mit acht Punkten Vorsprung auf Grödig vor der Europacup-Qualifikation. Die Favoritner müssen mit drei Zählern Vorsprung auf den Salzburger Konkurrenten weiter zittern, verlieren aber Platz zwei noch nicht aus den Augen. Goalie Heinz Lindner weiß: "Aber das wird jetzt sehr schwer. Wir haben heute wichtige Punkte liegen gelassen."

Am Ende waren einander beide Parteien grün, Rapid hatte verdient gewonnen. "Ich hatte schon gefühlt, dass das Team gewinnt, das den ersten Treffer erzielt", so Austria-Kapitän Ortlechner. Er sollte Recht behalten.

Das 0:1 fiel in der 66. Minute. Es war ein Tor im zweiten Versuch. Zuerst hatte der starke Joker Deni Alar einen Stanglpass allein vor Lindner verpasst. Doch Rapid setzte nach, behielt den Ball. Steffen Hofmann spielte auf Marcel Sabitzer, der sich gegen Christian Ramsebner durchsetzte. Mit links ins kurze Eck traf der im Frühjahr beste Rapidler zum Goldtor.

Aufwärmphase

Im ersten Durchgang war es keine hochklassige Darbietung, "ein Abtasten", wie es Austria-Coach Herbert Gager beschrieb. Rapid wirkte dennoch aggressiver, giftiger, frischer. Allerdings fehlte es an guten Strafraum-Aktionen, die Chancen waren überschaubar. Die beste hatte Louis Schaub, der eine Burgstaller-Flanke mit dem Kopf nur streifte (41.). Rapid-Trainer Zoran Barisic wusste: "Im letzten Spieldrittel haben wir zu selten den einfachen Pass gewählt."

Das änderte sich in der zweiten Hälfte . Der agile Rapid-Chef Hofmann hatte die Führung schon auf dem Fuß, Sabitzer machte es wenig später besser. Ortlechner gab offen zu: "Das hat sich abgezeichnet." Auch ein zweiter Rapid-Treffer, doch Alar knallte den Ball in einem Konter nur an die Stange (81.).

Im Gegenzug verfehlte der eingewechselte Salamon nach einem Dibon-Patzer das Ziel um wenige Zentimeter . Zuvor war ein Hosiner-Tor zu Recht wegen Handspiels nicht anerkannt worden (73.).

Als die Austria die Fünferabwehr auflöste und mit Kamara auf ein 4-4-2 umstellte, um die Offensive zu forcieren, gab es für beide Mannschaften mehr Räume. Gager: "Die Möglichkeiten waren für uns vorhanden, zum Schluss haben wir dadurch in der Defensive etwas die Ordnung verloren."

Während Rapid nach dem fünften Sieg in Folge ohne Gegentor schon für den Europacup planen kann, muss die Austria noch eifrig dafür Punkte sammeln. Gager: "Wir müssen wieder gewinnen und wollen unbedingt in den Europacup. Wenn das nur über den dritten Platz funktioniert, werden wir nicht so traurig sein."

Generali Arena, 12.500 (ausverkauft), SR Lechner

Tor:
0:1 (66.) Sabitzer

Austria: Lindner - Ramsebner (88. Jun), Rotpuller, Ortlechner (53. Kamara) - F. Koch, Gorgon, Royer (78. Salamon), Suttner - De Paula, Horvath - Hosiner

Rapid: Novota - Trimmel, Sonnleitner, Dibon, Schrammel - Petsos, Behrendt - S. Hofmann (86. Boskovic), Schaub (60. Alar), Sabitzer (79. Grozurek) - Burgstaller

Gelb-Rote Karte: Burgstaller (87., wiederholtes Foulspiel)
Gelbe Karten: Ortlechner, Rotpuller, Ramsebner bzw. keine

Tabelle

Herbert Gager (Austria-Trainer): "Wir können uns überhaupt nichts vorwerfen. Wir haben ein rassiges Derby gesehen mit zwei Mannschaften auf Augenhöhe. Rapid war ein bisschen effektiver, aber sicher nicht besser als wir. Der Leistung nach wäre ein Unentschieden gerecht gewesen. Es wird immer aufgehängt auf drei Innenverteidigern oder Viererkette, das spielt aber keine Rolle. Wir haben einen entscheidenden Zweikampf verloren. Das hat nichts mit Dreier- oder Viererkette zu tun. Wir haben am Schluss aber auch Chancen gehabt und können den Ausgleich machen. Wir werden unseren Weg weiterverfolgen und unsere Ziele am Ende der Saison sicher erreichen."

Zoran Barisic (Rapid-Trainer): "Wir haben versucht, immer den Ton anzugeben, zu attackieren. Wir haben ihnen nicht allzu viele Möglichkeiten oder Chancen gegeben. Wir haben selbst versucht, initiativ zu bleiben. Wir waren insgesamt gesehen um einen Tick die gefährlichere Mannschaft, der Sieg geht in Ordnung. Wir wollten agieren, aktiv sein, haben es nicht als Auswärtsmatch angelegt. In der ersten Hälfte hat uns die innere Ruhe beim letzten Pass gefehlt. Drei von vier Derbys gewonnen, keines verloren - das freut uns sehr. Die Mannschaft ist physisch ganz gut drauf. Sie ist bereit, alles zu unternehmen, damit wir kein Tor bekommen."

Drei Tage nach dem Angriff auf Austrias U19-Nationalspieler Valentin Grubeck trugen die Rapidler beim Aufwärmen T-Shirts mit der Aufschrift "Für Fußball, gegen Gewalt". Trainer Zoran Barisic meinte zu dieser Aktion: "Die Mannschaft hat mit diesen Leibchen ein Zeichen gesetzt, dass sie ganz klar gegen solche Aktionen ist. Das spricht für den Charakter der Mannschaft, dass sie sich das traut. Schlussendlich sind alle froh, dass alle Zuschauer im Stadion diszipliniert und fair miteinander umgegangen sind."

Marcel Sabitzer (Rapid-Torschütze): "Tore gegen den Stadtrivalen sind immer die schönsten. Ich habe mich energisch durchgesetzt und ins kurze Eck getroffen. Genau das gleiche Tor ist mir beim Aufwärmen gelungen, im Match konnte ich es dann zum Glück wiederholen. Wir haben jetzt fünf Spiele in Serie zu null gewonnen. Da mache ich mir keine Gedanken, dass wir uns nicht für den Europacup qualifizieren. Aber wir dürfen die Beine auf keinen Fall hochlagern, sonst schaffen wir es sicher nicht."

Nach dem unwürdigen Vorspiel blieb es wenigstens rund um den Hauptakt ruhig. Vielleicht hat auch der beruhigend wirkende Sonntag-Nachmittag-Regen die nach dem Angriff von Rapid-Fans auf das Austria-Talent Valentin Grubeck aufgeheizten Gemüter abgekühlt. Die Rapid-Spieler setzten schon vor dem Anpfiff ein gutes Zeichen und brachten sich mit eigens angefertigten Aufwärmleibchen auf Touren, auf denen stand: "Für Fußball – gegen Gewalt".

Vizepräsident Christoph Peschek begab sich in den Fanblock zu den 1250 Rapidlern, die auch bei der Anreise für keinerlei Ausschreitungen gesorgt hatten.

Die Austria-Fans auf der Osttribüne zeigten dann mit einer großen Choreographie, womit sie sich während der vergangenen Woche beschäftigt hatten.

"Wir sind alle froh, dass es friedlich geblieben ist", sagte Rapid-Trainer Zoran Barisic, der im Gegensatz zu seinem Freund Herbert Gager in der Coaching Zone ruhig geblieben ist. Den Lauf von Marcel Sabitzer erklärt er trocken: "Man sieht, dass der Präsenzdienst beim Bundesheer für einen Fußballer auch gut sein kann. Er hat hart dafür gearbeitet und jetzt trifft er auch."

Tatsächlich durfte der 20-Jährige nach jedem seiner sechs Ligatreffer über einen Sieg jubeln. "Das will ich nicht überbewerten. Wichtiger ist, dass wir uns als Mannschaft wieder für eine kämpferische Vorstellung belohnt haben." Seinen insgesamt dritten Derby-Treffer übte Sabitzer beim Aufwärmen: "Da hab’ ich den Ball genauso ins Eck getroffen. Das wollte ich beim Tor wiederholen."

Der 1. FC Köln hatte am Sonntag großes Interesse am Derby. Peter Stöger verfolgte das Spiel in Köln im Fernsehen, dafür waren FC-Sportdirektor Jörg Schmadtke und Kaderplaner Jörg Jacobs vor Ort in Favoriten. Sie blickten vor allem Markus Suttner auf die Beine. Der Linksverteidiger, der auch mit Augsburg und Wolfsburg in Verbindung gebracht wird, ist in Köln ein Thema. Am Sonntag machte er aber keine Werbung in eigener Sache.

Die Austria-Führung wiederum verfolgt ganz genau die Auftritte des 1. FC Köln und drückt dabei Peter Stöger die Daumen. Nicht ohne Eigennutz, denn die Austria würde im Falle des Aufstiegs von Köln noch im Zuge des Stöger-Transfers im vergangenen Sommer eine ansehnliche Summe kassieren, selbst wenn sich Köln von ihrem Trainer während der Saison getrennt hätte.

In Köln wird von 750.000 Euro gesprochen, in Wien spricht man gar nicht darüber. Finanzvorstand Markus Kraetschmer: "Zahlen kommentiere ich nicht."

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