Austria-Talent von Rapid-Fans attackiert

Generali Arena, Austria Stadion, Horr
15 vermummte Rapid-Anhänger griffen am Austria-Gelände Valentin Grubeck an.

Eigentlich hätte er am Freitag im Derby der Amateur-Teams von Rapid und Austria im Hanappi-Stadion einlaufen sollen. Doch statt auf dem Platz befand sich der Austrianer Valentin Grubeck in der Privatklinik Döbling zwecks Untersuchungen, danach wurde er von der Polizei einvernommen.

Was war geschehen?

Am Donnerstagabend hatten die Austria Amateure ihr Abschlusstraining neben der Generali-Arena. Grubeck verließ danach das Gelände in Richtung der nächsten Bushaltestelle, ihm kamen vermummte Personen auf deren Weg zum Stadion entgegen. Der 19-Jährige wurde niedergeschlagen.

Polizeieinsatz

Polizei-Sprecherin Adina Mircioane erklärt: „Zehn bis 15 Personen sind auf dem Parkplatz der Osttribüne auf Grubeck losgegangen, haben ihm den Rucksack entrissen und auf ihn eingeschlagen. Einige von ihnen sind weggelaufen. Sie haben Kapuzenpullis getragen. Eine Sofortfahndung ist eingeleitet worden, bei der ist ein junger Mann, der auffällig verschwitzt war, aufgefallen. Der Verdächtige ist 20 Jahre alt.“ Er wurde ebenfalls noch einvernommen.

Die herbeigerufene Rettung stellte zunächst keine Verletzungen fest, wie von offizieller Seite bestätigt wurde: „Grubeck hatte keinerlei Beschwerden, auch kein Schwindelgefühl. Nur eine kleine Hautabschürfung an einem Finger der rechten Hand. “ Die Austria schickte das unter Schock stehende Talent zu weiteren Untersuchungen zu Klubarzt Alexander Kmen in die Klinik nach Döbling. Dort wurden Prellungen am Rücken und am Brustkorb festgestellt.

Die Austrianer zeigten sich schockiert und fassungslos. AG-Vorstand Markus Kraetschmer wurde deutlich wie selten zuvor: „Es handelt sich um einen massiven Angriff auf die Austria-Familie. Die Grenzen des Zulässigen sind überschritten worden. Man muss rigoros vorgehen. Haus- und Stadionverbote sind das Minimum. Diese Leute gehören ins Gefängnis.“

Er fordert die Exekutive auf, den Vorfall lückenlos aufklären. „Immer wieder passiert etwas. Es ist einfach unfassbar.“ Noch am selben Tag fanden Gespräche mit Austria-Fanklubs statt, weil man negative Reaktionen verhindern möchte. „Das Motto Aug um Aug ist schon lange Vergangenheit.“ Plötzlich bekam auch das sonst von nur wenigen Fans besuchte Derby der Amateure ungewollte Brisanz.

Konsequenzen

So schnell wie noch nie nach derartigen Vorfällen reagierte Rapid mit einer offiziellen Aussendung, um klarzustellen, dass „Gewalt im Umfeld des SK Rapid keinen Platz haben darf“. Angekündigt werden „strikte Konsequenzen für die mutmaßlichen Täter“.

Klubsprecher Peter Klinglmüller konkretisiert: „Sofern eine Nähe zum Verein bestehen sollte, geht das vom Stadionverbot über den Vereinsausschluss bis zum Entzug der Fanklub-Zugehörigkeit.“ Am deutlichsten wurde Steffen Hofmann: „Das ist eine Katastrophe. Es tut mir unheimlich leid für Grubeck. Wer so etwas macht, ist kein Rapid-Fan!“

Nachdenklich und „mit Sorgen“ analysiert der Rapid-Kapitän: „Eigentlich sollte es um die sportliche Vorherrschaft in der Stadt gehen – jetzt wird das in den Hintergrund gedrängt. Gewalt hat im Fußball nichts verloren.“

Kritisiert wird Rapid von Gernot Zirngast, dem Vorsitzenden der Spielergewerkschaft VdF: „Die Austria hat bewiesen, dass man im Umgang mit solchen Chaoten keine zweite Meinung gelten lassen darf und Stadionverbote ausgesprochen. Rapid ist hier kein Vorbild. Unter Präsident Edlinger ging man zu lax mit solchen Fans um.“

Scharfe Konsequenzen durch Rapid fordert auch Liga-Präsident Hans Rinner. Und auch ÖFB-Boss Leo Windtner meldete sich „zutiefst erschüttert“ zu Wort: „Diese kriminellen Elemente haben im Fußball nichts verloren, sie verursachen immensen Schaden.“

Seit Jänner 2013 spielt Valentin Grubeck für die Amateure der Wiener Austria. Zuvor ging der Unter-19-Teamspieler aus Schärding für die Fußballakademie Linz auf Torjagd. Der 19-Jährige gilt als große Stürmer-Hoffnung. Mit drei Toren in der UEFA Youth League gegen Atletico Madrid und Zenit St. Petersburg machte er im Herbst auch international auf sich aufmerksam. Nun geriet er in die Schlagzeilen, weil er am Donnerstag vor der Generali-Arena von Rapid-Anhängern verprügelt wurde. Der KURIER erreichte ihn am Freitag im Spital.

KURIER: Herr Grubeck, was ist am Donnerstag passiert? Können Sie die Vorfälle schildern?
Valentin Grubeck:
Wir hatten Training mit den Austria Amateuren, ich war danach als einer der ersten draußen nach dem Duschen und war zu Fuß auf dem Weg zur Bushaltestelle, weil ich heimfahren wollte. Ich war ins Handy vertieft, weil ich gerade meine Eltern anrufen wollte. Daher habe ich erst spät aufgeschaut und die 15 bis 20 Personen erkannt. Sie hatten Kapuzenpullis auf und waren vermummt.

Was ist dann passiert?
Der Großteil ist Richtung Stadion gelaufen, zwei sind in meine Richtung abgebogen. Sie haben gerufen und gefragt, ob ich zu der Gruppe dazugehören würde und ob ich Austria-Fan bin. Ich habe gar nichts geantwortet. Einer hat mich dann niedergerissen. Ich bin auf dem Boden gelegen und sie haben auf mich eingetreten. Ich hab’ nur geschaut, dass ich meinen Kopf schütze. Die Rippen und der Rücken tun mir ziemlich weh. Ich habe starke Prellungen, mein Knie wird noch untersucht.

Hatten Sie einen Austria-Trainingsanzug an?
Nein, ich war in Zivilkleidung unterwegs. Ein Wahnsinn, dass so etwas passiert. Das ist einfach nur traurig. So etwas hat beim Fußball nichts verloren. So wird das Image des Sports und auch des Vereins doch nur zerstört. Rapid steht eigentlich für gute Fans und tolle Stimmung im Stadion. Aber durch solche Idioten wird alles zerstört. Ich war noch nie in meinem Leben in eine Rauferei oder etwas ähnliches verwickelt. Ich hätte nie gedacht, dass mir so etwas passieren könnte.

Was sollte jetzt passieren?
Solche Chaoten gehören vom Fußball konsequent vertrieben. Jede Verbindung zu den Vereinen gehört abgekappt. Die schaden einfach nur.

Noch am Mittwoch hatten Spieler von der Austria (Dilaver, Stankovic) und Rapid (Trimmel, Sonnleitner) vor 270 Schülern im 21. Bezirk versichert, dass bei aller sportlichen Rivalität ein friedliches, respektvolles Miteinander zu dominieren habe. Und dann werden just nach dieser wunderbaren Veranstaltung und just vor dem Wiener Derby der Fair-Play-Gedanke und ein schuldloses Austria-Talent brutal mit Füßen getreten.

Gleichgültig, ob es acht, zehn, zwölf oder 15 Vermummte waren, die über Nachwuchs-Nationalspieler Grubeck herfielen, gleichgültig, ob die Rapid-"Fans" ihr violettes Opfer überhaupt gekannt haben oder nicht – die Aktion war brutal und widerlich feige.

Doch was wird passieren?

Wieder müssen Außenstehende (fälschlicherweise) glauben, dass sich nur Rowdys beim Fußball herumtreiben.

Wieder werden Anhänger des Stadtrivalen Rache schwören.

Wieder werden Hardcore-Fans, sobald ein Schläger verurteilt wird, Spruchbänder gegen Polizei und Medien spannen.

Und wieder wird es auch Funktionäre geben, die selbst die jüngste Schandtat noch verniedlichen.

In Wahrheit haben sie Angst vor einer aggressiven Minderheit. Rapid-Kapitän Steffen Hofmann hingegen spricht von einer Katastrophe für den Sport und fordert harte Strafen für die Übeltäter. Bedenklich, dass ihm allein für diese Aussage symbolisch eine Tapferkeitsmedaille gebührt.

Hans Rinner (Präsident Bundesliga): "Die gewaltsamen Übergriffe auf den Spieler Valentin Grubeck sind aufs Schärfste zu verurteilen. Nun liegt es bei den ermittelnden Behörden, diesen Vorfall so rasch wie möglich aufzuklären. Sollte sich der Verdacht bestätigen, dass es sich bei den Tätern tatsächlich um Anhänger des SK Rapid Wien handelt, ist der Klub gefordert, die bereits angekündigten Sanktionen mit sofortiger Wirkung zu ergreifen. Wir wünschen Valentin Grubeck auf diesem Weg eine schnelle Genesung und hoffen, dass der aktive U19-Nationalteamspieler seine sportliche Karriere sobald wie möglich fortsetzen kann".

Leo Windtner (Präsident ÖFB): "Ich bin über diese unfassbare Aktion zutiefst erschüttert. Valentin Grubeck ist Teamspieler unseres U19-Teams. Jede Form der Gewalt im Fußball ist auf das Schärfste zu verurteilen, diese Art überschreitet jede Schwelle. Es ist undenkbar, dass sich ein Spieler außerhalb seiner Trainings nicht mehr sicher sein kann und ich hoffe auf eine restlose Aufklärung dieses Vorfalls sowie eine harte Verurteilung der Übeltäter mit aller Konsequenz. Diese kriminellen Elemente haben im Fußball nichts verloren, sie verursachen immensen Schaden. Dem Valentin wünsche ich eine rasche Genesung und alles Gute, auf dass er bald wieder am Spielfeld wirken kann."

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