Der rabenschwarze Tag der Austria

APA12200572 - 06042013 - WIEN - ÖSTERREICH: Tipp3-Bundesliga-Begegnung zwischen FK Austria Wien und RZ Pellets WAC am Samstag, 06. April 2013, in Wien. Im Bild: WAC-Spieler jubeln über das Tor zum 4:0. APA-FOTO: HERBERT NEUBAUER
Der effiziente Aufsteiger WAC bremste den Bundesliga-Leader eindrucksvoll aus.

Ein 0:4 in einem Heimspiel sorgt normalerweise nicht unbedingt für meisterliche Stimmung. Dass die Austria-Fans den Tabellenführer der Bundesliga trotz einer herben Pleite gegen den im Frühjahr weiter in Hochform agierenden WAC feierten, war der positivste Aspekt aus violetter Sicht. Bei der Austria steht erstmals seit langer Zeit wieder die Aufarbeitung einer Niederlage auf dem Programm. Die in dieser Verfassung auf einen Europacup-Startplatz schielenden Wolfsberger übten sich indes im Understatement.

"Im Moment ist die Stimmung nicht die allerbeste. Wir werden uns aber jetzt nicht eine Woche zusammensetzen und ausweinen, weil wir ein Spiel verloren haben", sagte Peter Stöger nach der höchsten Heimniederlage der Wiener seit dem 0:4 im Cup-Viertelfinale gegen Austria Lustenau im April 2011. Damals sorgte die Niederlage für Aufruhr unter der Anhängerschaft. Dass diese ihre Mannschaft nach den Unstimmigkeiten der vergangenen Woche mit "Wir werden Meister"-Chören verabschiedeten, war sogar dem Austria-Trainer unheimlich: "Ich war sogar ein wenig gerührt, dass es in diese Richtung geht."

Vergebene Sitzer

Nach 18 Runden ohne Niederlage erlebte der Spitzenreiter einen rabenschwarzen Tag. Während sich die Austria in dieser Partie bei Sitzern von Philipp Hosiner, Tomas Jun oder Roman Kienast als Meister der Ineffizienz entpuppte, war beim Aufsteiger aus Kärnten fast jeder Torschuss ein Treffer. Austria-Torhüter Heinz Lindner fischte mehr Bälle aus dem Netz, als er abwehren durfte.

Sein Kapitän Manuel Ortlechner hatte bereits kurz nach Anpfiff eine böse Vermutung. "Wir haben uns viel vorgenommen, aber es hat von Anfang an die Präsenz gefehlt. Das war nicht die Austria der vergangenen Wochen", sagte der Innenverteidiger. Vor allem in der Defensive habe man sich anfällig wie schon lange nicht mehr präsentiert. "Das muss man sachlich und nüchtern analysieren, die Schlüsse ziehen und nächste Woche besser machen", meinte Ortlechner, der auch ergänzte: "Heute geht sicher keiner heim und sagt: 'Egal, es ist nichts passiert.'"

Schwache Ersatzleute

Kommenden Sonntag wartet auf die Austria in der 29. Runde immerhin das Auswärtsspiel bei Sturm Graz. Da stehen auch die gegen den WAC gesperrten Alexander Grünwald, Florian Mader und Alexander Gorgon wieder zur Verfügung. Wenn es auch keiner der Beteiligten aussprach: Das Trio fehlte der Austria. Dass mit Dare Vrsic und Marko Stankovic zwei von drei Ersatzleuten in der Pause in der Kabine blieben, sprach Bände.

Überbewerten wollte die Niederlage bei der Austria niemand. Abhaken und nach vorne schauen war die Devise. "Jetzt ist diese Serie beendet. Nun müssen wir schauen, dass wir nicht die nächsten vier Spiele verlieren und eine Negativserie aufbauen", merkte Stöger ironisch an. Die Meister-Frage kann bei der Austria mittlerweile kaum einer mehr hören - eine Parallele zum im Frühjahr in neun Spielen unbesiegten WAC. Dort reagieren die Beteiligten mit Fragen auf mögliche Europacup-Ehren distanziert.

Auf Admiras Spuren

"Ich könnte auch sagen, ich will die Champions League gewinnen. Aber wir träumen nicht von Unrealistischem, sondern konzentrieren uns auf die Arbeit auf dem Platz. Was am Ende herauskommt, wird man nach 36 Runden sehen", betonte Trainer Nenad Bjelica unentwegt. Der Kroate könnte mit seiner Mannschaft das Husarenstück der Admira aus dem Vorjahr wiederholen. Damals holten die Niederösterreicher als Aufsteiger ebenfalls einen Startplatz in der Europa League.

Für das Hoch seiner Mannschaft macht Bjelica vor allem die mentale Komponente verantwortlich. "Wir gehen in jedes Spiel, um zu gewinnen. Diese Mentalität gewinnt manchmal auch Spiele. Diese positiven Dinge passieren, wenn du mit dieser Überzeugung in ein Spiel gehst", sagte der 41-Jährige. Allein der Elan, mit dem der ehemalige Internationale seine Elf von der Seitenlinie dirigiert, spricht Bände. Den einen oder anderen Disput mit den Unparteiischen inbegriffen.

Nach Sturm Graz und Rapid bezwang der WAC mit der Austria in seiner Premierensaison in der Bundesliga nun auch den dritten "Großen". Die Favoritner trifft man dabei im Cup-Viertelfinale am 17. April in der Lavanttal-Arena wieder. Auf einen ähnlichen Spaziergang dürfen sich die Heimfans der Kärntner laut Torhüter Christian Dobnik aber nicht einstellen. "Wenn man 4:0 bei einer Austria gewinnt, die zu 99 Prozent Meister ist - besser kann man nicht spielen", sagte der erneut unbezwingbare Schlussmann.

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