Ende dieser Woche einigte man sich darauf, den Georgiern noch eine Frist einzuräumen.
Georgische Hoffnung
Dabei glaubten die Wiener endlich den gesuchten strategischen Partner gefunden zu haben. Doch allein schon bei der Erlangung der Lizenz in zweiter Instanz war der neue Partner nur bedingt behilflich, vielmehr brachten Austrianer aus den einzelnen Gremien Geld auf und standen ein für Bankgarantien.
Andreas Rudas, langjähriges Aufsichtsrat-Mitglied der Austria, wurde von Präsident Frank Hensel gebeten, als langjähriger Manager zu vermitteln. Rudas, der seit jeher gerne im Hintergrund die Fäden zieht, versteht die Aufregung nicht. „Es ist ja nichts passiert. Außer, dass von Insignia bisher keine Sponsoren für die Austria lukriert wurden.“
Abgesehen vom Imageschaden, wurde Insignia genau genommen vertragsbrüchig. Denn bis dato, so hört man von der Austria-Spitze, hätte Insignia laut Vertrag sieben Millionen Euro überweisen sollen. Tatsächlich erhalten hat die Austria lediglich 270.000 Euro. Für Insignia eine unbezahlbare Werbung für ein Minimum an Aufwand, zumal man bis dato als Brustsponsor auf den Trikots prangen durfte.
Die gemeinsam gegründete internationale Vermarktungs GmbH sah vor, dass in Folge jährlich Sponsoren in der Gesamthöhe von sieben Millionen Euro gewonnen werden können. Gelingt dies nicht, würde Insignia die Differenz ausgleichen. Übertrifft man die Sieben-Millionen-Grenze, dann würde der Überschuss mit dem Schlüssel 70:30 pro Insignia aufgeteilt werden.
Georgische Groteske
Die Austria jedoch hat von dem Doppelpass mit Insignia bisher keinen Vorteil erfahren. Der Insignia-Gesandte in der GmbH ist Aleksandar Bursac, selbst Eigentümer einer Spieleragentur.
Er bot der Austria im August Ex-Spieler von Barcelona und Chelsea an, allesamt für die Veilchen unfinanzierbar. Am letzten Transfertag zauberte er einen Leihspieler von Inter Mailand samt vorgefertigten Vertrag aus dem Hut. Doch Sportdirektor Manuel Ortlechner verweigerte die Unterschrift. Seitdem war von den Insignia-Leuten nichts mehr zu sehen. Luka Sur, Michael Surguladze, Aleksandar Bursac oder auch Merab Jordania, dessen Sohn Levan im Kader der Young Violets steht, kamen nicht mehr in die Generali Arena, auch nicht zum Heimspiel gegen Altach.
Zuvor hatte Insignia einen Brief verfasst, in dem man explizit die Absetzung von AG-Vorstand Gerhard Krisch forderte. Nach Intervention nahmen die Georgier das Schreiben wieder zurück. Sie hatten sich ursprünglich auch dazu verpflichtet, im sportlichen Bereich den Sportdirektor nicht zu überstimmen. Doch auch hier wollten sie Einfluss nehmen. So erzählten einige Insider von einem Telefonat, in dem Rudas einem violetten Edelfan die Absetzung von Trainer Manfred Schmid in Aussicht gestellt hätte.
Der KURIER konfrontierte Rudas mit diesem Gerücht: „Der Trainer steht nicht zur Diskussion, ich stehe hinter ihm“, stellt der international tätige Manager klar. „Natürlich ärgere ich mich als Austrianer auch über schlechte Ergebnisse. Aber sowohl Schmid als auch Sportdirektor Manuel Ortlechner haben mein vollstes Vertrauen. Und ich würde mich nie im Leben ins Sportliche einmischen.“
Georgische Nutznießer
Bisher profitierte Insignia von dem Deal mit den Veilchen. Man wollte über die Austria und die Vermittlung von Bank-Austria-Vorstand Gerhard Zadrazil engere Kontakte zur Stadt Wien und die österreichische Hauptstadt als Firmenstandort, der sich international sehen lassen kann. Michael Surguladze, Big Boss von Insignia, erkrankte zudem sehr schwer an Corona und kam in den Genuss der ausgezeichneten medizinischen Versorgung der Stadt. Er überlebte und befindet auf dem Weg zurück zu alter Gesundheit.
Ob der Doppelpass zwischen der Austria und Insignia im Out landet, bleibt abzuwarten. Rudas erklärt seine Conclusio: „Mein persönlicher Eindruck ist, dass sie etwas machen wollen. Insignia ist keine Fata Morgana. Sie haben klare Vorstellungen, die aber mit den Vorstellungen der Austria nicht übereinstimmen.“ Also doch unüberbrückbare Differenzen?
In absehbarer Zeit ist ein Machtwort der Austria erforderlich, das der Präsident sprechen muss. Doch Frank Hensel hält sich zu diesem Thema noch zurück. Er wird wohl schon bald die Gelegenheit haben, echte Führungsstärke zu zeigen.
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