Bruckner: "Für meinen Nachfolger wird genug Manövriermasse da sein"
Vor zwei Monaten ist bei Rapid mit der Blamage gegen Vaduz ein Sturm losgebrochen, der alle Ebenen des Vereins erfasst hat. In einem Monat sollte mit der Wahl des neuen Präsidiums frischer Wind spürbar werden.
Dazwischen steht Martin Bruckner und macht – ja, was genau eigentlich?
Mit dem Feldhofer-Aus hat der scheidende Präsident bewiesen, dass er doch noch handlungsfähig ist. Nach einer Telefonumfrage im Präsidium verständigte sich Bruckner mit Sportchef Zoran Barisic direkt nach dem 0:1 in Ried auf die neue Aufgabenverteilung.
Von Zukunftsangelegenheiten wie dem Aufbau der Frauen-Sparte hat sich der 57-Jährige hingegen verabschiedet: „Es tut mir um diese Sache leid, aber da würden mir Detailentscheidungen nicht mehr zustehen.“
Gescheiterte Pläne
Eigentlich wollte der Vorstand der Allianz-Investmentbank noch einmal drei Jahre Rapid führen, 2025 hätte gerne Andy Marek übernommen.
Im ersten Ärger über den Druck aus Reihen der Fans nach dem Vaduz-Aus und über die Pläne von Steffen Hofmann mischte Bruckner in der Hütteldorfer Version von House of Cards mit.
„Mittlerweile habe ich auch emotional damit abgeschlossen. Ich bin in allen Wahlkampf-Diskussionen völlig außen vor“, sagt Bruckner zum KURIER.
Ähnlich formuliert es Michael Krammer. Das kommt auch Stefan Singer entgegen, der zwar im Präsidium sitzt, sich aber als Kandidat von Krammer und Bruckner emanzipieren will.
Erfreulicher Geschäftsbericht
Egal, wie es ausgeht, Bruckner hat eine Frohbotschaft parat: „Der Geschäftsbericht ist bald fertig. Der Gewinn wird richtig groß. Auch in der laufenden Saison sollte sich trotz Vaduz ein Plus ausgehen. Für meinen Nachfolger wird also genug Manövriermasse da sein.“
Da stellt sich an einer konkreten Entscheidung die Frage, ob der Zahlenmensch Bruckner nicht mehr Risiko nehmen hätte sollen. Jänner 2021: Trainer Kühbauer will WSG-Stürmer Yeboah, es scheitert an der Ablöse von rund 600.000 Euro.
Mitten im Lockdown greift Sturm zu, verkauft den 22-Jährigen ein Jahr später um 6,5 Millionen und Nachfolger Höjlund im Sommer um 17 Millionen.
Schlechtes Timing
Bruckner: „Tatsächlich ist da bei Sturm alles aufgegangen. Aber wir haben im Unterschied zu Sturm einen Stadionkredit zu bedienen und wussten damals nicht, wie lange der Lockdown dauern wird. Außerdem haben wir keinen der rund 200 Mitarbeiter gekündigt.“
Das Ergebnis? „Unsere beiden zweiten Plätze gelangen unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Wir hatten danach zur falschen Zeit Misserfolg.“
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