Bodenständig statt euphorisch: Der Realitätssinn steht Rapid gut

Bodenständig statt euphorisch: Der Realitätssinn steht Rapid gut
Das späte 1:1 in Salzburg prolongierte den Erfolgslauf der Grün-Weißen im Jahr 2024. Trotzdem werden in Hütteldorf keine Luftschlösser gebaut.

Für wenige Minuten brachen am Sonntag bei den Rapidlern alle Dämme. Das späte 1:1 bei Meister Salzburg durch das Elfmetertor von Marco Grüll versetzte die Spieler und die mitgereisten Anhänger in Ektase. Nach dem Schlusspfiff wurde vor dem Fansektor ausgelassen gefeiert und gejubelt.

Doch schon bei den Interviews war die allgemeine Begeisterung einer Abgeklärtheit gewichen, die erstaunt. "Wir waren nur 20 Minuten sehr gut. 70 Minuten waren nicht so gut", verkündete Torschütze Grüll.

Dabei hätten sie in Hütteldorf gerade allen Grund, auf einer kleinen Euphoriewelle dahin zu surfen. Rapid ist die einzige Mannschaft in der Bundesliga, die 2024 in Pflichtspielen noch ungeschlagen ist. Das Team steht im Cup-Finale und hat sich unter Trainer Robert Klauß vom achten auf den dritten Platz vorgearbeitet. In seiner Ära wurde nur ein Match verloren. Wenn das kein Grund für Hochgefühle und Überschwang ist?

In der Ruhe liegt die Kraft

Bei Rapid ist über die letzten Monate ein neuer Realitätssinn eingekehrt. Nach dem Motto "pragmatisch, praktisch, gut" wird die emotionale Skala nicht mehr wie früher komplett ausgereizt zwischen himmelhochjauchzend und zu Tode betrübt. Dafür ist auch und vor allem Coach Robert Klauß verantwortlich.

Nach dem verdienten 1:1 in Salzburg, mit dem Rapid den LASK von Platz drei verdrängte, verfiel der deutsche Cheftrainer nicht etwa in Euphorie, sondern verwies in seiner Analyse auf die Schwächen und Probleme, die ihm aufgefallen waren. "Wir hatten in der zweiten Halbzeit zu wenig Ruhe am Ball", monierte Klauß, "Salzburg hat uns mit seiner Physis den Schneid abgekauft."

Ähnlich nüchtern hatte Klauß auch den Einzug ins Cup-Finale analysiert. Der 39-Jährige sieht Rapid auf einem guten Weg, will sich aber keineswegs damit zufrieden geben, dass es immer besser aussieht mit einer Europacup-Teilnahme. Wie meinte er doch gleich vielsagend nach dem 1:1 in Salzburg: "Der Punkt ist okay, aber wir müssen besser werden."

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