Bierdusche und Partybus: Wie Frankfurt den Europacup-Triumph feierte
Nach dem Elfmeter hieß es beim Public Viewing Bierdusche für alle. Niemand blieb verschont, und spätestens da sprang die Stimmung sogar auf den Anti-Fußballfan aus Österreich über.
Wenige Minuten nach Mitternacht befand sich Frankfurt im Ausnahmezustand.
Man muss wissen: Eintracht und Frankfurt gehören zusammen wie Sachsenhausen und Apfelwein (das ist etwa vergleichbar mit dem, was in Wien der Heurigen und in Österreich der Grüne Veltliner ist): An der Straßenlaterne kleben Sticker der Eintracht, die Jugendlichen trainieren nicht im Messi-Trikot, sondern tragen die Nummer 13 von Hinteregger am Rücken. Und sogar Banker tragen Fanbänder der Eintracht am Handgelenk, Verkäufer haben unter der Uniform Eintracht-T-Shirts an.
Und so pilgerte nach dem Spiel jeder Frankfurter, ob Fußballfan oder nicht, alt oder jung, und ohne Rücksicht auf Verluste auf den nächsten Schul- oder Arbeitstag ins Stadtzentrum zur Hauptwache und von dort weiter auf den Römer, den Hauptplatz Frankfurts.
Hupkonzert und Feuerwerk
Wenn man es überhaupt bis dorthin schaffte: An jeder Straßenecke wurde gefeiert und gesungen, es gab kein Verkehrsmittel, das nicht zum Partybus wurde. Das Hupkonzert war ohrenbetäubend, aus den heruntergelassenen Fenstern wurden Fahnen und Fanschals geschwungen. Um den Römer kam kein Auto mehr durch, Feuerwerke wurden geschossen und Bengalos gezündet.
An diesem Abend drückte selbst die Polizei bei dem Spektakel ein Auge zu. Die Party ging bis in die frühen Morgenstunden und forderte ihren Tribut: Die Augenringe der Kolleginnen und Kollegen in der Morgensitzung am Donnerstagvormittag waren tief, und auch der Stadt sah man das Feiern an: Die Müllabfuhr kam am Donnerstag mit dem Aufräumen nicht nach. Oder versuchte es vielleicht auch gar nicht, denn die Party ist ja noch lange nicht vorbei.
Am Donnerstag ging es weiter: Den ganzen Tag drangen immer wieder "Europa-Cuuuuup"-Rufe durchs offene Fenster, und Fantruppen, die im Trikot vermutlich geschlafen haben, pilgerten schon zu Mittag Richtung Römer.
Die offizielle Feier ist dort für Donnerstag-Abend um 19 Uhr geplant. Eintracht Frankfurt landet um 18 Uhr am Frankfurter Flughafen, danach ist ein Autokorso durch die Innenstadt zum Römer geplant.
Für den "historischen Tag" hat die Stadt Hochzeiten verschoben, Lokale in der Nähe sind angehalten, ihren Schanigarten wegzuräumen, damit möglichst viele Fans Platz finden. Frankfurts Verwaltung kündigte an: "Am Donnerstag gehört die Stadt der Eintracht." Die Stadt rechnet mit bis zu 100.000 Menschen.
Und einer davon wird der mittlerweile assimilierte Fußball-Fan aus Österreich sein.
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