Historischer Sieg für Glasner: Frankfurt gewinnt die Europa League
Fünf Minuten vor Mitternacht begann die Fiesta in Sevilla – aber nur für die Eintracht aus Frankfurt. Nach dem Elferkrimi gegen die Rangers fiel der Druck ab, es wurde ausgiebig gefeiert. Mittendrin in der Fiesta waren zwei Österreicher: Trainer Oliver Glasner, der als zweiter österreichischer Coach nach Ernst Happel (1983 mit dem Hamburger SV) den Europacup gewinnt. Und der verletzte Martin Hinteregger, der auf seine Blessur vergaß und zum Jubeln einen Sprint hinlegte.
EINTRACHT FRANKFURT – CELTIC GLASGOW 1:1 (0:0, 1:1) n.V., 5:4 i.E.
Tore: 0:1 (57.) Aribo, 1:1 (69.) Borre.
Elfmeter: 0:1 - Tavernier trifft; 1:1 - Lenz trifft; 1:2 - Davis trifft; 2:2 - Rustic trifft; 2:3 - Garfield trifft; 3:3 - Kamada trifft; 3:3 - Ramsey verschießt; 4:3 - Kostic trifft; 4:4 - Roofe trifft; 5:4 - Borre trifft.
Gelbe Karten: Keine bzw. Aribo, Wright.
Eintracht: Trapp - Toure, Tuta (58. Hasebe), N'Dicka (101. Lenz) - Knauff, Rode (90. Jakic), Sow (105. Rustic), Kostic – Lindström (71. Hauge), Kamada – Borre.
Rangers: McGregor - Tavernier, Goldson, Bassey, Barisic (117. Roofe) - Lundstram, Jack (74. Davis) – Wright (74. Sakala; 117. Ramsey), Kamara (90. Arfield), Kent – Aribo (101. Sands).
Sevilla, Estadio Ramon Sanchez-Pizjuan.
43.000 Zuschauer; SR Vincic/SLO.
Frankfurt qualifizierte sich mit dem zweiten Europacup-Triumph nach 1980 ganz nebenbei für die kommende Gruppenphase der Champions League.
Sevilla war gestern der Hotspot des Fußballs, aber auch meteorologisch mit immer noch 30 Grad am Ende eines Finalabends. Es ging heiß her, bis tief in die Nacht.
Der verletzte Hinteregger war beim Finale mit von der Partie, schlüpfte in die Rolle des Co-Trainers, des Motivators, der von der ersten Reihe fußfrei aus seinen Beitrag leisten sollte. Auf der Tribüne hielt es ihn nicht auf seinem Sitz – in der Coaching Zone tigerte dann umso mehr Trainer Glasner auf und ab, gestikulierte, dirigierte und schrie sich der Heiserkeit entgegen.
Turbulent
Nach vier Minuten wurde es still auf der Eintracht-Bank, als die Stirn von Kapitän Rode bei einem Zweikampf Bekanntschaft mit den Schuhstoppeln von Lundstram machte. Ein Turban musste die blutende Wunde stillen. Nach einer zerfahrenen Anfangsphase wurde Frankfurt stärker. Kamada verjuxte eine Konterchance, Knauff hatte danach die erste Großchance.
Die Gesangsvereine aus Frankfurt und Glasgow trällerten munter ihre Lieder und sorgten für eine außergewöhnlich gute Stimmung in Sevilla. Nun trauten sich auch die Schotten vermehrt in die Offensive, bei einem Schuss von Aribo aufs lange Eck und einem Kopfball von Lundstram fehlte nicht viel.
Frankfurt startete druckvoll in die zweite Hälfte, die Rangers hatten bei einem abgefälschten Schuss von Lindström Fortuna auf ihrer Seite.
Nach einem vermeintlichen Foul von Goldson an Borre musste der VAR bemüht werden, der dem Unparteiischen nicht widersprach. Kein Elfmeter.
Auf der anderen Seite fiel Frankfurts junger Tuta bei einem Laufduell um und machte so den Weg frei für Rangers-Angreifer Aribo, der seinen ersten Treffer in dem laufenden Bewerb zum 1:0 machte (57.).
Den kurzzeitigen Schock schüttelten die Frankfurter aus Beinen und Köpfen. Borre wuchtete sich in eine Kostic-Vorlage und drückte zum verdienten 1:1 ein (69.).
Das Finish hätte noch viel Spannung versprochen, doch beide Teams bliesen nicht zur bedingungslosen Offensive, auch weil die Kräfte etwas schwanden. Also Verlängerung, in der Eintracht-Goalie Trapp in der 118. Minute rettend vor Kent eingriff. Im hochklassigen Elfmeterschießen musste der Sieger ermittelt werden. Glasgows Ramsey verschoss als Einziger. Frankfurt behielt die Nerven, allen voran Trapp, letztlich der Mann des Spiels.
Danach startete die große Fiesta in großer Eintracht. Auch Stefan Ilsanker (im Herbst noch im Europacup-Kader) bekam seine Medaille. Glasner legte wie in Barcelona den Jubel auf dem Bauch rutschend hin. Sevilla war die ganze Nacht lang Frankfurt.
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