Ein Klub, zwei Gräben, viele Kämpfe: Wie um Austria Wien gestritten wird
Die Wiener Austria ist ein komplexes Konstrukt aus Verein und Aktiengesellschaft (AG). Genau dort liegt auch die Bruchlinie zwischen den handelnden Personen, die genau genommen miteinander arbeiten sollten, aber doch aufgrund ihrer Positionen unterschiedliche Ziele verfolgen und Richtungen einschlagen.
Selbst innerhalb der AG gibt es zwei Gruppen an Investoren, die durchaus verschiedene Interessen haben. Aber wie stellt sich die komplexe Lage der Austria dar? Der KURIER bringt Licht ins Dunkel.
- Verein vs. AG
Der Verein FK Austria Wien hält 50,1 Prozent, die Investoren 49,9 Prozent an der AG. Diese ist für den Profifußball verantwortlich, sprich die Kampfmannschaft. Der Aufsichtsrat besteht aus neun Mitgliedern, wobei fünf der Verein stellt, darunter Präsident Kurt Gollowitzer. Vier kommen aus der Investorengruppe und sind Vertraute von Jürgen Werner, darunter der ehemalige Eishockey-Starcoach Ralph Krueger (Vorsitzender) und der ehemalige Teamspieler Sebastian Prödl. Jürgen Werner selbst ist nicht nur einer der Investoren, sondern auch Sportvorstand.
- Aufsichtsrat und Sportvorstand
Der Aufsichtsrat kann den Sportvorstand abbestellen, allerdings kann der Sportvorstand seinen Nachfolger vorschlagen. So steht es KURIER-Informationen zufolge im Syndikatsvertrag, den Jürgen Werner vereinbart hat. Will ihn die Vereinsseite loswerden, dann hat er also sehr wohl noch ein Wort mitzureden.
- Die Investoren
Sie halten 49,9 Prozent bei der Austria und bestehen aus zwei Gruppen. Auf der einen Seite die Viola Investment GmbH mit Geldgebern, denen die Veilchen am Herzen liegen. Darunter auch Teamkapitän David Alaba, Ex-Vize-Präsident Raimund Harreither oder Ex-Präsident Frank Hensel. Sie halten 60 Prozent des Volumens. Die anderen 40 Prozent sind in Händen der Investorengruppe „WTF“ rund um Jürgen Werner, die zunächst nur 32 Prozent gehalten hatte, aber weitere acht von einer englischen Firma erhielt, die der Austria durch den Vater von Ex-Spieler James Holland vermittelt wurde.
- Die Vertragsdetails
Da Jürgen Werner der Austria zu einem Zeitpunkt unter die Arme gegriffen hatte, als die Insolvenz drohte, musste die Austria durchaus einige vertragliche Zugeständnisse machen. Umgekehrt besitzt der Verein seit Februar die Möglichkeit, die investierten Anteile der WTF samt saftiger Verzinsung bis Jahresende zurückzukaufen. Dafür würde man bis zu acht Millionen Euro benötigen, Geld, über das die Austria (noch) nicht verfügt. Es sei denn, der angestrebte Stadionverkauf (um 45 Millionen) geht rechtzeitig über die Bühne.
Ab Jänner 2025 kann wiederum die WTF die Anteile der Viola Investment GmbH mit einer fünfprozentigen Verzinsung kaufen, selbst wenn diese sich weigern würden. Es lebe der Syndikatsvertrag. Dadurch könnten Werner und seine Vertrauten mehr Einfluss auf die Austria erlangen. Ein Szenario, das einigen Leuten in Führungspositionen auf Vereinsseite Bauchschmerzen bereiten würde.
Das ist auch der Hauptgrund für den Druck und die Eile innerhalb des Vereins, eine Lösung zu finden. Der Verein Austria Wien möchte mehr Mitsprache im sportlichen Bereich erhalten, der Kernkompetenz von Jürgen Werner. Die verstreichende Zeit läuft für ihn. Kann ihn die Austria auszahlen, hat er mit seinem Investment verdient. Kann die Austria das Geld nicht aufbringen, bleibt Werner im Amt und ist weiterhin für das Sportliche hauptverantwortlich.
Und wehe, es fällt die 50+1-Regel in Österreich, die vorsieht, dass die Mehrheit der Profiabteilung beim Verein bleiben muss. Denn dann hätten Jürgen Werner und die WTF das Vorrecht, die nötigen 0,2 Prozent auf die Mehrheit und die Macht über die Austria zu kaufen.
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