- Gewinner: die TV-Stationen
Bei den Rechteinhabern zeigt sich in den meisten Ligen ein leichter, aber steter Aufwärtstrend, der auch in der neuen Saison anhält. Sky verzeichnet in Österreich der laufenden Bundesliga-Saison im Durchschnitt 1,6 Millionen Kontakte pro Spieltag. Mit einem halbwegs spannenden Frühjahr dürfte der durchschnittliche Wert der Vorsaison (1,8 Millionen) übertroffen werden. In Deutschland kommt der Abosender auf ein Plus von drei Prozent. Auffallend ist, dass die Pandemie eher die Hardcore-Fans vor die Fernseher lockt. Entgegen der guten Zahlen der Pay-TV-Anbieter sinken im frei empfangbaren TV die Quoten bei Cupspielen sowie bei Highlight-Sendungen.
Als vor neun Monaten der erste Lockdown ausgerufen und die Nachwuchsmeisterschaften abgebrochen wurden, waren auch die Jugendtrainer schockiert. Werden die Talente wichtige Monate ihrer Ausbildungszeit verlieren? Wird es überhaupt noch eine Spielwiese geben?
Jetzt steht fest: Österreichs Talente zählen zu den wenigen Gewinnern. Ohne Zuschauer mussten fast alle Vereine sparen, die Kader wurden kleiner und jünger. Die üblicherweise billigsten Spieler – Talente aus dem eigenen Nachwuchs – kamen zu den Profis und auch schnell zu Einsatzzeit. Martin Scherb hat als ÖFB-Teamchef (Jahrgang 2003) den Aufstieg hautnah miterlebt. Seit dem Neustart kamen viele 17-Jährige quer übers ganze Land zu Profi-Einsätzen. „Dass es in der 2. Liga keinen Absteiger gab, war eine zusätzliche Hilfe für die Jungen.“
Sogar Teamchef-Kollege Hermann Stadler sieht „seine Talente“ (Jahrgang 2004) in der 2. Liga regelmäßig in Profispielen. „Vereine, die sparen müssen, setzen auf die Jungen. Und das wird sich auch auszahlen“, ist Scherb als neuer Gesamtleiter der ÖFB-Talenteförderung überzeugt. „Früher ist es so abgelaufen: Wenn das Wasser bis zum Hals gestanden ist, wurden die Jungen reingeworfen. Die wurden verkauft und mit dem Geld wurde wieder in teurere Routiniers investiert. Jetzt wird zwar wieder Geld gemacht, aber mit mehr Plan und Weitsicht.“
Auch in globalen Krisenzeiten stehen die schwächsten Glieder im Profifußball weiterhin in den Coaching-Zonen. Das Geld mag bei vielen Vereinen nicht mehr so locker sitzen, an der Anzahl der Trainerentlassungen ändert das nichts. In der Deutschen Bundesliga wurden in dieser Saison vor Weihnachten gleich viele Trainerposten neubesetzt (4) wie im Vergleichszeitraum 2019. Bei Österreichs Klubs ist gar ein Zuwachs zu erkennen (2:1).
Durch das Bosman-Urteil wurden sie zu den Gewinnern, durch Corona zu den Verlierern. Bis auf wenige, besonders findige Ausnahmen haben die Spielerberater seit März wesentlich weniger verdient. Es gibt weniger Transfers, vor allem die Anzahl jener mit Ablösen sinkt. Und damit gehen auch die teils absurd hohen Provisionen flöten. Ein öffentliches Wehklagen wird es von dieser einflussreichen Berufsgruppe aber kaum geben. Zu gut wurde vor Corona verdient.
Kommentare