Fußball-England staunt über Ralph Hasenhüttl

Ralph Hasenhüttl
Vor zwei Jahren setzte sich der Steirer auf den Schleuderstuhl in Southampton. Mittlerweile gelang ihm Historisches.

Es ist ein weiter Weg von der deutschen Regionalliga bis zu einem Meilenstein in der englischen Premier League. Trainer Ralph Hasenhüttl hat dafür 13 Jahre benötigt. Vor einem Monat stand das vom Steirer betreute Team aus dem beschaulichen Southampton zum ersten Mal überhaupt an der Spitze der Premier-League-Tabelle.

Noch ein Jahr davor, in Hasenhüttls erster vollen Saison im Süden Englands, war seine Mannschaft daheim von Leicester City beim 0:9 nach allen Regeln der Fußballkunst auseinander genommen worden. Ein Ergebnis, das im modernen Fußball kaum ein Coach übersteht. Dazu passte die Klubpolitik. In den vergangenen zwanzig Jahren hatte Southampton 23 Cheftrainer verbraucht.

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Warum hielt das Management diesmal doch an dem mittlerweile 53-Jährigen fest? Und wie gelang Ralph Hasenhüttl die Trendwende beim FC Southampton, der – obwohl seit 2012 Stammgast in der obersten Liga – noch immer zu den Underdogs zählt?

Es sind Fragen wie diese, die Fußball-England beschäftigen. Vor dem Montagsspiel bei Brighton & Hove Albion (21 Uhr MEZ) hat die BBC versucht, sie zu beantworten. Für ihre Analyse sprach die öffentlich-rechtliche Anstalt mit Weggefährten des Grazers und musste dafür wohl den Fußball-Atlas zurate ziehen. Denn außer RB Leipzig hatte der ehemalige Stürmer kaum bekannte Adressen auf seiner Trainer-Visitenkarte stehen: Unterhaching, Aalen und Ingolstadt hießen die Ausbildungsstellen jenes Mannes, der nach 71 Spielen mit einer Siegquote von 39 Prozent bereits der dritterfolgreichste Southampton-Coach in der Premier League ist. Nur Glenn Hoddle (45 Spiele/40 Prozent) und der heutige Barcelona-Trainer Ronald Koeman (76 Spiele/47 Prozent) liegen vor ihm.

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„Er kam nicht in die Kabine und sagte, er weiß alles. Aber man sah, dass er etwas Neues probieren wollte“, erinnert sich Steffen Galm, der in Unterhaching damals U-19-Coach war und nun für Entwicklung und Kaderplanung zuständig ist. Zwei Themen, mit denen sich Hasenhüttl während des Lockdown im Frühjahr intensiv beschäftigt hat. Nach der von ihm entwickelten „Southampton Spielphilosophie“ wird nun auch in der Vereinsakademie gekickt. Viele Topklubs verfolgen ähnliche Ansätze.

Der Nachschub mit Talenten ist für kleinere Klubs essenziell. Die Profis von Manchester City, die aktuell einen Punkt vor Southampton liegen, verdienten in der vergangenen Saison durchschnittlich 7,7 Millionen Euro und damit drei Mal so viel wie ihre Kollegen aus Southampton. Chelsea-Coach Frank Lampard durfte im Sommer sechs Mal so viel für neue Spieler ausgeben wie Hasenhüttl.

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