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Schock nach dem Skandalderby
Die Ausschreitungen werden Konsequenzen haben. Die Austria identifizierte zwei Übeltäter.
Das Skandal-Derby vom Sonntag im Wiener Happel-Stadion – mit zehn verletzten Fans und drei Festnahmen – zeigte die Schwachstellen der neuen Sicherheitsstrategie des Innenministeriums gegen Fußball-Rowdys auf. Nun werden neue Konsequenzen diskutiert.
Noch im Juli hatte Innenministerin Johanna Mikl-Leitner "Null Toleranz" gegen Gewalt in Österreichs Fußballstadien angekündigt. Trotzdem kam es am Wochenende zu Ausschreitungen. Die haben folgende drei Hauptursachen:
- Die Polizei brauchte vier Minuten, um in den violetten Krawall-Sektor im dritten Rang zu gelangen.
- Der Ordnerdienst ließ zu, dass verbotene Pyrotechnik ins Prater-Oval geschmuggelt wurden.
- Und die Klubs finden gegen die großteils bekannten Hardcore-Fans noch immer keine Handhabe.
Der missglückte Polizei-Einsatz dürfte aber nicht nur hausgemacht sein. Denn eine Vorgabe der UEFA (europäischer Fußballverband) besagt, dass in den Stadien möglichst wenig Uniformierte sichtbar postiert sein sollten – man will Randalierer schließlich nicht provozieren.
Prüfung des Einsatzes
Also befanden sich die Einsatzkräfte in einem Mannschaftsraum in den Katakomben des Stadions. "Unter diesen Umständen ist die Zeit, um in den dritten Rang zu gelangen, nachvollziehbar. De facto hat die Einsatzleitung rasch reagiert. Tatsache ist auch, dass nicht hinter jedem der 28.000 Fans ein Polizist stehen kann", sagt Polizeisprecher Hans Golob. Karl-Heinz Grundböck vom Innenministerium kündigte eine Evaluierung des Polizeieinsatzes an.

Die Vorfälle machte Grün-Abgeordneter Peter Pilz am Montag zum Politikum. Er formulierte eine parlamentarische Anfrage an die Innenministerin. Pilz, Mitglied des Rapid-Kuratoriums, erklärte: "Das totale Polizeiversagen war offensichtlich. Es ist auch völlig unverständlich, wie Raketen und Böller in den Austria-Sektor geschmuggelt werden konnten." Pilz fordert weiters Aufklärung, wie viele Gewalttäter Stadionverbote erhalten haben.
Die Austria hat schon vor dem Derby rund 60 Haus- und 20 Stadionverbote ausgesprochen. Bei Rapid wurden zuletzt vor einem halben Jahr – nach dem Angriff auf das Austria-Talent Grubeck – Stadionverbote erteilt.
Betreffend den eingeschmuggelten Raketen und Böllern sind die Vereine gefordert. Ihre Ordnerdienste müssen Fans bei Eingängen kontrollieren. Dieser Aufgabe sind die Hilfskräfte bei großem Andrang – wie den 28.200 Fans im Happel-Stadion – nicht gewachsen. Schon im Juli kündigte Mikl-Leitner eine bessere Ausbildung der Securitys an.
Fanszene im Aufruhr
"Sowohl Böller als auch Leuchtraketen sind nur einige Zentimeter groß und daher schwer zu entdecken", erklärt Rapids Klubserviceleiter Andy Marek.

Konsequenzen wird es auch durch die Bundesliga geben. Den Vereinen wird aber bis kommenden Montag Zeit gegeben, ihre Stellungnahmen abzugeben.
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