Mikl-Leitner: Bundesliga ist braver geworden

Neutral: Ministerin Mikl-Leitner im Gespräch mit KURIER-Redakteur Wolfgang Winheim.
Trotz 88 Stadionverboten stellt die Innenministerin speziell den Fans des Nationalteams ein gutes Zeugnis aus.

Red Bull vs. Rapid. Schon beim Ligastart ist Brisanz garantiert. Die Polizei, sagt Innenministerin Johanna Mikl-Leitner gelassen, sei am Ball.

KURIER: Darf man von Ihrem violetten Kleid auf Sympathien für einen Klub schließen? Austria? So weit hab’ ich beim Anziehen heute gar nicht gedacht. Mein Mann hat mir aber wiederholt gesagt, ich möge ihm ein Rapid-Trikot besorgen. Ich selbst bin neutral.

Fußball-Rowdys haben bei Ihnen schon gar kein Leiberl. Für wie viele Personen gilt aktuell ein Stadionverbot? Derzeit gelten bundesweit 88 Stadionverbote.

Wie liegt Österreich damit im internationalen Vergleich? In England und Wales gibt es derzeit 188 Stadionverbote, in Deutschland 2700. Überdies sind in Deutschland 13.000 Personen in der Datei "gewalttätiger Sport" registriert. In der Schweiz sind 1400 gespeichert.

Das Innenministerium führt eine Liste über die schlimmen Buben der jeweiligen Vereine. Vorweg: Mir ist es wichtig, dass keine Verallgemeinerungen stattfinden. Aber um die Liste der Risk-Fans machen wir kein Geheimnis.

Aus dieser Liste geht nicht nur hervor, dass Rapid 460 und die Austria 370 Risk-Fans hat. Aus ihr lässt sich auch herauslesen, dass so mancher ins Unterhaus geratene Traditionsklub mehr Sorgenkinder unter seinem Publikum hat als Bundesligaklubs. Haben sich die gewalttätigen Vorkommnisse auf untere Ligen verlagert? Nein. Was stimmt, ist, dass in den Regionalligen die Amateurvereine auf große Besucherzahlen bei Spielen von Traditionsklubs wie Austria Salzburg oder dem LASK nicht vorbereitet waren. Und dass in den Regionalligen die Zahl der Anzeigen konstant bleibt, während sie in der Bundesliga deutlich rückläufig ist.

Wurde die Liga wirklich braver? Ja. Das ist mit Zahlen belegbar: Vor vier Jahren haben wir 2151 Anzeigen verzeichnet, in der letzten Saison nur noch 726. In der zweiten Bundesliga ist die Zahl der Anzeigen gegenüber der Saison 2011/’12 von 454 auf 63 zurückgegangen.

Dennoch geht es bei Länderspielen – nicht nur in Österreich – ungleich friedlicher zu. Oder täuscht dieser Eindruck? Nein. Wir stellen immer wieder fest, das bei Spielen der österreichischen Nationalmannschaft kaum gewaltbereite Fans auftreten. So wurden in der letzten Saison von den 1326 bei Fußballspielen erfolgten Anzeigen nur 21 bei Länderspielen verzeichnet. Das entspricht etwas mehr als einem Prozent.

Wie erklären Sie sich diesen Unterschied? Einerseits sind nicht alle Klubfans am Nationalteam interessiert. Andererseits sind Fanclubs, die bei Klubbegegnungen oft aufeinanderprallen, bei Länderspielen meist neutral bis einander gut gesinnt. Zudem geht der ÖFB bei Länderspielen konsequent gegen Störenfriede vor. So werden bei Auswärts-Länderspielen nur personalisierte Tickets weitergegeben.

Die Risk-Fans
Austria 370
Rapid 460
Blauweiß Linz 124
LASK Linz 152
Austria Salzburg 300
Red Bull Salzburg 20
GAK 200
Sturm Graz 250
Wacker Innsbruck 250-300

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