Franzose mit EURO-Anschlagsplänen festgenommen

Frankreich verstärkt die Sicherheit vor der EURO 2016.
Der Mann wurde gefasst, als er Sprengstoff und Waffen aus der Ukraine nach Polen schmuggeln wollte.

Vier Tage vor Anpfiff der Fußball-EM hat der ukrainische Geheimdienst (SBU) die Festnahme eines Franzosen bekanntgegeben, der vor und während der Europameisterschaft (EURO 2016) vom 10. Juni bis zum 10. Juli in Frankreich 15 Anschläge geplant haben soll. Der SBU hatte den 25-Jährigen nach eigenen Angaben in eine Falle gelockt und schon am 21. Mai an der ukrainisch-polnischen Grenze festgenommen.

Er soll 125 Kilogramm TNT-Sprengstoff und Panzerfäuste bei sich gehabt haben. Laut SBU-Chef Wassil Gritsak (Gryzak) wollte der Verdächtige Moscheen, Synagogen, Finanzämter und Polizeistreifen angreifen: Er lehne die französische Politik eines "massiven Zuzugs von Ausländern nach Frankreich, die Verbreitung des Islam und die Globalisierung" ab, sagte Gryzak. Neben dem Sprengstoff und den Panzerfäusten habe er sich auch "fünf Kalaschnikows, mehr als 5000 Schuss Munition, 100 Zünder und 20 Sturmhauben" beschafft. Nach Angaben französischer Polizeikreise hatte er das Waffenarsenal in einem kleinen Lieferwagen, als er gestoppt wurde.

Kontakte zu illegalen bewaffneten Gruppen

Dem SBU zufolge reiste der Franzose im Dezember 2015 in die Ukraine und gab sich als Freiwilliger aus, um mit militärischen Einheiten im Osten des Landes Kontakt aufzunehmen, die dort gegen prorussische Separatisten kämpfen. "Er suchte nach Möglichkeiten, Waffen, Sprengstoff und andere Ausrüstung zu kaufen", sagte Gryzak. Sechs Monate habe der Geheimdienst auf die Festnahme hingearbeitet. Eigentlich habe er die Festnahme erst nach der EM bekanntgeben wollen, dann aber auf französische Presseberichte reagiert, sagte der SBU-Chef.

Der Mann soll illegale bewaffnete Gruppen in der Ukraine kontaktiert haben, sagte Gritsak. "Der Franzose sprach negativ über die Handlungen seiner Regierung, Masseneinwanderung, die Verbreitung des Islam und die Globalisierung, und er sprach auch über Pläne, mehrere Terrorangriffe auszuführen."

Bei einer Durchsuchung seiner Wohnung in seinem Heimatdorf Nant-le-Petit im nordostfranzösischen Departement Meuse wurde nach Angaben aus französischen Polizeikreisen lediglich ein T-Shirt mit einem Emblem einer rechtsextremen Gruppe beschlagnahmt. Ermittlung seien eingeleitet, um seine Absichten herauszufinden. Der französische TV-Sender M6 hatte schon am Freitag über die Festnahme berichtet. Demnach soll der Mann versucht haben, das Waffenarsenal nach Frankreich zu bringen, um dort Anschläge zu verüben.

Die französischen Ermittlungen liegen derzeit aber nicht bei Terrorismusexperten sondern bei der Zentralbehörde zur Bekämpfung der organisierten Kriminalität (OCLCO). Die Ukraine habe bislang noch nicht auf die Bitte um internationale Amtshilfe reagiert und noch keine Informationen übermittelt, hieß es aus Polizeikreisen.

Der Bürgermeister der Ortschaft Nant-le Petit, Dominique Pensalfini-Demorise sagte am Montag der Nachrichtenagentur AFP, der Verdächtige sei "ein sehr angenehmer Bursche, intelligent, sympathisch und hilfsbereit." Er arbeitet in einer Landwirtschaftsgenossenschaft.

Angst vor Anschlägen

In Frankreich ist die Angst vor Anschlägen rund um die EM besonders hoch. Nach den Anschlägen in Paris am 13. November, bei denen islamistische Attentäter 130 Menschen getötet hatten, wurden die Sicherheitsvorkehrungen massiv erhöht.

Eines der Ziele der Attentäter vom November war das Fußballfreundschaftsspiel Frankreich gegen Deutschland, das damals im Stade de France bei Paris stattfand. Die Angreifer waren allerdings nicht in die Arena gelangt.

Während der Fußball-Europameisterschaft werden im Großraum Paris 1.200 zusätzliche Militärs zur Sicherung eingesetzt. Dies sei zwischen Innenministerium und Verteidigungsministerium vereinbart worden, sagte Polizeipräfekt Michel Cadot am Montag in Paris. Die Gefahr von Terrorattacken sei weiterhin sehr hoch. Allerdings gebe es keine Hinweise auf konkrete Anschlagspläne.

Die Bedrohung sei aber real und andauernd, meinte Cadot. Gesichert werden sollen im Großraum der Hauptstadt nicht nur die beiden Spielstätten in Paris und St. Denis sowie zwei Fan-Zonen, sondern auch öffentliches Leben, Transport, Tourismus und Geschäfte.

Österreichs Nationalteam gastiert in der Gruppenphase zweimal in Paris. Am 18. Juni geht es im Pariser Prinzenpark gegen Portugal, am 22. Juni trifft das ÖFB-Team zum Abschluss der Gruppenphase im Stade de France von St. Denis auf Island.

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