Felix Gall ist zwar ein ausgewiesener Spezialist für mehrtägige Rennen, wie sein sechster Platz bei der Tour of the Alps und Rang 12 bei der Baskenland-Rundfahrt zuletzt zeigten, aber ein Grand-Tour ist dann doch etwas anderes. "Ich bin bis jetzt immer nur Rundfahrten gefahren, die höchstens eine Woche gedauert haben. Jetzt sind wir doch mehr als drei Wochen unterwegs."
Früh ins Bett
Der Osttiroler hat keine Ahnung, wie sein Körper auf diese unbekannten Strapazen reagieren wird. "Ich weiß nicht, was mit mir in der zweiten und dritten Giro-Woche passieren wird. Deshalb schaue ich im Moment auch nur von Tag zu Tag und hake die Etappen ab", sagt Gall.
Natürlich hat er sich im Vorfeld mit erfahren Kollegen ausgetauscht, die schon mehrere mehrwöchige Rundfahrten in den Beinen haben. Von allen bekam er den gleichen Ratschlag mit auf den Weg: "Erholung, Erholung, Erholung. Das ist das, was bei mir hängen geblieben ist. Du musst so gut es geht Energie sparen und früh ins Bett."
Und das ist leichter gesagt als getan. Man möchte eigentlich meinen, dass ein Radprofi nach einer kräftezehrenden Bergetappe über 200 Kilometer todmüde ins Bett fällt. Felix Gall hat bei seinen bisherigen Rundfahrten freilich die Erfahrung gemacht, dass der geschundene Körper einem mitunter Streiche spielen kann. "Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem der Körper so ermüdet ist, dass man Schwierigkeiten hat, einzuschlafen und einen qualitativ hochwertigen Schlaf zu bekommen."
Der Debütant ist deshalb vorsorglich mit Ohrenstöpsel und Schlafmaske zum Giro angereist. "Ich muss es finster haben, wenn ich schlafen will. Wenn’s nicht richtig abgedunkelt ist, geht’s nicht."
Essen auf Rädern
Nicht minder wichtig ist die richtige Ernährung. Vor und nach den Etappen, aber vor allem auch während des Rennens. Felix Gall hat einen ganz genauen Menüplan, wenn er wie gestern bei der fünften Etappe auf dem Rad sitzt: "Die Faustregel sind 90 Gramm Kohlenhydrate pro Stunde: Das ist bei mir eine Flasche mit einem isotonischen Getränk, ein Riegel und ein Gel. Mehr zu essen, bringt nichts. Der Magen-Darm-Trakt kann das nicht mehr verarbeiten."
Und so fährt er und isst er und schläft er dahin bei seinem ersten Giro und schaut, dass außerdem sein Hintern nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. "Es ist ein völlig neue Erfahrung für mich. Ich weiß jetzt schon, dass die dritte Woche extrem schwer wird", sagt Felix Gall. "Aber ich rede mir immer ein: Ich werde nicht der Einzige sein, der dann müde ist."
Kommentare