Cheer-Boom
Mittlerweile spricht man in der österreichischen Cheerleading-Szene von einem regelrechten Boom. Junge Mädchen, aber auch vereinzelt Buben, starten schon in jungen Jahren bei den Vereinen. Auf Cheerleading-Veranstaltungen melden sich immer mehr Teams an, die Hallen werden langsam zu klein und sind meist ausverkauft.
Dass Cheerleading – auch in Österreich – immer mehr als Sport wahrgenommen wird, macht Magdalena Bramböck vor allem am sportlichen Erfolg des österreichischen Nationalteams fest. 2022 holte Bramböck selbst mit ihrem Team in der Kategorie Senior All Girl Elite (Level 5), der zweithöchsten Kategorie, in Orlando den ersten Weltmeistertitel überhaupt für Österreich. „Das war der Startschuss“, sagt die damalige Goldmedaillengewinnerin, die mittlerweile Generalsekretärin des Österreichischen Cheerleading und Cheer Performance Verbands (ÖCCV) ist.
In den vergangenen zwei Saisonen hat der Verband in allen Altersklassen des weiblichen Cheerleadings die Weltmeistertitel geholt, was den Aufstieg ins höchste Cheerleading-Level ermöglicht hat.
Cheerleading und Performance Cheer sind seit den internationalen Erfolgen, aber auch den regelmäßigen Auftritten im Rahmen der Sport Austria Finals seit 2021 sowie der Anerkennung als offizielle Sportarten 2023 in aller Munde.
Und was macht das mit Vorurteilen und Klischees? „Wer einmal in Berührung mit dieser Sportart gekommen ist, der wirft mögliche Vorurteile schnell über Bord“, ist Bramböck überzeugt.
WM-Medaille als Ziel
Das Nationalteam ist auch heuer wieder bei der WM in Orlando vertreten (24. bis 26. April). Allerdings in diesem Jahr „nur“ mit dem Senior-Coed-Nationalteam (Männer und Frauen) sowie dem Performance-Cheer-Double (Viktoria Schellenbauer und Nina Böhm).
Der Grund: Österreich ist mit seinen Youth- und Junior-Teams in dieser Saison in den Aufbau gegangen, um ab 2025 in der höchsten Klasse auf Medaillenjagd zu gehen.
Dennoch ist auch heuer bei der WM zumindest eine Medaille das Ziel. „Wir sind zuversichtlich, dass wir auch mit unserem Coed-Team den WM-Titel holen und damit auch in dieser Kategorie ins höchste Level aufsteigen können“, sagt Petra Gruber, Leiterin der ÖCCV-Nationalteams. "Letztes Jahr hat unser Coed-Team mit Rang 4 nur knapp das Podium verpasst", sagt Bramböck, "Ziel ist heuer auf jeden Fall eine Medaille".
Im Performance Cheer Double liege das gesamte Feld dicht aneinander, letztes Jahr erreichte das Team Austria den 10. Platz. Die Top 10 sind wieder das Ziel, eine Medaille aber durchaus möglich. Das Halbfinale startet bereits heute, Mittwoch, die besten 10 kommen ins Finale (Donnerstag).
USA: "Hallen wie Sand am Meer"
Die alljährliche Reise nach Amerika ist für viele unvergesslich. Seit knapp einer Woche ist das Nationalteam bereits in den USA, täglich finden Trainings in den Hallen und Zentren der dort ansässigen Vereine statt. Der Vergleich ist kaum möglich: Während in Österreich fast alle Vereine in Schulen trainieren, die vor allem an schulfreien Tagen und in den Ferien gar nicht zur Verfügung stehen, haben die Vereine in Florida eigene Hallen oder Trainingsmöglichkeiten in Colleges. "Im Grunde braucht man nur eine Lagerhalle mit Rollmatten und eine Deckenhöhe von 8 Metern", sagt Bramböck. "Solche Hallen gibt es dort wie Sand am Meer. Für uns in Österreich ist das noch unvorstellbar."
Wie so oft ist es eine Kostenfrage, heißt es beim ÖCCV, man wolle es aber nicht durch die Mitgliedsbeiträge auf die Athletinnen und deren Familien abwälzen. "Der Sport soll breit zugänglich bleiben", sagt Bramböck.
Nach dem Weltmeistertitel 2022 folgte die Aufnahme als assoziiertes Mitglied bei der Sport Austria und damit die erste kleine Förderung aus dem Sportministerium.
Doch wie kostenintensiv der Sport immer noch ist, verrät die Anreise bei der WM: Die Athleten und Athletinnen haben für die Teilnahme an der Weltmeisterschaft einen Selbstbehalt von 1.500 bis 2.000 Euro. "Da steckt noch viel Entwicklungspotenzial drin", sagt die Weltmeisterin von damals.
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