Chaos um Judo-Star Borchashvili: Streit mit dem Verband
Seit Sonntag ist bekannt, dass Shamil Borchashvili am Mittwoch beginnenden Judo Masters-Turnier in Jerusalem nicht teilnehmen wird. Der Österreichische Judo Verband erklärte sein Fehlen aus „disziplinären Gründen“. Der 27-jährige Olympia-Bronzemedaillengewinner wollte ohne Trainer antreten, woraufhin der Verband seine Nennung für Israel zurückzog.
Am Dienstag erklärte Borchashvili dem KURIER, dass er von sich aus nicht antreten wollte. “Ich hab’ dem Verband gesagt, dass ich keinen Trainer mit dabei haben will. Das ging von der Verbandsseite aus nicht. Deshalb wollte ich dann nicht an den Start gehen”, erklärte Borchashvili.
Eskalation
“Dass es in diesem Ausmaß eskaliert und Shamil solche einseitigen Entscheidungen trifft - da mussten wir uns fragen, ob wir uns das gefallen lassen sollen. Deshalb haben wir den relativ harten Schnitt gezogen und ihn für das Turnier gestrichen”, sagt Verbandspräsident Martin Poiger im Gespräch. Für Borchashvili war die Entscheidung eine “große Enttäuschung. Es tut mir immer noch in der Seele weh. Ich war in letzter Zeit oft auf mich allein gestellt, obwohl ich gerade in Bestform bin und mich so gut auf das Turnier vorbereitet habe”, sagt der Heeressportler.
Belastung
Bei Borchashvili geht es laut Poiger nicht um Turnier-Qualifikationen, sondern darum, ob er “Olympiasieger wird oder nicht. Judo steht bei ihm über allem. Doch es können nicht alle rund um die Uhr für ihn da sein. Das muss man realistisch sehen, auch wenn wir gut aufgestellt sind.” “Wir hatten in den letzten Monaten mehrmals Gespräche, aber leider wurden meine Wünsche nicht entsprechend umgesetzt. Das hat mich belastet", erklärte Borchashvili. “Mein Ziel ist es, dass ich die Nummer eins der Welt bin, jetzt bin ich die Nummer sechs. Es geht um viele Details und ich bin ein sehr ehrgeiziger und disziplinierter Mensch. Doch die professionelle Arbeit hat mir gefehlt.”
Große Erwartungen
“Shamil ist ein schwieriger Typ, das weiß er selbst und sagt das auch so. Yvonne Böhnisch hat genauso schlaflose Nächte. Die Geschichte hat zwei Seiten und oft liegt das Problem in der Kommunikation”, erklärt der Verbandspräsident. Borchashvili erklärte, dass er mit Böhnisch keinen Streit hatte, “es war nur einfach für mich zu wenig. Aber ich verstehe mich mit ihr sehr gut.” Im neuen Jahr wird er mit Nationaltrainer Robert Krawczy zusammen arbeiten. Borchashvili weiß, was er erreichen will und möchte das Maximum herausholen. “
Kein Nationenwechsel
Am Ende meiner Karriere möchte ich sagen: Das ist der Shamil Borchashvili und der hat alles gegeben und Österreich bestmöglich repräsentiert.” Ein Nationenwechsel sei laut dem Athleten kein Thema. “Shamil ist ein Suchender, er ist nie zufrieden und will immer noch besser sein. Er war am Tag von der WM-Medaille unzufrieden, obwohl er am Podium mit drei Weltmeistern stand”, sagt Poiger und fügt hinzu, dass Borchashvili aus dem Holz eines Siegers geschnitzt sei. Aber genau das mache es auch für ihn selbst oft schwierig.
“Shamil ist ein Olympia- und WM-Medaillen-Gewinner, er ist Weltspitze. Er will Turniere gewinnen und dass alle um ihn herum zu 100 % mitziehen. Wir diskutieren auf einem enorm hohen Niveau. Ein Niveau, wo kaum ein anderer Sommersport in Österreich ist, das muss man auch ganz klar sagen. Nun geht es darum, besser zu kommunizieren und gemeinsam einen Weg zu finden, bei dem jeder das Beste herausholen kann.” Nach den turbulenten Tagen im österreichischen Judosport, blickt auch Borchashvili wieder positiv ins nächste Jahr: “Ich bin schon gespannt, wie die Zukunft aussehen wird und ich bin mir sicher, dass wir noch große Erfolge feiern werden.''
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