Europa League: Austria verjuxt den Aufstieg

Felipe Pires und seine Austrianer schlugen sich in Pilsen selbst.
Die Wiener führen gegen Pilsen 2:0 und verlieren noch mit einem Mann mehr auf dem Platz 2:3.

Fehlende Routine? Nervosität? Oder doch Dummheit? Wahrscheinlich eine Mischung aus allem. Die Austria stand jedenfalls knapp vor dem Aufstieg in das Sechzehntelfinale der Europa League und verschenkte eine 2:0-Führung leichtfertig. Noch dazu agierte sie 71 Minuten lang in Überzahl.

Am Ende verlor man 2:3 und musste sich doppelt in den Allerwertesten beißen, da Astra Giurgiu, wie erfordert, daheim gegen AS Roma nicht gewann und nur ein 0:0 erreichte. Es war alles angerichtet für die Austria, die sich aber selbst einen Strich durch die Aufstiegs-Rechnung machte. Letztlich scheiterte man an sich selbst und musste mit hängenden Köpfen aus der Doosan-Arena schleichen.

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Dabei sah alles so gut aus in Pilsen, wo Trainer Fink die üblichen Verdächtigen aufs Feld schickte. Der junge Prokop ersetzte den gesperrten Grünwald. Die Austrianer benötigten nach drei Minuten Beruhigungs-Pulver. Nach einem verunglückten Abschlag von Goalie Hadzikic verlor Holzhauser viel zu leicht den Ball, den Schuss von Hromada lenkte Hadzikic heldenhaft an die Stange. Die Pilsener begannen, als wären sie die Mannschaft, die gewinnen musste. Aggressiv und mit Nachdruck, die Austria wirkte nervös und fing sich erst nach einer Viertelstunde.

Wie gewonnen...

Um 19.20 waren die Wiener aufgestiegen, weil sie plötzlich 1:0 führten. Pilsens Tormann Kozacik wirkte bei einem fürchterlichen Fehlpass auf Pires illuminiert, Hejda zog die Notbremse, was zwei Folgen hatte: Rot für ihn, Elfmeter für die Austria. Kapitän Holzhauser übernahm die Verantwortung und verwandelte souverän (19.). Kurz danach gab es nach einer Attacke an Pires gleich wieder Elfer-Alarm.

In Bukarest stand es weiterhin 0:0.

Die Veilchen hielten in Überzahl besser den Ball in ihren Reihen und verlagerten das Geschehen zusehends in Pilsens Hälfte. Doch die Tschechen blieben gefährlich, bei einem Schuss von Krmencik bot Hadzikic all sein Können auf.

Knapp vor der Pause hatte die Austria Chancen nachzulegen. Einen Traumpass von Holzhauser nahm Verteidiger Larsen zwar schön mit, scheiterte aber beim Abschluss (39.). Eine Minute später jubelten die in Weiß gewandeten Violetten dennoch, weil Rotpuller einen Eckball mit dem Kopf zum 2:0 vollendete (40.).

... so zerronnen

Der Blick schweifte nun nach Bukarest, wo Roma immer noch das 0:0 hielt. Man hätte aber in Pilsen achtsamer sein müssen, den Tschechen gelang aus einem Corner durch Horava das 1:2 (43.). Das Zittern ging nicht nur der Temperaturen wegen weiter.

Die zahlenmäßige Überlegenheit der Wiener schlug sich nicht im Spiel nieder, das Geschehen blieb zerfahren, zu selten waren die Vorträge ruhig und abgeklärt, zu häufig agierte man in die Breite und nicht zielstrebig in die Tiefe. Und Gegner Pilsen deutete immer wieder Gefährlichkeit an.

Spannend blieb es auch bei Giurgiu - Roma. 0:0.

Europa League: Austria verjuxt den Aufstieg
Marko Kvasina (L) and Christoph Martschinko of FK Austria Wien react after the UEFA Europa League Group E football match between FC Viktoria Plzen and FK Austria Wien in Plzen, Czech Republic, on December 8, 2016. / AFP PHOTO / Michal Cizek
Dafür tat sich wieder was in Pilsen, weil die Tschechen ausglichen. Die Austria agierte in der Defensive fahrlässig und wurde von Duris mit dem 2:2 bestraft. Und plötzlich war der Stand in Bukarest gleichgültig. Erst recht, als abermals Duris zuschlug. 3:2. Aus der violette Traum, der den Klub zudem eine knappe Million Euro kostete. Denn so viel hätte man an einem Aufstieg verdient.

Tabelle:

1.

AS Roma

6

3

3

0

16:7

12

*

2.

Astra Giurgiu

6

2

2

2

7:10

8

*

3.

Viktoria Pilsen

6

1

3

2

7:10

6

+

4.

Austria Wien

6

1

2

3

11:14

5

+

 * = in der K.o.-Phase (Runde der letzten 32) + = aus dem Europacup ausgeschieden

Pilsen, Doosan Arena, 9.117, SR Bojko (UKR)

Tore:
0:1 (19.) Holzhauser (Foul-Elfmeter)
0:2 (40.) Rotpuller
1:2 (44.) Horava
2:2 (72.) Duris
3:2 (84.) Duris

Pilsen: Kozacik - Petrzela, Reznik, Hejda, Kovarik - Hromada, Hrosovsky - Kopic (83. Bakos), Horava (90. Poznar), Zeman - Krmencik (58. Duris)

Austria: Hadzikic - Larsen, Rotpuller, Filipovic, Martschinko - Serbest, Holzhauser - Venuto (85. Kvasina), Prokop (70. Friesenbichler), Pires (77. Tajouri) - Kayode

Rote Karte: Hejda (18./Torraub)

Gelbe Karten: Krmencik, Petrzela, Reznik bzw. Filipovic, Friesenbichler, Martschinko, Kayode

Thorsten Fink (Trainer Austria): "Pilsen hat immer an sich geglaubt und am Ende verdient gewonnen. Unsere junge Mannschaft hat heute Lehrgeld bezahlt. Es ist ein bitterer Moment für uns, wir hätten schon gegen Giurgiu weiterkommen können. Damit muss die Mannschaft jetzt umgehen. Wir haben die ersten zehn Minuten nicht aufgepasst, dann ein sehr gutes Spiel gemacht. Das 1:2 aus einer Standardsituation kann passieren. In der zweiten Halbzeit haben wir zu wenig nach vorne gemacht, hätten mehr drücken sollen. Auf ein 2:1 kann man sich aber nicht verlassen, gegen eine erfahrene Mannschaft.

Trotzdem hat meine Mannschaft in der Europa League nicht enttäuscht. Wir haben uns am Ende selbst geschlagen, in Momenten, in denen wir nicht so große Erfahrung hatten. Die Aufgabe ist jetzt, dass wir die Mannschaft wieder aufrichten. Man muss ihnen auch sagen, dass solche Momente zum Fußball gehören. Nur dann kann man stärker werden."

Raphael Holzhauser (Torschütze Austria): "Es ist einfach dumm. Wenn man 2:0 führt, darf man vor der Pause nicht noch ein Tor bekommen. Das war der Schlüssel. Aber man darf nicht solche Tore bekommen. Wenn man solche Fehler macht, kann man nicht weiterkommen."

Lukas Rotpuller (Torschütze Austria): "Man fragt sich, wie man so etwas vergeben kann. Das ist schwer zu verstehen. Da gibt es im Moment nicht viele Worte. Es ist nicht am Gegner gelegen, sondern an uns. Es muss sich jeder an der Nase nehmen."

Roman Pivarnik (Trainer Pilsen): "Wir hatten am Anfang Chancen, lagen dann 0:1 hinten und haben aus einer Standardsituation das zweite Gegentor kassiert. In der Pause haben wir gesagt, dass wir aktiver spielen müssen, dass wir nicht spüren, einen Spieler weniger auf dem Platz zu haben. Glücklicherweise haben wir das Spiel gewendet, bei 2:2 dann noch offensiver agiert. Es hat funktioniert. Hut ab vor den Spielern, wir haben alles erfüllt, was wir uns im letzten Spiel des Jahres vorgestellt haben."

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