Benjamin Maier: Der neue King of Austrobob
Als Österreichs Bobsport den letzten großen Erfolg auf der internationalen Bühne feiern durfte, waren Katrin Beierl und Benjamin Maier noch nicht auf der Welt: 1992 raste Ingo Appelt in Albertville zu Olympia-Gold im Viererbob – danach verlor sich die rot-weiß-rote Erfolgsspur, und mitunter schien es, als würde der Bobsport hierzulande sogar komplett auf Eis liegen.
Am vergangenen Wochenende erlebte der Austrobob nun ein furioses Revival in den internationalen Charts: Gleich mit drei Medaillen kehrte die kleine österreichische Abordnung von der EM in Winterberg zurück. Katrin Beierl (27) holte im Zweierbewerb Bronze, Benjamin Maier (26) pilotierte erst den kleinen Schlitten auf den dritten Platz, um dann am Sonntag im Viererbob mit Silber eine glänzende EM perfekt zu machen. „Dass es so aufgeht, sprengt all unsere Erwartungen“, sagt Nationaltrainer Wolfgang Stampfer.
Denn es ist alles andere als selbstverständlich, dass österreichische Bobs mit der ausländischen Konkurrenz Schlitten fahren. In vielen Nationen hat der Bobsport einen deutlich höheren Stellenwert als in Österreich, wo den Athleten viel abverlangt wird, um ihrer Leidenschaft nachkommen zu können.
Teure Leidenschaft
Benjamin Maier etwa hat sein ganzes Erspartes in diesen sündteuren Sport gesteckt. Ein Zweierschlitten kostet bis zu 60.000 Euro, für einen konkurrenzfähigen Viererbob werden sechsstellige Summen aufgerufen, gute Kufensätze haben ebenfalls einen stolzen Preis (25.000 Euro). Demgegenüber stehen vergleichsweise niedrige Preisgelder, die in diesem Winter wegen der Corona-Krise sogar noch eingefroren wurden.
„Ich frage mich selbst immer, wie das geht“, sagt Benjamin Maier, der sich von seiner Frau und seiner Familie Geld ausgeliehen hat, um diese Saison zu finanzieren. Es hilft dem Jungpapa, dass er aus einer Eiskanal-narrischen Familie kommt, die mit dem zweifachen EM-Medaillengewinner die Leidenschaft für rasante Schlittenfahrten teilt.
Bruder Samuel war bei der EM im Skeleton im Einsatz, Papa Manfred war jahrelang österreichischer Cheftrainer, Elisabeth, die kanadische Ehefrau von Benjamin Maier, gewann drei Weltcuprennen im Skeleton.
Enormes Fahrgefühl
Dass Benjamin Maier möglicherweise der erste große österreichische Bobstar seit Ingo Appelt werden könnte, zeichnete sich schon früh ab. 2012 flitzte er bei den Olympischen Jugendspielen zur Silbermedaille, und auch im Weltcup nahm Maiers Karriere rasch Fahrt auf, ehe ihn immer wieder schwere Verletzungen aus der Bahn warfen.
Im vergangenen Winter plagte Maier ein Muskelbündelriss, weshalb er schon am Start im Schlitten hockte und sich von seinen Kollegen anschieben lassen musste. „Das war so frustrierend“, erzählt der 26-Jährige.
Nach einer reibungslosen Vorbereitung ist der Tiroler nun endlich einmal im Vollbesitz seiner Kräfte. Das zeigte sich auch bei der EM in Winterberg, wo Maier und seine Viererkollegen Markus Sammer, Kristian Huber und Sascha Stepan mit tollen Startzeiten die Basis für die Silbermedaille legten.
Der Rest ist für einen wie Benjamin Maier dann fast ein Kinderspiel. Der 26-Jährige ist seit jeher für sein Fahrgefühl und sein ruhiges Händchen an den Steuerseilen bekannt. „Er ist einer der besten Piloten der Welt“, sagt Trainer Wolfgang Stampfer.
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