Als der Austro-Bob noch zum guten Ton gehörte

Als der Austro-Bob noch zum guten Ton gehörte
Österreichs Gold-Schlitten

Selbstverständlich freut Ingo Appelt das Attribut "King of Bob", aber in gleichem Maße stört ihn auch der Fokus auf seine Person. Wer an den österreichischen Gold-Bob von Albertville 1992 denkt, dem fällt sofort der Name Ingo Appelt ein, doch kaum wer kennt die starken Männer hinter dem Lenker. Jene drei Herren, die den rot-weiß-roten Bob erst zu Gold schoben. Deshalb bittet Appelt auch nur mit seiner Crew zum Interview-Termin. "Ich habe das immer als fehlende Wertschätzung gegenüber meinem Team empfunden, dass Gerhard, Thomas und Harald oft nicht erwähnt wurden", erklärt Appelt, "wir haben uns in jeder Hinsicht ergänzt, jeder hatte seine 25 Prozent Anteil an der Goldmedaille", sagt Thomas Schroll.

Es war eine Sternstunde für den österreichischen Sport - das erste und bisher einzige Bob-Gold - und eine Zentimeter-Angelegenheit. Nach den vier Läufen lagen die vier Österreicher zwei Hundertstelsekunden voran, umgerechnet 28,5 Zentimeter.

Kratzer

Schuld am spannenden und emotionalen Finale war ein Missgeschick vor dem zweiten Lauf. "Die Trainer haben den Bob fallen lassen und eine Kufe hatte einen riesigen Kratzer", erinnert sich Schroll, "wir hatten keine Zeit mehr, das zu reparieren. Das haben wir bis jetzt noch nie erzählt."

Die österreichischen Bob-Stars schmunzeln, wenn sie solche Anekdoten zum Besten geben. Als sie die Eiskanäle unsicher machten, da war der Bobsport noch ein riesiges Abenteuer und die Athleten waren Idealisten. Ingo Appelt arbeitete daheim im Juweliergeschäft des Vaters, um Geld für den Schlitten aufzutreiben. "Wegen des Geldes brauchst du dich nicht in einen Bob setzen", erklärt Gerhard Haidacher, "aber was wir gemeinsam erlebt haben, kannst du sowieso nirgends kaufen."

Der 20. Jahrestag wird übrigens gebührend gefeiert. Am 22. Jänner treffen sich die vier Olympiasieger zum gemeinsamen Ski-Urlaub.

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