"Viel weniger Österreicher wollen heuer nach Ägypten, in die Türkei oder Tunesien, also jene Länder, die von Terroranschlägen besonders hart getroffen wurden", sagt Ruefa-Geschäftsführer Walter Krahl. Deshalb weichen Urlauber auf andere Destinationen aus. Sie wägen stärker ab, wohin es heuer im Sommer gehen soll, lassen sich beraten, wo sie sicher Urlaub machen können und wählen Reiseveranstalter, die bei der Buchung eine Umbuchungsmöglichkeit inkludieren. Krahl: "Bei Krisen wird mehr im Reisebüro oder auf Plattformen gebucht, hinter denen ein Reiseveranstalter steht, weil man dann nicht auf sich alleine gestellt ist."
"Zum Ausdruck kommt die Verunsicherung der Kunden im Reisebüro nicht, aber im Buchungsverhalten merken wir natürlich etwas. Nach den Anschlägen in Paris wurden die Seine-Kreuzfahrten unter den Erwartungen gebucht", sagt Ernst Klug von Klug Touristik.
View of Salou Platja Llarga Beach in Spain from the last floor of a coast building
Von den Verschiebungen der Reiseströme profitieren die als sicher geltenden Reiseländer: Italien, Portugal, aber auch Polen und Skandinavien boomen. Und Bulgarien – als Alternative zu Türkei, Ägypten und Tunesien, preisgünstig und ideal für Familien – verzeichnet die höchsten Zuwächse (mit einem Plus von 76,2 Prozent rangiert es bei Ruefa erstmals in den Top Ten). "Wer heuer den Urlaub in Spanien oder Kroatien verbringen will, sollte in den nächsten ein bis zwei Wochen buchen", rät Walter Krahl. Für Spanien, einer der großen Profiteure der neuen Urlauberströme, haben Airlines schon vor Monaten ihre Frequenzen verstärkt. Die iberischen Hotels haben ihre Preise in den vergangenen Wochen zum Teil kräftig angehoben, die Buchungszahlen bewegen sich zweistellig nach oben.
Albanien steht erstmals auf dem Wunschzettel von Urlaubern, denen Spanien oder Portugal zu teuer sind, während Luxushotels an den Stränden der Côte d’Azur immer mehr von Österreichern mit großem Budget gebucht werden.
Knapp werden auch Kontingente für Portugal, Südschweden oder Individualreisen nach Island, meint die Kneissl-Touristik-Chefin. "Ob ein Land Sicherheit bietet, ist extrem subjektiv. Für die meisten ist Nordafrika ein Ganzes, womit Marokko die zweifelhafte Ehre hat, in den Sog der Sicherheitsdiskussion gezogen zu werden", sagt Elisabeth Kneissl-Neumayer. "Das Land ist grandios, sicher und ideal von der Infrastruktur für den Urlauber." Das Gleiche gelte für Jordanien, "das sich fantastisch hält, das die Besucher auf Händen trägt und jeden begeistert."
Die Reiseveranstalterin, Spezialistin für weltweite Studien-, Musik-, Wander- oder Erlebnisreisen, empfiehlt Europa in seiner unendlichen Vielfalt – von unbekannten serbischen Klöstern bis zu Wandern in Madeira – und Destinationen wie das indische Ladakh im Sommer oder Bhutan, im frühen Herbst zu den großen Festen, sowie Peru von Mai bis Oktober.
Long tail boat on tropical beach (Pranang beach) and rock, Krabi, Thailand
Als sicher und nach wie vor beliebt gelten auch Länder mit Traumstränden wie Thailand, Vietnam oder Kambodscha.
Bei Eurotours als Veranstalter für Hofer Reisen laufen die Buchungen mit zweistelligem Plus für den Sommer auch heuer sehr gut. Hofer setzt auf Destinationen, die jetzt gefragt sind: Das sind Österreich (siehe unten), Italien, Kroatien, Deutschland (Ost- und Nordsee) sowie die Küsten der Niederlande und von Polen.
Strand bei den Matalahöhlen an der Südküste Kretas.
Trotz der Buchungsrückgänge und Flüchtlingskrise ist Griechenland immer noch eine Lieblingsdestination der Österreicher, sind sich Ruefa und TUI einig. Jedoch wird die Region zielgenauer ausgesucht. "Kreta, Korfu, das Festland und auch Rhodos verzeichnen Zuwächse", sagt Kathrin Limpel, Sprecherin von TUIÖsterreich. Gemieden werden Lesbos, Samos, Kos, Chios – Inseln, auf denen Flüchtlinge ankommen.
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