Griechen erwarten – trotz allem – eine gute Saison

August 2015: Eine syrische Flüchtlingsfamilie erreicht das Ufer der Insel Kos vor einer Taverne.
Optimismus. Buchungen für Inseln sind zwar gesunken, aber Fluglinien rechnen mit Zuwachs.

Fast täglich landen immer noch ein paar Tausend Flüchtlinge auf den sonst bei Touristen so beliebten griechischen Inseln. Das ist schlecht für die neue Saison, meinen Hoteliers und klagen in den lokalen Medien über einen Rückgang der Reservierungen bis zu 90 Prozent "Ich sehe die Lage nicht so dramatisch", sagt Andreas Andreadis, Präsident des griechischen Tourismusverbands SETE, zum KURIER.

Buchungen für einzelne Inseln wie Kos, Chios, Samos und Lesbos – die vier, die am meisten von der Flüchtlingswelle betroffen sind – seien bis 20 Prozent gesunken. Unter denen ist Kos das größte Reiseziel für Urlauber. Trotzdem sei die Flugkapazität nach Kos in diesem Jahr um nur 9 Prozent geschrumpft.

Die griechische Regierung bemüht sich, den Flüchtlingszustrom in Griff zu bekommen. Auf den Inseln sind mehrere Registrierungszentren, sogenannte Hotspots, in Betrieb. Das sei gut, meinen Leute aus der lokalen Tourismuswirtschaft, denn so hat man die Flüchtlinge weg von Straßen und Parkanlagen in Aufnahmezentren gebracht, von wo sie wenig später mit der Fähre zu Flüchtlingsunterkünften auf dem Festland reisen können.

Menschenansammlung

Medienberichten zufolge ist die griechische Hauptstadt Athen, ein beliebter Zwischenstopp für Urlauber auf dem Weg zum Strand, belagert von Flüchtlingen, die sich direkt auf der Straße oder in den Parks niedergelassen haben. In Wahrheit gibt es hin und wieder größere Menschenmengen, die für kurze Zeit bleiben, etwa am Athener Hafen Piräus. Aber: Die Behörden erweitern die Flüchtlingsunterkünfte dauernd. Es gibt keine Zwangsräumungen öffentlicher Plätze, alles ist ruhig.

Weniger Passagiere

Auch der griechische Verein der Kreuzfahrtschiffsbesitzer klagt, dass er mit bis zu 400.000 weniger Passagiere im laufenden Jahr rechnen muss. Berichten zufolge haben Schiffe einiger Kreuzfahrtunternehmen, etwa Aida, ihre Ankünfte nach Griechenland zur Gänze gestrichen – allerdings aufgrund des Terroranschlags in Istanbul, eine weitere Haltestelle auf den Kreuzfahrten im östlichen Mittelmeer.

Generell rechnet SETE mit einem leichten Wachstum in der Tourismusbranche. Die Fluglinien haben ihre Kapazitäten nach Griechenland sogar um fünf Prozent erhöht. "Für uns ist das ein sehr wichtiger Indikator, weil Fluglinien gewöhnlich keine neuen freien Kapazitäten einplanen, wenn sie sich nicht sicher sind, dass sie diese füllen können", sagt Andreadis.

Auch die Arbeitgeber in der griechischen Tourismusindustrie blicken mit Optimismus auf die neue Sommersaison. Das geht aus einer Befragung der Agentur ManPowerGreece unter 750 Arbeitgebern im Tourismusbereich. 18 Prozent gaben bekannt, sie wollten in der Zeit von April bis Juni mehr Mitarbeiter anstellen, also noch vor der Hochsaison.

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