Fotoreportage aus Madagaskar: Bei Zebus, Makis und den Baobabs
Auf dem Zebu-Markt von Ambalavao sind Tausende der rinderähnlichen Tiere zu bewundern. Einmal in der Woche wird hier heftig gefeilscht, die Stimmung ist aufgeheizt.
Rund 400 Euro kostet ein Zebu – dafür muss ein Madegasse durchschnittlich fünf Monate lang arbeiten. Dazu bieten Händler Essen und Getränke an, auch eine Handvoll Touristen mischen sich unter die Leute.
Wobei Reisende im Inneren von Madagaskar immer noch eine Rarität sind. Die meisten sind im Norden, in Nosy Be, zu finden. Auf die Insel, die von Korallenriffs umgeben ist, gibt es einen Direktflug aus Mailand, weshalb vor allem Italiener in der Sonne braten. Besucher aus deutschsprachigen Regionen sind kaum auszumachen. Im Rest des Landes sind hauptsächlich Franzosen unterwegs – Französisch ist auf der Insel die Landessprache.
Neben Französisch sprechen viele auch Malagasy. Die Sprache der madagassischen Foko, der einheimischen Ethnien, ist eigentlich dem Indonesischen ähnlich, denn von dort aus (und nicht von Afrika) wurde die Insel einst besiedelt. Erst später kamen Araber, Weiße und Afrikaner.
Der "achte Kontinent"
Auch wegen dieser Mischung ist Madagaskar selbst für echte Afrika-Experten eine eigene Welt. Nach Europa dringen Nachrichten von hier überhaupt nur, wenn eine Krankheit ausbricht (wie 2018 eine Pest-Epidemie, die aber längst besiegt und mit Antibiotika sehr leicht zu beherrschen ist).
Denn bei aller Schönheit muss man wissen, dass Madagaskar eines der zehn ärmsten Länder der Welt ist. Viele Menschen leben hier ohne Strom und fließendes Wasser in Strohhütten.
Auch Touristen müssen sich auf Einschränkungen gefasst machen – bei Essen und Trinken sollte man viel Vorsicht walten lassen, Strom ist rationiert und selbst in den Hotels gibt es ihn nur stundenweise. WLAN ist meist nur ein bis zwei Stunden verfügbar, doch für mehr als Textnachrichten reichen die Bandbreiten nicht.
Urlaub vom Alltagsluxus
Die schönsten Urlaubsfotos kann man seinen Freunden also erst nach der Reise präsentieren. Diese Entschleunigung macht einen gewissen Reiz aus. Rund um Ifaty im Süden gibt es sehr feine Strände, die vor den Bungalows mit den lokalen Fischern geteilt werden.
Massentourismus ist ein Fremdwort, statt Liegen in zwanzig Reihen wie in Lignano hat hier jeder sein Stück Strand quasi für sich allein. Bars oder lästige Strandverkäufer sind nicht zu finden, dafür eben hie und da ein freundlicher Einheimischer.
Ein Stückchen weiter, bei Anakao, gibt es Hotels, die nur mit Booten zu erreichen sind. Diese Unterkünfte sind eher einfach, fließendes Warmwasser gibt es dort erst seit Kurzem. Besonders empfehlenswert ist ein Ausflug auf die Insel Nosy Ve, wo der seltene Rotschwanz-Tropikvogel nistet und aus jedem Busch Gekreische zu hören ist und flauschige Jungvögel herausschauen.
Ein Ortsspaziergang zahlt sich aus, man muss aber darauf gefasst sein, die (harte) Lebensweise im angrenzenden Fischerdorf kennenzulernen.
Ständige Begleiter auf dem Meer sind die Fischer, die mit ihren bunten Einbaum-Booten und zusammengeflickten Segeln unterwegs sind – diese Pirogen stammen ursprünglich aus Indonesien. Kaum zu glauben, dass die ersten Siedler damit über zweitausend Kilometer auf offener See anreisten.
Fischen ist jedenfalls eine der Haupteinnahmequellen, selbst Kinder üben sich täglich im Fang. Mitunter werden die Fische sogar ganz ohne Hilfsmittel mit den bloßen Händen gefangen. In Flüssen wird mit den Füßen der Schlamm am Boden aufgewühlt. Wenn die Fische daraufhin nach oben flüchten, fangen sie die Madegassen mit ihren flinken Händen.
Von den Stränden des Südens führt die Hauptstraße (Route 7) Richtung Norden durch zahlreiche extrem belebte Städte. Selbst der Zustand dieser Hauptroute ist so schlecht (Schlaglöcher!), dass man mit einem Kleinbus nicht schneller als mit durchschnittlich 40 Stundenkilometer vorwärtskommt.
Stau ist aber kein Problem, die meisten Einheimischen besitzen gar keine Autos. Wer reich ist, nennt einen Zebukarren sein Eigen. Viele schieben spezielle Holzwagerln vor sich her, mit denen Waren kilometerweit zum nächsten Markt transportiert werden.
Wichtige Verkehrsmittel sind Taxibusse und Lkw, auf die – von der Ziege bis zum Kanister – alles geladen wird und die stets schwer überladen sind.
Die „Stadt der Tausend“
Wirklich viel Verkehr gibt es nur in der Hauptstadt Antananarivo – kurz Tana genannt. Die Sehenswürdigkeiten sind in einem halben Tag abgehakt. Die „Stadt der Tausend“, wie sie übersetzt heißt, wurde auf einem Hügel gegründet und war einst Sitz der Merina-Könige.
Mittlerweile leben rund drei Millionen Menschen hier, in der Nacht sollte man als Tourist nicht alleine auf der Straße unterwegs sein. Das ist auf der gesamten Insel angeraten, auch wenn die Sicherheitslage sicherlich nicht schlechter als in Restafrika ist. Das Außenministerium in Wien hat Madagaskar mit der Sicherheitsstufe zwei belegt.
Der spezielle Höhepunkt jeder Madagaskarreise ist die Tierwelt, die – wie sonst nur in Australien – einzigartig ist. Viele meinen deshalb, Madagaskar sei eigentlich ein eigener Kontinent.
Tatsächlich waren Indien und Madagaskar in Urzeiten mit Afrika zusammengewachsen. Deshalb ist in beiden Ländern so eine große Chamäleonvielfalt zu bewundern, rund hundert Arten findet man ausschließlich auf dieser Insel.
Dazu kommen Lemuren. Die Feuchtnasenaffen lassen sich nicht aus der Ruhe bringen, wenn sie aus zwei Metern Entfernung fotografiert werden. Mitunter kommen sie von sich aus bis auf eine Armlänge heran. Höhepunkte sind etwa die auf dem Boden tanzenden Sifakas oder die Kattas auf dem Anja-Felsen.
Wer Glück hat, trifft eines der Wieselmakis, die mit offenen Augen schlafen, und versteht dann, warum Lemuren nach den Schattengeistern der Römer benannt worden sind. Denn die „Lemures“ geisterten als mitunter vampirähnliche Schreckgespenster durch die Mythologie.
Wer die Tiere in der freien Wildbahn bewundern möchte, dem sind die Nationalparks Zombitse-Vohibasia (unbedingt Nachtwanderung machen!) oder Isalo empfohlen. Rund um den Andasibe-Park gibt es viele Lemuren-Arten (wie Indri oder Fingertier) zu sehen, einige davon werden von den Hotels angefüttert, das ist nicht jedermanns Sache.
Ein spezielles Erlebnis ist der Tsingy-Nationalpark – neben wundersamen Felsformationen ist dort eine einzigartige Flora und Fauna zu finden. Zu bewundern ist das Raubtier Fossa, das einer Katze ähnelt, aber von den Mangusten abstammt.
In Richtung Tsingy-Nationalpark ist auch die berühmte Baobab-Allee zu finden. Die Affenbrotbäume (siehe Coverbild) können bis zu 140.000 Liter Wasser (entspricht tausend Badewannen) aufnehmen. Warum er so bizarr ausschaut, soll laut Überlieferungen folgenden Grund haben: Zunächst wurde der Baum von Gott in den Regenwald gesetzt, wo er wegen der großen Feuchtigkeit zu jammern begann.
Als er auf einen Berg versetzt wurde, meinte er, dass es zu zügig und kalt sei. Da wurde es dem Schöpfer schließlich zu bunt: Er suchte die trockenste Gegend, die er finden konnte, und steckte ihn kopfüber in den Boden. Deshalb ist der Baobab bis heute der einzige Baum, der „verkehrt herum“ wächst.
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Reiseinfos:
Anreise:
Die Hauptstadt Antananarivo erreicht man mit Ethopian (über Addis Abeba) oder mit Air France über Paris. Wer den -Ausstoß kompensieren will (z. B. climateaustria.at), zahlt ab/bis Wien 44,23 €. Günstige Charterflüge von Mailand nach Nosy Be bietet die Neos Air
Beste Reisezeit:
Für das Hochland sind Februar bis Mai und Oktober/November am besten – dazwischen sind die Nächte sehr kalt, in dieser Zeit ist es allerdings ideal in den Küstenregionen. Wer überall unterwegs sein will, für den sind wohl April/Mai und September/Oktober optimal
Veranstalter:
Empfehlenswert ist der Afrika-Spezialist Taruk (Kleinbusreise), taruk.com. Aber auch Wikinger Reisen, Weltweitwandern und viele große Veranstalter (wie
FTI und Geo Reisen) bieten unterschiedliche Reisen an. Zwei Wochen kosten etwa ab 3.000 Euro pro Person
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