Brioni: Die Insel der Millionäre

Brioni: Die Insel der Millionäre
Die Insel wurde von einem Wiener erschlossen, befand sich im Besitz der Familie Mautner Markhof und ist heute ein Urlaubsparadies.

Wenn man einmal in Pula ist, hat man’s fast schon geschafft. Von der ehemaligen k. u. k. Hafenstadt sind’s nur noch acht Kilometer in das Fischerdorf Fažana, dort besteigt man ein Boot und ist in wenigen Minuten auf der Trauminsel Brijuni, die unter dem Namen Brioni eine lange und wechselvolle Geschichte hat.

Brioni: Die Insel der Millionäre

Als Brioni noch bei Österreich war: die ersten Badegäste trafen zur Jahrhundertwende.

Eine k. u. k. Insel

Eigentlich ist Brijuni ein Archipel in der kroatischen Adria, bestehend aus 14 kleinen Inseln, die der Küste von Istrien malerisch vorgelagert sind. Brioni war, wie Ausgrabungen zeigen, schon in der Antike besiedelt, später standen die Inseln über Jahrhunderte unter der Herrschaft Venedigs, ehe sie Napoleon zufielen und auf dem „Wiener Kongress“ österreichisch-ungarisch wurden. Das blieben sie dann bis zum Ende der Monarchie – jedoch als einzigartige Besonderheit: in privater Hand.

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Bruno Kreisky und Tito.

Denn der Wiener Großindustrielle Paul Kupelwieser – Sohn des berühmten Biedermeiermalers Leopold Kupelwieser – kaufte die Inselgruppe im Jahr 1893 für 75.000 Gulden (heute rund 800.000 €), womit ihm ein echtes Schnäppchen gelungen war, wenn man bedenkt, dass das mediterrane Areal 750 Hektar mit Traumstränden, Wäldern und parkähnlichen Flächen umspannt.

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Jugoslawiens Ex-Staatschef Tito mit Promi-Gästen.

Noch keine Trauminsel

Allerdings war Brioni in jenen Tagen keine Trauminsel, sondern ein einziger Horror, wurde die Region doch gerade von einer Malaria-Epidemie heimgesucht, die die Insel unbewohnbar machte. Paul Kupelwieser kaufte sie, im Bewusstsein, einen solchen Besitz nie wieder so günstig erwerben zu können und engagierte den berühmten Arzt und Mikrobiologen Robert Koch, der sich gerade intensiv mit der Malariabekämpfung beschäftigte. Dem späteren Nobelpreisträger gelang es, die tödliche Krankheit und deren Erreger, die Stechmücken, auf Brioni auszurotten.

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Nun war die Inselgruppe als potenzielles Touristenparadies ein Vermögen wert und Kupelwieser investierte viel, um die Hauptinsel durch Errichtung großer Hotel-, Villen- und Sportanlagen zum Treffpunkt der Reichen und Schönen auszubauen. Er kultivierte Weinberge, legte Badestrände an, baute Straßen und einen Hafen.

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Historisches Wohn-und Bootshaus auf Brijuni.

Im Jahr 1903 kamen die ersten registrierten Touristen nach Brioni, bald war der Andrang so groß, dass der Schlafwagen zwei Mal in der Woche von Wien nach Pola (heute Pula) fuhr. 1912 gab es fünf Hotels, im Jahr darauf wurden 5000 Gäste gezählt. Da Paul Kupelwieser den Urlaubern Abwechslung und immer neue Sensationen bieten wollte, errichtete er mit Hilfe des Hamburger Zirkusbesitzers Hagenbeck einen Zoo, der Tiere aus tropischen Ländern ansiedelte. Aus diesem entstand als eine der heutigen Haupt-Sehenswürdigkeiten ein riesiger Safaripark mit Elefanten, Lamas, Zebras, Antilopen, somalischen Schafen, heiligen indischen Kühen und Sträußen. Weitere Attraktionen sind die sommerlichen Theatervorstellungen in dem einst österreichischen Fort. Das touristische Leben spielt sich fast ausschließlich auf der größten Insel Veliki Brijun ab.

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Der Thronfolger in Brioni

Die Attraktionen sprachen sich herum und zogen Prominenz aus aller Herren Länder an.Thronfolger Franz Ferdinand und seine Frau Sophie kamen ebenso wie die Schriftsteller James Joyce,Thomas Mann und Hermann Bahr.

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„Der Schöpfer von Brioni“: der Wie-
ner Industrielle Paul Kupelwieser.

„Ich wollte meinen Kindern an nützliche Arbeit gebundenes Geld hinterlassen“, schrieb Paul Kupelwieser kurz vor seinem Tod im Jahr 1919 in seinen Lebenserinnerungen. Aber das Inselparadies brachte seinen Nachkommen kein Glück. Sohn Karl Kupelwieser geriet durch Investitionen auf dem Eiland in finanzielle Schwierigkeiten und erschoss sich im November 1930 auf Brioni. Er ist dort neben seiner Mutter begraben.

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Lebten sechs Jahre auf Brioni: Maria und Manfred Mautner Markhof.

Mautner Markhof

Nach Karls Freitod fiel die Inselgruppe seiner Nichte Maria zu, die mit dem Wiener Bierbrauer Manfred Mautner Markhof verheiratet war. Das Ehepaar verbrachte sechs Jahre auf Brioni – doch dann ging die Trauminsel für immer verloren.

Von Italiens „Duce“ Benito Mussolini beschlagnahmt, wurde Brioni zum Bade-, Golf- und Polo-Paradies der Oberen Zehntausend im faschistischen Italien, nach dem Zweiten Weltkrieg gelangten die Inseln in den Besitz Jugoslawiens und standen dem Staatspräsidenten Tito als Sommerresidenz zur Verfügung. Als Anführer eines blockfreien Landes, das sich von Stalin losgesagt hatte, genoss Josip Broz Tito im Westen einen Ruf als „liberaler Diktator“, der in seiner „Weißen Villa“ auf Brioni (kroatisch: Brijuni) Gäste von Queen Elizabeth über Indira Gandhi bis Willy Brandt und Bruno Kreisky empfing, aber auch Künstler wie Sophia Loren, Liz Taylor und Richard Burton. Heute erinnert ein Tito-Museum an diese Epoche der Insel.

Nach Titos Tod 1980 wurde Brijuni geöffnet und zum Nationalpark erklärt. Allerdings blieb die „Weiße Villa“ gesperrt und wird von der kroatischen Regierung als Residenz für Staatsgäste verwendet. Doch Titos Cadillac-Cabrio Baujahr 1950 – ein Geschenk von US-Präsident Dwight D. Eisenhower – kann für Fahrten über die Insel gemietet werden. Kostenpunkt: 700 € pro Stunde.

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Das Hotel Monte Mulini

Weitaus günstiger kann man auf Brijuni nächtigen. Empfehlenswert ist aber das 30 Kilometer entfernte 5*-Hotel Monte Mulini mit seiner herrlichen Poollandschaft und einem traumhaften Blick in die Bucht von Rovinj. Der große Garten bietet viele Möglichkeiten, sich nach Belieben zurückzuziehen. Eine Alternative wäre das kleine Hotel Viletta Phasiana im nahen Fischerdorf Fažana. Und ein Geheimtipp ist das Relais & Chateau Meneghetti Hotel inmitten pittoresker Weingärten. Ein Ausflug hierher lohnt sich schon der exzellenten Küche und der erlesenen Weine wegen.

Brioni: Die Insel der Millionäre

5*-Hotel Monte Mulini in Rijeka.

Brioni. Eine Inselgruppe, die lange Zeit Millionären und politischen Eliten vorbehalten blieb. Deren Zauber heute aber jedermann genießen kann.

Brioni: Die Insel der Millionäre

Info

 

Brioni: Die Insel der Millionäre

Anreise Mit dem Auto von Wien über die Südautobahn, Slowenien nach Pula bzw. Fažana (ca. 6 Std.), von dort mit der Fähre auf Brijuni.
Flixbus WienPula ab 36 €, 10,5 Std.

Währung 1 € = 7,4 Kroatische Kuna

Hotels 5* Monte Mulini, Mitglied der Leading Hotels of the World, an der Uferpromenade vor der Altstadt von Rovinj mit Blick zur Lone-Bucht. Pool-Komplex inklusive Beachbar (Outdoor von Mai bis Oktober sowie Indoor). Ab 176 €/Zimmer, maistra.com/hotel-monte-mulini-rovinj
–Boutiquehotel Viletta Phasiana im Hafen von Fažana gelegen, Charmante kleine Zimmer,
ab 45 €/p. P. villetta-phasiana.hr

Essen und Trinken Winehotel Meneghetti mit feinster Kulinarik im stillen Hinterland zwischen Bale und Rovinj. Das hauseigene Restaurant hat 2-Gault Millau-Hauben-Niveau.www.meneghetti.hr
– Brasserie Adriatic, Hotel-Restaurant im Hafen von Rovinj gelegen. Istrianische Küche auf gehobenem Niveau.

Ausflug International preisgekröntes Ölivenöl der Brüder Chiavalon in Vodnjan zwischen Rovinj und Fažana. Verkostung nach Anmeldung.
www.chiavalon.hr

TV-Tipp

Brioni: Die Insel der Millionäre

Erwin Steinhauer über die Insel der Millionäre.

Heute, Sonntag, 30. 12. 2018 um 22 Uhr ORF 2: „Brioni – Insel der Millionäre“ mit Erwin Steinhauer. Ein dokFilm von Thomas Macho.

Auskunft istra.hr/de/home

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