Ein neuer Stern am Kreuzfahrt-Himmel
Die fährt sich wie ein Sportboot.“ Kapitän Nico Berg ist zufrieden mit „seinem“ neuen Schiff. Aber auch die Passagiere können es sein: Die Aida Stella, das zehnte schwimmende Hotel der deutschen Clubschiff-Flotte spielt alle Stückln.
Ich bin mit dem nigelnagelneuen Party-Stern einen Tag vor der offiziellen Schiffstaufe unterwegs gewesen und habe so gut wie nichts entdeckt, worüber man nörgeln könnte. Alles an Bord ist perfekt eingespielt. Man merkt sofort: Auf den 14 Decks des Partyschiffs wird nichts dem Zufall überlassen.
Der Check-in erinnert an das Boarden am Flughafen: Strenge Sicherheitskontrollen mit Scanner, die Chipkarte mit eingraviertem Namen und Kabinennummer ist Ticket, Zahlungsmittel und Kabinenschlüssel.
Kabinen mit Stil
Die Ausstattung braucht den Vergleich mit guten Vier-Sterne-Superior-Hotels nicht scheuen: Die Kabinen sind freundlich gestaltet und komfortabel ausgestattet. Am schönsten lässt es sich freilich in den Außenkabinen mit Balkon kreuzen. Innen muss man schon den Fernseher aufdrehen, um das Meer übers Bord-TV zu sehen.
Badezimmer mit Dusche, Fauteuil, Bett – alles gediegen und mit Stil. Wäre da nicht ein kleiner Anflug von deutscher Knausrigkeit: 2,50 € knöpft Aida ihren Gästen für eine Flasche Mineralwasser ab. Dafür können Wissensdurstige via Flatscreen und Tastatur jederzeit im Internet surfen, fernsehen oder im bordeigenen TV-Sender die Highlights des vergangenen Kreuzfahrttages mitverfolgen.
Aber auf der Aida Stella nur in der Kabine zu bleiben, wäre Zeitverschwendung, denn das schwimmende Party-Hotel bietet derart viele Attraktionen, dass man beinahe vergessen könnte, dass eigentlich nicht das Schiff, sondern der Seeweg das Ziel ist.
Da sind einmal die sieben Restaurants, jedes für sich ein Gedicht: Der Asiate etwa kann mit jedem guten Wok-Lokal an Land mithalten. Das Fleisch im Steak House ist perfekt medium und der Rotwein, ein Kalifornier, vollmundig. Vinophile können sich vor dem Dinner in der Bord-Vinothek (im Design eines Weinfasses) ihren Lieblingstropfen zum Essen aussuchen. Aber auch die inkludierten Standard-Getränke in den Selbstbedienungs-Restaurants können sich schmecken lassen. Ein besonderer Gag, mit dem auch die beiden baugleichen Vorgängerschiffe aufwarten können: Im Brauhaus wird eigenes Bier gebraut, der Braumeister gibt auch Bier-Workshops. Da wird einem bei einem Bier erzählt, wie das Reinheitsgebot einst überprüft wurde: indem der Gerstensaft auf der Bank verschüttet wurde. Blieb man picken, war das Bier nicht gepanscht.
Picken bleiben kann man im typisch deutschen Bord-Biergarten mit Plastik-Bäumen auch, falls man die deutsche Gemütlichkeit mag und mit den Musikanten zum „Prosit der Gemütlichkeit“ schunkeln will.
Aber es geht auch anders: Im Theatrium im Herzen der Aida Stella wird bestes Showprogramm geboten: Artisten, Sänger, Tänzer, bewegliche Bühnen, Rauch, Glitzer, Laser und ein toller Sound. Später lullt mich in einer der zwölf Bars eine Sängerin mit Swing-Klassikern zu Live-Band-Begleitung ein.
Wackelsessel-Kino
Perfektion hat auf der Aida Methode – und ihren Preis: Für viele der angebotenen Leistungen muss man extra zahlen. Für den Wellnessbereich ebenso wie fürs Kino, das allerdings mit 4-D-Erlebnis (Wackelsessel, Wind- und Wassereffekte) aufwarten kann. Sogar einen Blumenladen gibt’s an Bord.
Beim Sushi-Workshop hat mir Küchenchef Gregor Iffland wertvolle Tipps verraten, wie der rohe Fisch am besten in die Seetangmatte gerollt wird. Und dass man Wasabi, den grünen japanischen Kren, besser als Pulver kauft und mit Wasser anrührt, weil so die Schärfe bleibt.
Kurzum: Ein Seetag reicht nicht aus, um die Aida Stella zu entdecken, und eingefleischte Kreuzfahrt-Fans werden sich wohl überwinden müssen, ihr schwimmendes Hotel für einen Landgang zu verlassen.
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