„Zivi“-Mangel bei den Rettungsdiensten

„Zivi“-Mangel bei den Rettungsdiensten
Neben den geburtenschwachen Jahrgängen sind auch die vielen Untauglichen auch ein Problem für Rettungsdienste

Jeder vierte junge Mann wird bei der Musterung als untauglich eingestuft, muss also keinen Wehrdienst leisten. In Wien ist es gar jeder Dritte. Das teilte das Bundesheer jüngst in einem Bericht der Stellungskommission mit. So viele wurden durchschnittlich noch nie vom Dienst an der Waffe freigestellt.

Wer nicht zum Heer muss, muss auch nicht zum Zivildienst. Weil die frühen 2000er Jahre geburtenschwache Jahrgänge waren (Niedrigster Stand: 2001 mit 75.458 Geburten) und sich immer mehr junge Männer für den Wehr- und gegen den Zivildienst entscheiden, ist die Zahl der „Zivis“ in den letzten Jahren konstant gesunken.  Für Rettungsdienste, die auf Zivildiener angewiesen sind, ist das ein Problem.

Zivildiener sind eine wichtige Stütze des österreichischen Rettungswesens, 2018 waren dort knapp 40 Prozent von ihnen tätig – mehr als doppelt so viele wie in jeder anderen Sparte. Bei den meisten Institutionen durchlaufen sie eine einmonatige Ausbildung und arbeiten anschließend als vollwertige Sanitäter. Alexander Tröbinger, Sprecher des Wiener Roten Kreuzes, sieht den Trend problematisch: „Wenn es in Zukunft noch weniger Zivildienstleistende gäbe, hätte dies Folgen für das gesamte Rettungssystem.“

„Zivi“-Mangel bei den Rettungsdiensten

Kein Grund zur Panik

Das Rote Kreuz ist mit knapp 4500 Stellen  österreichweit das Unternehmen, das die meisten Zivildiener pro Jahr aufnimmt. Normalerweise ist dieses Kontingent frühzeitig vergeben, bei den letzten Einrückungs-Perioden gelang das erst einige Wochen vor dem Termin.

Der Arbeiter-Samariter-Bund rangiert mit 1300 offenen Stellen für Zivildiener hinter dem Roten Kreuz auf Platz Zwei. Weil davon aber nur knapp 1000 Plätze besetzt werden konnten, forderte Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller zuletzt eine Neustrukturierung des Rettungswesens, sonst würde es „gegen die Wand gefahren“.

Für Ferdinand Mayer, Leiter der Zivildienstserviceagentur, sind die Zahlen zwar nicht erfreulich, aber auch kein Grund zur Panik. „Wir hatten vor drei Jahren einen Höchststand, als sich nach der Stellung etwa 48 Prozent der jungen Männer für den Zivildienst entschieden haben. 2018 waren es etwa 43 Prozent“, sagt Mayer. „Die Scharen, die zum Heer laufen, sehe ich nicht.“

Der Hauptgrund für die rückläufigen Zahlen sind für ihn die geburtenschwachen Jahrgänge. Es gebe momentan schlicht  und einfach weniger 18-Jährige, als das normalerweise der Fall ist.

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