"Profil" für Berichterstattung über Wien-Wahlkampf gerügt

Heinz-Christian Strache vor seinen Anhängern am Wiener Viktor-Adler-Markt
Presserat urteilt: In einer Flüchtlingsreportage seien FPÖ-Sympathisanten diskriminiert worden.

Der österreichische Presserat rügt profil.at. Eine Flüchtlings-Reportage des Magazins, vor allem jene Passage, die sich auf den Wahlkampfauftakt der Wiener FPÖ am 4. September bezieht, sei diskriminierend und pauschalverunglimpfend, urteilte das Gremium.

Konkret geht es um jenen Absatz, der die Teilnehmer der Veranstaltung in Wien-Favoriten beschreibt:

"Es ist zum Heulen: die Menschen, die ihm zukreischen und wie sie aussehen. Es sind die hässlichsten Menschen Wiens, ungestalte unförmige Leiber, strohige, stumpfe Haare, ohne Schnitt, ungepflegt, Glitzer-T-Shirts, die spannen, Trainingshosen, Leggins. Pickelhaut. Schlechte Zähne, ausgeleierte Schuhe. Die Flüchtlinge aus dem Nahen Osten sind ein schönerer Menschenschlag. Und jünger."

Intensive Häufung negativer Attribute

Eine derartig intensive, pauschale Häufung negativer Attribute sei für sich betrachtet eine eindeutige Diskriminierung dieser Menschen, begründete der Presserat seine Entscheidung in einer Aussendung am Donnerstag. Dass es sich dabei nur um die Beschreibung eines "subjektiven Eindrucks" - wie von profil.at argumentiert - handle, sei keine ausreichende Entschuldigung. Das Verfahren wurde selbstständig, aufgrund der Mitteilung mehrerer Leser, eingeleitet.
Gemäß der Verfahrensordnung des Selbstkontrollorgans wurde die Herausgeberin News Networld aufgefordert, die Entscheidung freiwillig in dem betroffenen Medium zu veröffentlichen.

Die FPÖ hatte angekündigt, rechtliche Schritte in dem Fall zu prüfen. Parteichef Heinz-Christian Strache nahm auf die Reportage vom Viktor-Adler-Markt auch in seinen Wahlkampfreden Bezug. So zitierte er etwa die gesamte inkriminierte Passage bei seinem Wahlkampf-Finale am Wiener Stephansplatz und nannte die Profil-Redakteurin Christa Zöchling beim Namen.

Journalistin: Hässlichkeit als moralische Kategorie

Die Autorin selbst hat bereits am 8. September, zwei Tage nach dem Erscheinen ihres Artikels, einen Zusatzkommentar angefügt. Zöchling erklärt darin: "Die sozialen Milieus der Parteien unterscheiden sich voneinander. Es muss erlaubt sein, das zu beschreiben. ... Keineswegs will ich jene Menschen, die nicht zu den Privilegierten in unserer Gesellschaft gehören und wohl auch deshalb Angst vor Zuwanderern und Flüchtlingen haben, verunglimpfen und herabwürdigen. Doch die von mir beschriebene Hässlichkeit ist keine ästhetische Kategorie, sondern eine moralische".

LINK: Das Urteil des Presserats

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