Strache: "Wir werden es schaffen. Ich spüre es"

Spitzenkandidat Strache sprach auf dem Stephansplatz über seine üblichen Themen: Ausländer, Steuern, Ausgrenzung.
Heinz-Christian Strache zelebrierte am Stephansplatz das Finale eines fehlerlosen Wahlkampfs.

Nur der Himmel war nicht blau, an diesem Donnerstagnachmittag in der Wiener Innenstadt. Ein Tiefdruckgebiet sorgte für eine dicke, graue Wolkendecke und Regen. Dennoch herrschte eine ausgelassene Stimmung. Eine Stunde lang sorgte die John Otti Band, Fixpunkt jeder blauen Wahlkampfveranstaltung, für die unvermeidbare Hump-da-da-Stimmung. Otti spielte von Strauss, Verdi bis Rammstein alles, was Stimmung machte.

Bürgerliches Zugpferd

Am altehrwürdigen Stephansplatz lud die Wiener FPÖ zum "Finale der Oktoberrevolution". Einer Presseaussendung von Ursula Stenzel ist zu entnehmen, dass die Bezirksvorsteherin des Ersten Bezirks eine "Respektzone um den Stephansplatz" fordert, sie möchte den Platz von "Veranstaltungen aller Art" befreien, da diese Orte "Rummelplätzen" gleichen würden. Okay, das forderte Stenzel 2006, damals als ÖVP-Bezirkschefin. 2015, an diesem Donnerstag, fungierte sie als neues bürgerliches Zugpferd für die FPÖ auf der Bühne und als Einpeitscherin für ihren neuen Chef. "Das rot-grüne Tief gehört weggefegt", rief sie gewohnt näselnd den Sympathisanten zu. Sich zur FPÖ zu bekennen, sei nicht mutig, sondern eine Selbstverständlichkeit. "Viele fragen mich, was HC Strache besser machen kann in Wien. Und ich sage darauf: Alles", streute sie ihrem Parteichef Rosen.

Strache: "Wir werden es schaffen. Ich spüre es"
ABD0106_20151008 - WIEN - ÖSTERREICH: FPÖ-Bundesparteichef Heinz Christian Strache und Ursula Stenzel im Rahmen der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der FPÖ zur bevorstehenden Wien-Wahl am Donnerstag, 8. Oktober 2015, in Wien. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER

Und dann kommt der Chef, Heinz-Christian Strache: SPÖ-Chef Werner Faymann hatte sich im ORF-Sommergespräch noch mokiert darüber, dass Strache nur in Ibiza zeige, was er kann. Wäre er gestern am Stephansplatz gewesen, hätte ihm Strache zeigen können, was er wirklich gut kann: Wahlkämpfen. Auch wenn die aktuelle FPÖ-Kampagne samt Slogans wie die letzte und die vorletzte wirkt: "Ja zu HC Strache. Aus Liebe zur Heimat."

Strache hatte sich in seinem Wahlkampf bereits zum dritten Mal nach 2005 und 2010 auf die SPÖ eingeschossen und zum "Duell um Wien" aufgerufen: "Tauschen wir Häupl gegen HC Strache". Was bisher denkunmöglich war – die FPÖ in Wien auf Platz 1 vor der SPÖ – können Demoskopen jetzt nicht mehr ausschließen. "Wenn die SPÖ wieder stärkste Kraft wird, heißt das nur, dass der Leidensweg noch fünf Jahre weitergeht", ruft Strache von der Bühne. "Aber wenn die FPÖ gewinnt, dann bleibt in der SPÖ kein Stein auf dem anderen, das könnt ihr mir glauben. Man sieht es Häupl ja an, dass er keine Lust und keine Kraft mehr hat. Der wird sich nach der Wahl in die Pension verabschieden."

"Farce"

Einen großen Teil seiner Rede widmete er freilich dem Flüchtlingsthema. Österreich erlebe hier seit Wochen eine "Farce", weil es "bis heute keinen Grenzschutz" gebe, und das Bundesheer "nur als Begrüßungskomitee an der Grenze" agiere. Dabei seien unzählige "Kriminelle und Dschihadisten" ins Land gelassen worden. Er werde diesen Menschen "die Tür hinaus aus Österreich" weisen. Dafür spendete das Publikum einen Sonderapplaus.

Zum Abschluss schwenkten die blauen Spitzenkandidaten Wien-Fahnen, auch Johann Gudenus, Straches Statthalter in Wien, der, sofern Strache nicht doch Bürgermeister wird, wieder als Oppositionschef im Gemeinderat das Ruder übernehmen wird. Strache hatte Gudenus in seiner Rede nicht einmal erwähnt, Stenzel, "eine unglaubliche Dame, die Maggie Thatcher von Wien", sehr wohl.

Strache: "Wir werden es schaffen. Ich spüre es"
ABD0103_20151008 - WIEN - ÖSTERREICH: Besucher im Rahmen der Wahlkampf-Abschlussveranstaltung der FPÖ zur bevorstehenden Wien-Wahl am Donnerstag, 8. Oktober 2015, in Wien. - FOTO: APA/ROLAND SCHLAGER

Mag sein, dass Gudenus das gar nicht stört. Strache ist in der Kanzlerfrage seit Monaten deutlich auf Platz 1. Vielleicht ahnt Strache, dass er trotz Zugewinnen kaum Aussichten hat, Bürgermeister zu werden, weil nur die sehr schwache ÖVP eine Koalition mit ihm nicht ausschließt. Michael Häupl wird er also eher nicht beerben können – aber vielleicht Werner Faymann?

Die nächste Nationalratswahl findet planmäßig 2018 statt. Bis auf ein aktuelles Foto von sich und eine neue Wahlkampf-Hymne von John Otti hat Heinz-Christian Strache schon jetzt alles parat.

Heinz-Christian Strache im Video-Interview

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