Worum geht es? Schon vor Monaten haben mehr als 30 Spitzen-Wissenschafter auf einem zehn Seiten zählenden Papier Vorschläge gemacht, wie in der Pandemie-Bekämpfung vorhandene Daten besser genützt werden könnten.
Medikationen, Diagnosen und Krankheitsverläufe werden zwar digital aufgezeichnet. Allerdings sind die Informationen nicht klug vernetzt und werden in vielen Fällen nur zu einem Zweck verwendet, nämlich für die Verrechnung.
„Die Informationen lagern in Datensilos“, sagt Thurner. „Aber dort sind sie weitgehend nutzlos.“
Was würde helfen? Der Experte bringt ein Beispiel: „Wenn wir wüssten, wie sich einzelne Berufsgruppen, also Busfahrer, Krankenschwestern etc. anstecken, dann könnten wir viel präzisere Maßnahmen empfehlen und auf Lockdowns für alle möglicherweise verzichten.“
Die Praxis sieht anders aus: Bis heute wissen die Pandemie-Prognostiker nicht, welche der im Spital behandelten Patienten Vor-Erkrankungen haben oder ob sie geimpft sind. Thurner: „Dabei interessiert uns ja überhaupt nicht, was genau der Herr Maier oder die Frau Huber haben. Uns geht es um die anonymisierten Daten und Verläufe.“
Als konkrete Lösung haben die Experten eine „nationale Medizindatenstelle“ vorgeschlagen. Sie könnte – vom Parlament kontrolliert und unter strengen Auflagen – ein vollständigeres Bild des medizinischen Geschehens in Österreich zeichnen und auch in der Pandemie wertvolle Dienste leisten.
Davon ist man aber nach wie vor weit entfernt. „Wir müssen uns einfach fragen, warum wir unsere technischen Möglichkeiten nicht besser nutzen“, sagt Thurner. „Andere europäische Länder tun das – und ersparen sich damit große Grundrechtseingriffe wie etwa die Ausgangssperren für alle.“
Im Gesundheitsministerium ist man sich der Problematik bewusst und verweist auf bereits Erledigtes: So würden im Rahmen der Pandemiebekämpfung vom Ministerium Daten aus verschiedenen Quellen erhoben, analysiert und auch ausgewertet. Die Ergebnisse seien regelmäßig und transparent auf diversen Dashboards abrufbar.
Zudem würden derzeit statistische Daten mit dem eImpfpass vernetzt, um wissenschaftliche Analysen zu ermöglichen.
Ob es weitere „Datenverschneidungen“ geben soll, das werde „laufend evaluiert“.
Kommentare