Was sagen, wenn die Kinder nach dem Krieg fragen?
Zerbombte Städte, getötete Kinder: Den Bildern des Krieges, die in den sozialen Medien kursieren, können junge Menschen kaum entkommen.
Das registriert auch Margit Schmied, Psychotherapeutin und Sozialarbeiterin der Caritas NÖ: „Seit Mitte letzter Woche sitzen bei mir viele weinende, junge Menschen – Angst, Unsicherheit und Ohnmacht macht sich breit“, erzählt sie und will Eltern und Lehrpersonen ermuntern, Kindern und Jugendlichen jetzt den Halt zu geben, den sie so dringend brauchen.
Ihr Rat: „Schauen Sie sich die Bilder nochmals gemeinsam mit den Jugendlichen an und sprechen dabei ehrlich auch über die Ängste und Gefühle, die diese auslösen. Nehmen Sie sich Zeit für Ihr Kind und fragen Sie nach seinen Emotionen.“
Nicht nur Jugendliche, auch Kindergarten- und Volksschulkinder bekommen mit, was um sie herum passiert: „Die Kleinsten kann man noch am ehesten vor den grausamen Bildern schützen. Hier empfiehlt es sich, sich Informationen von Kinderkanälen zu holen und diese gemeinsam anzuschauen“, sagt Schmied.
In der Schule
Doch nicht nur in den Familien, auch in der Schule ist der Krieg angekommen. Im Bildungsministerium hat man deshalb online unter politik-lernen.at/ukraine altersadäquates Lehrmaterial für alle Schulstufen zusammengestellt: „Kinder bekommen die Situation in und außerhalb der Ukraine mit, können aber ihre Eindrücke oft (noch) nicht verbalisieren“, heißt es in einem Ministeriumsschreiben mit Unterrichtsempfehlungen. Das soll Pädagoginnen und Pädagogen helfen, mit den Klassen über den Krieg zu reden.
Das Ressort von ÖVP-Bildungsminister Martin Polaschek hat hierfür organisatorische, pädagogische wie inhaltliche Vorschläge erarbeitet. Bei „entsprechender Feinfühligkeit und gut durchdachter methodisch-didaktischer Herangehensweise“ sei es Kindern „zuzutrauen, sich auch mit Krieg, Leid und Tod auseinanderzusetzen“, heißt es dazu.
Zu finden sind dort Erklärvideos für Volksschüler, worum es beim Ukraine-Konflikte geht, aber auch Fragen und Antworten zum Konflikt mittels Instagram und Medienanalysen zur Kriegsberichterstattung für höhere Schulstufen. Weiters stellen die Bildungsdirektionen spezifische Materialien bis hin zu psychologischer Unterstützung zur Verfügung.
Weniger Leistungsdruck
Für Margit Schmied zu wenig: „Wenn der Minister Kinder und Jugendliche unterstützen will, ist es unbedingt notwendig, dass der Druck reduziert wird.“ Das gelte bei den Leistungsbeurteilungen genauso wie bei der Zentralmatura. Grund: „Wenn Jugendliche so schreckliche Bilder im Kopf haben, haben sie oft wenig Ressourcen, den Lernstoff aufzunehmen. Die Kinder brauchen vielmehr einen individuelleren Unterricht mit mehr Freiräumen.“ Leider werde aber vermehrt Druck gemacht, weil die Lerndefizite, die in der Pandemie entstanden sind, ausgeglichen werden sollen – aus Schmieds Erfahrung ein Hauptgrund, warum es vielen Jugendlichen so schlecht geht.
Hilfreich sei es, wenn junge Menschen aktiv werden: „Kleinen Kindern hilft es vielleicht für die Flüchtlinge zu beten“, ergänzt die Familienberaterin der Caritas. Ältere könnten sich überlegen, wie sie Flüchtlinge aktiv unterstützen – etwa, indem sie sinnvolle Spenden sammeln. Die Schule kann der Ort der gemeinsamen Aktivität sein: „Das hilft insbesondere den Kindern, die aufgrund der familiären Probleme zu Hause nicht aufgefangen werden.“
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