Was gilt ab Freitag? Der Fahrplan zum neuen Testregime
Ab Freitag, 1. April, gilt in Österreich ein neues Testregime. Gratis-PCR- und Antigentests werden ab dann limitiert. Die für die PCR-Tests nötige Verordnung des Gesundheitsministeriums lässt weiterhin auf sich warten. Spätestens Donnerstagmitternacht muss sie vorliegen. Man arbeite präzise, damit die Verordnung auch bei Einsprüchen halte, heißt es aus dem Ministerium.
Am Donnerstag und Freitag geht auch ein Gipfel zwischen Regierung und Landesgesundheitsreferenten im fernen Vorarlberger Tourismus-Hotspot Mellau über die Bühne, wo das neue Konzept diskutiert wird.
Anschließend, voraussichtlich um 13:30 Uhr, soll es eine gemeinsame Pressekonferenz mit Gesundheitsminister Johannes Rauch (Grüne), dem Wiener Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) und der Vorarlberger Landesrätin Martina Rüscher (ÖVP) geben.
Ausnahmen und Schlupflöcher
Die Verordnung regelt, wie viele Tests der Bund den Ländern weiterhin refundiert. Eindeutig ist die Sache bei PCR- und Antigentests für Symptomlose: Hier bezahlt der Bund künftig nur noch je fünf Gratis-Tests pro Monat.
Allerdings gibt es auch Ausnahmefälle, wo kein limitiertes Kontingent gilt. Das betrifft Gratis-Tests für Menschen mit Symptomen, das Freitesten aus der Quarantäne, Eintrittstests für vulnerable Settings wie Altenheime oder Spitäler, den Bildungsbereich - ja, auch Kindergärten - sowie das Umfeld von Hochrisikopatienten.
Es obliegt den Bundesländern, die Ausnahmefälle zu kontrollieren und dem Bund zu melden. Aber wie will man verhindern, dass jemand fälschlich Symptome angibt und so zu einem Gratis-Test gelangt? Oder, dass jemand den Besuch (s)einer Großmutter vortäuscht und Gratis-Eintrittstests bei einem Altenheim erschleicht? Das Gesundheitsministerium setzt und hofft in diesem Fall auf die Ehrlichkeit der Bürger. Die Länder halten eine lückenlose Kontrolle jedenfalls für illusorisch.
"Alles gurgelt"? Nicht die Steirer
Während die Länder zwar noch auf die Verordnung warten, um ihre Pläne zu finalisieren, zeichnet sich wiederholt ein Fleckerlteppich an Maßnahmen ab.
Wien will etwa weiterhin physische Testangebote stellen, heißt: Für Leute, die aus medizinischen Gründen nicht gurgeln können oder nicht Internet-affin sind, müsse es in Apotheken oder Teststraßen ein Angebot für PCR-Tests via Nasen-Rachen-Abstrich geben. Auch das Burgenland, Oberösterreich, Salzburg und Tirol wollen weiterhin auf Tests in Apotheken setzen. In Kärnten, Niederösterreich und Vorarlberg ist das noch offen. All diese Länder führen jedenfalls ihre "Alles Gurgelt"-Programme fort.
Absolute Ausnahme: die Steiermark. Sie regelt ihr Testregime ab 1. April ausschließlich über die Apotheken. Für die Kontrolle des Testregimes arbeiten die Steirer derzeit an einer eigenen digitalen Lösung. Diese soll den Mitarbeitern in den Apotheken zeigen, wer schon wie viele Tests erhalten hat.
Da der Bund kein zentrales Datensystem für die Sammlung der Tests zur Verfügung stellt, kann übrigens nicht überprüft werden, ob man in mehreren Bundesländern Gratis-Tests macht. Wer eine Österreich-Rundfahrt plant, könnte somit monatlich theoretisch 45 Gratis-PCR-Tests machen.
"Wozu der Spaß?"
Das Büro Hacker stellt den Sinn der Neuregelung insgesamt infrage: "Wozu der ganze Spaß? Es entsteht ein zusätzlicher Verwaltungsaufwand und bei weniger Tests steigen auch die Kosten pro Test", sagt ein Sprecher. Kostentechnisch werde sich das neue Modell im Vergleich zum alten die Waage halten - bei weniger präzisem Monitoring des Infektionsgeschehens.
Wien kritisiert zudem, dass behördliche Tests künftig wieder über die Hotline 1450 abgewickelt werden. Das werde zwangsweise zu einer Überlastung der Hotline führen. Das Gesundheitsministerium hält dagegen. Mittwochabend haben Rauch und Hacker im Ö1 Klartext die Möglichkeit, Details wie diese öffentlich zu diskutieren.
Ostregion als Test-Staatsmeister
An den Schulen werden die Tests nach den Osterferien, also mit 18. April, auf einen PCR-Tests pro Woche reduziert. An Kindergärten bleiben die sogenannten Lollipop-Tests gratis. Schlechte Nachricht für Betriebe: Sie erhalten keinen Kostenersatz mehr für betriebliche Tests.
Trübe Aussichten: Das Gesundheitsministerium möchte künftig das Infektionsgeschehen über intensiveres Abwasser-Monitoring im Blick haben. Dass durch die neue Verordnung tatsächlich signifikant weniger Tests gemacht werden, wird von mehreren Seiten ob der vielen Schlupflöcher bezweifelt.
Insgesamt sind in ganz Österreich im März knapp 20 Millionen Corona-Tests durchgeführt worden - davon drei Viertel PCR-Tests. Allein in Wien waren Stand Dienstag 8,7 Millionen Tests, davon 8,1 Millionen PCR-Tests. Zum Vergleich: in allen anderen Bundesländern wurden im März bisher 6,5 PCR-Tests ausgewertet.
Kommentare