Wie Andreas Babler im ORF-Sommergespräch erklärte, sei die 32-Stunden-Woche eine Möglichkeit, dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken. Vor allem in der Pflegebranche. Würde dort eine 32-Stunden-Woche gelten, so der SPÖ-Chef, garantiere er, dass mehr Menschen den Beruf ergreifen würden. Zudem würden die bereits ausgebildeten Pflegekräfte länger im Beruf bleiben, was derzeit nicht der Fall ist.
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Hält Bablers Aussage der Realität stand? Ein KURIER-Faktencheck.
Wie groß ist der Bedarf an Pflegekräften?
"Der Bedarf an Pflegekräften wird in den nächsten zehn Jahren noch weiter steigen“, erklärt Alexander Bodmann, Direktor der Caritas Wien im KURIER-Gespräch. Das liege einerseits an anstehenden Pensionierungen und andererseits daran, dass wir in einer immer älter werdenden Gesellschaft leben.
Laut einer Studie des Gesundheitsministeriums halten es 65 Prozent aller Befragten im Pflegesektor für unwahrscheinlich, den Beruf bis zur Pension auszuüben. 15 Prozent haben bereits konkrete Absichten, den Beruf zu wechseln. Im Krankenhausbereich hat 2021 sogar fast jede zweite Pflegekraft immer wieder über einen Berufsausstieg nachgedacht.
Die durchschnittliche Verweildauer im Pflegeberuf liege laut Studie bei sechs bis zehn Jahren. Grund dafür sei eine Kombination aus "von vergleichsweise geringer Entlohnung und hoher körperlicher und psychosozialer Belastung". Eine diplomierte Gesundheits- und Krankenpflegerin verdient Vollzeit in ihren ersten Berufsjahren rund 2.500 Euro brutto. Eine Pflegeassistentin erhält zu Beginn ihrer Berufslaufbahn rund 2.100 Euro brutto/Monat.
Wie viele Pflegekräfte fehlen in Österreich mittel- bis langfristig?
Laut einer Studie, die das Gesundheitsministerium in Auftrag gegeben hat, arbeiten österreichweit zurzeit rund 127.000 Personen in Pflege- und Betreuungsberufen. 67.000 davon im Krankenhaus und 60.000 in der Langzeitpflege. Prognosen gehen davon aus, dass bis 2030 bis zu 100.000 zusätzliche Pflegekräfte fehlen werden.
Nutzt eine 32-Stunden-Woche, um mehr Menschen im Pflegeberuf zu halten und für die Branche zu begeistern?
Elisabeth Anselm, Geschäftsführerin beim Hilfswerk Österreich, bezweifelt das. "Fast 90 Prozent im Bereich der Pflege arbeiten bei uns in Teilzeit. Hier liegt das durchschnittliche Wochenstundenausmaß unter diesen 32 Stunden. Deswegen hilft eine generelle Arbeitszeitverkürzung diesen Kollegen wenig bis gar nicht“, so Anselm. "Allerdings wirkt es sich auf die Berechnung des Gehalts aus. Und hinter ordentlichen Gehältern stehen wir selbstverständlich."
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Bodmann sieht die Idee, die Arbeitsstunden zu reduzieren, skeptisch: "Diese Maßnahme würde die Arbeitszeit einschränken, also hätte man insgesamt weniger Stunden für die zu Pflegenden zur Verfügung und das würde den Druck in diesem Bereich erhöhen.“
Welche anderen Maßnahmen können die Situation in der Pflege verbessern?
Laut Bodmann brauche es mehr Ausbildungsplätze für den Pflegeberuf. Außerdem sollen die Rahmenbedingungen in den Einrichtungen verbessert werden. "Pflegekräfte müssen einen größeren Teil ihrer Arbeitszeit der Dokumentation ihrer Tätigkeit widmen. Das ist für den Beruf nicht wahnsinnig attraktiv“, erklärt Bodmann.
Auch Anselm wünscht sich eine Verbesserung der Rahmenbedingungen. "Wenn man aber in die Belegschaft hineinfragt - "Was würde euch denn am meisten helfen?" - dann ist die Antwort immer: "Mehr Kolleginnen und Kollegen". Das heißt ganz klar, dass wir auch mehr in der Ausbildung, der Arbeitsmarktpolitik und der Rekrutierung von Pflegekräften aus dem Ausland unternehmen müssen“.
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Dass die Bundesregierung einen Bonus für Pflegekräfte beschlossen hat, finden Bodmann und Anselm gut. Beide sprechen sich zudem für eine bessere Entlohnung in diesem Bereich aus, um das Berufsbild zu attraktivieren.
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