Und dann war es endlich offiziell: Nachdem am Wochenende durchsickerte, dass Österreichs Armee um 300 Millionen Euro Hubschrauber des italienischen Herstellers „Leonardo“ kaufen will, bestätigte Verteidigungsministerin Klaudia Tanner am Montag genau das.
2022 landen die ersten Maschinen. Das Geschäft wird mit Italiens Regierung abgeschlossen. – Ein „Government-to-Government“-Geschäft, das bei künftigen Investitionen Schule machen soll. Wie kam es zur Entscheidung? Der KURIER beantwortet die wichtigsten Fragen:
Warum braucht das Bundesheer überhaupt diese Mehrzweckhubschrauber?
Die Flotte ist überaltert. Die Alouette III hat mehr als 50 Dienstjahre auf dem Buckel und mehr als 7.000 Einsätze geleistet. 2019 waren es 81.
Wozu sollen die neuen Helikopter im Heer eingesetzt werden?
Das Einsatzspektrum bleibt grosso modo bestehen. Die neuen Maschinen sollen sowohl für Rettungseinsätze und den Katastrophenschutz (Transport von Hilfsgütern in abgeschnittene Tälern, etc.) als auch für die Bekämpfung von Waldbränden und militärische Einsätze herangezogen werden. Mitte 2025 ist geplant, Bewaffnungsmodule für vier Helikopter anzuschaffen. Das Bundesheer will den neuen „AW169“ auch im Ausland einsetzen. Und man will privaten Firmen bei Transportflügen als Dienstleister zur Verfügung stehen.
Die zwölf Stück der Einsatzstaffel werden wie ihre Vorgänger im obersteirischen Aigen stationiert, kommen aber auch in anderen Bundesländern zum Einsatz. Dafür wird etwa in Vorarlberg ein neuer Hangar gebaut. Auch in Tirol und Salzburg kann der AW169 im Bedarfsfall landen oder in Bereitschaft stehen. Die restlichen sechs Maschinen will das Heer in Langenlebarn als Schulungshelikopter stationieren.
Warum hat sich das Verteidigungsministerium für Italien und damit für das teuerste Modell entschieden?
Was die Fähigkeiten angeht, sind sich die Maschinen von Leonardo und den Mitbietern Airbus und Bell durchaus ähnlich. Für das Militär stand außer Zweifel, dass die neuen Hubschrauber modul-artig auf verschiedene Aufgaben umgerüstet werden können müssen. Das bedeutet: Die Maschine kann mit einer Seilwinde Bergedienste leisten, sie kann mit einem Spitals-Modul zu einer fliegenden Intensivstation umgewidmet werden – oder aber, ausgestattet mit verschiedenen Bewaffnungssystemen – zur Abwehr von Fluggeräten, Drohnen und anderem zum Einsatz kommen.
Laut Verteidigungsministerin Tanner lag der wesentliche Unterschied – und damit der Grund für die Entscheidung – in der Kooperation mit den Herkunftsländern. Die USA betreiben die Bell-Maschinen nicht selbst, sie können daher bei Ausbildung und Betrieb kein Partner sein; in Deutschland wiederum passte laut Tanner der Zeitplan für die Anschaffung nicht. Hinzu kommt, dass man mit Airbus in Sachen Eurofighter noch auf „Kriegsfuß“ steht. Tanner knapp dazu: „Meine Einstellung zu Airbus, insbesondere zu laufenden Gerichtsverfahren, ist bekannt.“
Das Unternehmen Leonardo ist auch bei der Frage, welche Jet-Trainer Österreichs Luftwaffe kauft, im Rennen. Ist das ein Präjudiz?
Fest steht, dass es logistisch und kostentechnisch ein Vorteil ist, wenn man möglichst wenige verschiedene Maschinen betreibt – das gilt für Helikopter genauso wie für Flugzeuge. Die Tatsache, dass Leonardo jetzt bei den Hubschraubern zum Zug gekommen ist, hat für die Flugzeug-Entscheidung (es müssen Nachfolger für die veralteten Saab 105 gekauft werden) keine Auswirkungen.
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