Mit dem blauen Hemd und der Krawatte wirkt Brigadier Michael Janisch im ersten Moment nicht wie ein Soldat im „Corona-Einsatz“. Auch das sterile Labor, in das er nach einer genauen Unterweisung – „ohne Erlaubnis nichts anfassen, öffnen oder fotografieren“ – führt, würde man eher in einer Universität als in einer militärischen Einrichtung vermuten.
Das ist durchaus gewollt. Denn bei den Räumlichkeiten handelt es sich um das Bio-Tech-Zentrum des Amtes für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT), wo Bundesheer-Angestellte seit Monaten SARS-CoV-2 erforschen.
Anders als jene Soldaten, die seit der Corona-Krise die Grenzen oder kritische Infrastruktur bewachen, arbeitet Janischs Team außerhalb der öffentlichen Wahrnehmung.
Das liegt daran, dass die Biologen, Virologen und Informatiker des ARWT nicht nur Tests im Bereich Rüstungstechnologie durchführen, sondern auch – theoretisch als Biowaffen geeignete – Infektionskrankheiten wie den Milzbrand untersuchen.
3 Probenahmeteams des Amts für Rüstung und Wehrtechnik (ARWT) sind mobil und luftbeweglich sieben Tage die Woche im Einsatz und selbst bei Auslandseinsätzen innerhalb von 24 Stunden bereit
1.200 Anti-Körper-Tests wurden seit Februar vom ARWT durchgeführt. Außerdem mehr als 6.500 PCR-Tests. Zusätzlich wurden 8.500 Schutzmasken auf Mängel geprüft
Aufgrund der heiklen Thematik kennen selbst heeresintern viele den Standort des Bio-Tech-Zentrums nicht. Dass ausgewählte Medien nun einen exklusiven Einblick in die Arbeit des ARWT bekommen haben, stellt ein absolutes Novum dar. Die Naturwissenschaftler dieser Abteilung arbeiten seit den 1980er-Jahren mikrobiologisch.
Weitere Schwerpunkte kamen im Laufe der Jahre hinzu. Terroristische Anschläge mit Milzbrandsporen in den 2000ern zeigten die militärische Bedeutung der Virologie. Seit 2015 existiert ein Labor der biologischen Schutzstufe 3, wo Biostoffe untersucht werden, die schwere Krankheiten beim Menschen auslösen und eine ernste Gefahr darstellen.
Für Corona gerüstet
Zu den Viren der Risikogruppe 3 zählen etwa Gelbfieber, das Dengue- oder das Hepatitis-C-Virus. Die Experten aus mehreren Fachrichtungen haben also Erfahrung im Umgang mit gefährlichen Krankheitserregern.
Als sie im Jänner die erste offizielle Meldung über Covid-19 erhielten, war der Ernst der Lage rasch klar. Seit Februar wird nun im Schichtdienst durchgehend an Detektion und Identifikation des Virus gearbeitet. Mittlerweile haben die Wissenschafter 6.500 PCR- sowie 1.200 Antikörper-Tests von Soldaten ausgewertet.
Als die Infektionen in Bosnien und dem Kosovo rapide anstiegen, waren zwei ARWT-Teams innerhalb von 24 Stunden in den jeweiligen Heeres-Camps. Mehr als 800 Tests wurden dort an einem Wochenende bei den Streitkräften mehrerer Nationen durchgeführt. Dank strengster Richtlinien bei dem unangenehmen, aber effektiven Nasenabstrich, technologischer Ausstattung und dem Einsatz ergänzender Testverfahren gelten die Ergebnisse der österreichischen Forscher als äußerst verlässlich.
Zusätzlich prüft das ARWT Schutzmasken und zieht mangelhafte Ware aus dem Verkehr – ein Problem, das vor allem bei Importen aus Asien auftritt. Mehr oder weniger nebenbei wird zudem gerade an der Implementierung eines neuen Corona-Tests gearbeitet. Sogenannte Antigen-Tests sollen es künftig ermöglichen, vor Ort zu testen und in einer halben Stunde ein Ergebnis zu haben – ohne, dass DNA in ein Labor muss. Dieser Schritt könnte nicht nur die Testung von Soldaten im Einsatz, sondern auch der Zivilbevölkerung erheblich erleichtern.
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