Wahlergebnis in Wien: Rekordminus für SPÖ und grüner Höhenflug

Für Bürgermeister Michael Ludwig war das dürftige Ergebnis ein Schock.
Wien ist das einzige Bundesland, in dem die Roten stimmenstärkste Partei wurden.

Mit einem Polit-Erdbeben endete die Wahl in Wien: Es ist zwar das einzige Bundesland, in dem die SPÖ Platz eins erobern konnte. Mit 28,85 Prozent (vorläufiges Endergebnis ohne Wahlkarten) fuhr sie aber mit einem Minus von 5,64 Prozentpunkten ihr historisch schlechtestes Ergebnis bei Nationalratswahlen ein.

Noch schlimmer erwischte es die Wiener FPÖ – in den vergangenen Monaten im Fokus des Ibiza- und Spesenskandals rund um Ex-Landesparteichef Heinz-Christian Strache: Sie kam auf 14,24 Prozent (minus 7,11 Prozentpunkte).

Großer Gewinner des Abends sind die Grünen: Sie kamen in ihrer traditionellen Hochburg mit 19,02 Prozent (plus 13,12) auf Platz drei. Die Türkisen hielten den zweiten Platz, im Vergleich zu 2017 konnten sie aber nur mehr leicht zulegen: 24,06 Prozent (plus 2,46), ebenso die Neos 8,71 Prozent (plus 2,25). Die Liste Jetzt kam auf 3,17 Prozent (minus 4,34).

Ludwig ernüchtert

Dementsprechend bunt ist nun auch die Wien-Karte. Bei der Nationalratswahl 2017 war die SPÖ noch in 19 Bezirken stimmenstärkste Fraktion, die ÖVP in vier. Nun sind sieben Bezirke in grüner Hand, in fünf dominiert die ÖVP. Bleiben also noch elf Bezirke für die SPÖ.

Enttäuscht zeigt sich Wiens SPÖ-Bürgermeister Michael Ludwig in einer ersten Stellungnahme gegenüber dem KURIER: „Wir hätten uns ein besseres Ergebnis erwartet.“ Das schlechte Ergebnis sei aber „sicher nicht“ an der Spitzenkandidatin gelegen; Pamela Rendi-Wagner habe „Außerordentliches geleistet“.

Ludwigs Analyse: „Die ÖVP hat von der Schwäche der FPÖ profitiert. Die Grünen haben unter dem Motto ‚Wir müssen wieder ins Parlament kommen’ einen sehr starken Effekt in der Bevölkerung erzielt. Das hat sich für die Grünen gelohnt und ging auf Kosten der SPÖ.“

Grüne Euphorie

Sein Gegenüber in der Stadtregierung, Grünen-Chefin Birgit Hebein, freute sich über das „historische Ergebnis“. „Das Vertrauen der Wähler ist ein klarer Auftrag, dem Klimaschutz eine starke Stimme im Parlament zu geben.“

ÖVP-Landesparteichef Gernot Blümel wertete im ORF das Ergebnis als Bestätigung für den bisherigen Kurs. Themen wie Schuldenreduktion und Migration seien besonders in Ballungsräumen relevant. Im Hinblick auf die Gemeinderatswahl laute die Devise: „Mehr türkis für Wien.“

Die FPÖ hat ihr Wahlziel mit 20 Prozent klar verfehlt. Vizebürgermeister Dominik Nepp plädierte daher für einen „Neustart“ der Partei – konkret in organisatorischer und struktureller Hinsicht. Als Beispiel nannte er „interne Compliance-Regeln“.

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