Wählerstromanalyse: Wer die meisten Wähler gewonnen, wer die meisten verloren hat

Symbolbild Wählerstromanalyse Nationalratswahl 2024
Die FPÖ hat ihren Wahlsieg zu einem guten Teil ehemaligen ÖVP-Wählern zu verdanken. Hier die Wählerstromanalyse im Überblick.

Finden Sie in der Grafik heraus, wie sich das Wahlverhalten der Österreicher verändert hat. Die Wählerstromanalyse zeigt Ihnen, welche Parteien bei der Nationalratswahl 2024 verglichen mit der Wahl 2019 die meisten Wähler verloren und welche am meisten Wähler gewonnen haben. 

Gleichzeitig können Sie auch auf einen Blick nachvollziehen, zu welchen Parteien es die Wähler stattdessen gezogen hat.

Wählerstromanalyse NR-Wahl 2024

Die FPÖ hat der Wählerstromanalyse zufolge ihren historischen Wahlsieg zu einem guten Teil ehemaligen Wählerinnen und Wählern der ÖVP zu verdanken. 

443.000 von ihnen wanderten im Vergleich zum Jahr 2019 zu den Freiheitlichen. Damals wählten etwa 1,8 Millionen Menschen die Volkspartei, heuer nur 1,3 Millionen. Die FPÖ hingegen steigerte ihre Wahlstimmen von 773.000 auf 1,4 Millionen. 258.000 Stimmen holten die Blauen aus dem Lager der Nichtwähler.

25 Prozent der ÖVP-Stimmen 2019 wanderten zu FPÖ

589.000 der Wähler von 2019 konnte die FPÖ halten. Die Zugewinne der Freiheitlichen waren die beiden größten Bewegungen im Fünfjahresvergleich: 25 Prozent der ÖVP-Stimmen wanderten zur FPÖ. Die Blauen konnten hingegen 76 Prozent ihrer Wählerschaft halten. 65.000 Stimmen holten die Freiheitlichen von der SPÖ. Weitere 25.000 kamen von den NEOS, jeweils 14.000 von Grünen und der Liste JETZT. Weg von der FPÖ ging am meisten zu Nichtwählern (82.000) und SPÖ (29.000).

Die ÖVP verlor den zweitgrößten Anteil an die NEOS. 72.000 Stimmen gingen nun an Pink. 61.000 der ÖVP-Anhängerinnen und Anhänger wählten diesmal nicht, 43.000 SPÖ und 39.000 die Grünen. Dazugewinnen konnte die Volkspartei von den NEOS (62.000 Wähler), Nichtwählern (58.000) und Grünen (55.000).

14 Prozent der Rotwähler waren 2019 grüne Stimmen

Die SPÖ musste 180.000 (18 Prozent) Stimmen an die Nichtwähler abgeben. 65.000 gingen von Rot an Blau. Stark dazugewinnen konnte die Sozialdemokratie hingegen von den Grünen. 148.000 Personen gingen diesen Weg (14 Prozent der nunmehrigen Rotwählenden). 54.000 Stimmen kamen aus dem Nichtwähler-Lager, 43.000 von der ÖVP. Weitere 29.000 gab es von der FPÖ, 28.000 von den NEOS.

Genauso wie ÖVP und SPÖ haben auch die Grünen Stimmanteile verloren. Neben der großen Strömung zur SPÖ gab es jene zu den NEOS (57.000) und zur ÖVP (55.000). 45.000 Menschen, die 2019 ihr Kreuz bei den Grünen machten, gingen diesmal nicht zur Wahl. Gewonnen hat die bisherige Regierungspartei 42.000 Nichtwähler. 39.000 Stimmen kamen vom Koalitionspartner ÖVP, 22.000 von den NEOS.

Die Liberalen waren hingegen einer der Wahlgewinner. Neben den 72.000 Stimmen von der ÖVP holten die NEOS 65.000 von Nichtwählern und 57.000 von den Grünen. Immerhin 21.000 gab es von der FPÖ und 13.000 von JETZT. Wähler abtreten mussten die Pinken hauptsächlich an die ÖVP (62.000). 28.000 gingen an die SPÖ, je 25.000 an FPÖ und Nichtwähler sowie 22.000 an die Grünen.

Kleinparteien konnten bei der Wahl nicht überraschen. Die KPÖ verlor 6.000 und damit 18 Prozent ihrer Stimmen an die Grünen. Umgekehrt wanderten 32.000 von Grün zu Dunkelrot. Die Kommunisten holten zudem 29.000 Nichtwähler-Stimmen, 20.000 von ÖVP und 11.000 von der SPÖ. Damit schafften sie es ebenso wenig in den Nationalrat wie die Bierpartei. Diese sammelte 23.000 ehemalige ÖVP-Stimmen und 22.000 von der Liste JETZT. 19.000 der Bier-Wählerschaft kam von der FPÖ, 12.000 waren zuvor Nichtwähler.

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Wozu ist eine Wählerstromanalyse gut? Eine Wählerstromanalyse zeigt die Wählerwanderung zwischen Parteien und gibt so Aufschluss über Abstimmungsverhalten und Wahlmotive der Wählerschaft.

Was ist eine Wählerstromanalyse? 
Eine Wählerstromanalyse untersucht mehrere Dinge: 

  • wie viele Wähler einer Partei treu geblieben sind
  • wie viele Wähler eine Partei neu für sich begeistern konnte. 
  • Wie viele Wähler einer Partei verloren gegangen sind. 
  • Und zwischen welchen Parteien Wähler gewechselt sind.

Gerade bei neu antretenden Parteien hilft das, die Zusammensetzung der Wählerschaft zu verstehen, weil man so versteht, welche Parteien die Wähler zuvor gewählt haben.
Hier zum Vergleich auch die Wählerstromanalyse bei der EU-Wahl 2024.

Informationen zur genaueren Methodik der Wählerstromanalyse zur Nationalratswahl finden Sie bei Foresight Research.

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