Virologin warnt: "Impfung schützt schlechter vor dieser Mutante"

Virologin Dorothee von Laer von der Medi-Uni Innsbruck
Die mutierte Variante der britischen Virusmutante dürfte eine Anpassung der Impfstrategie nötig machen.

Lockdowns in den östlichen Bundesländern, von 1. bis 7. April: Ist diese Lösung angesichts voller Intensivstationen in Wien und einer bundesweiten Sieben-Tages-Inzidenz von 250 restriktiv genug? Geht es nach der Expertenrunde, die am Sonntag bei In Zentrum zu Gast war, definitiv nicht.

Arschang Valipour, Intensivmediziner in der Klinik Floridsdorf, stört vor allem eine Sache: Intensivstationen seien immer zu 80 bis 90 Prozent ausgelastet. "Diese Ressourcen-Kapizitäten, die angeblich zur Verfügung stehen (50 Prozent freie Intensivbetten für Covid-Patienten, Anm.), die gibt es nicht", stellte Valipour klar. Öffentlich werde dies oft falsch dargestellt.

Jüngster Patient ist erst 18

Heißt: "Als Mediziner würde ich sagen, die Lage ist jetzt schon mehr als nur angespannt." Damit die Akut-Versorgung für Covid-Patienten weiterhin gegeben sei, müsse man jetzt schon wichtige Operationen verschieben und Patienten umschichten.

Und: "Wir haben viele junge Patientinnen und Patienten mit sehr dramatischen Verläufen", sagte Valipour. Der jüngste Patient auf einem Covid-Intensivbett in Floridsdorf sei 18. Ein Trend, der uns Sorgen bereiten sollte? Ja, bestätigte die Virologin Dorothee von Laer bestätigt. Die britische Variante sei sehr viel ansteckender, tödlicher und auch gefährlicher für junge Menschen.

Von Laer: Impfstrategie anpassen

Leider geht es noch schlimmer: In Nordtirol hat ein verstärktes Auftreten der britischen Virusmutation B.1.1.7 mit weiteren Mutationsmerkmalen – E484K-Zusatz genannt – eine Ausreisetestpflicht ab Mittwoch notwendig gemacht. Diese "mutierte" Mutation ist für die Allgemeinheit besonders gefährlich, erklärte von Laer: "Die Impfung schützt schlechter gegen diese Mutante und man ist auch nicht mehr so gut geschützt, wenn man mit einer herkömmlichen Variante infiziert war." Das Virus wird von den Antikörpern nicht mehr so gut erkannt.

Ein November wie 2020 sei auch heuer möglich: Die Impfstrategie gehöre zwingend auf die Mutationen angepasst, warnte von Laer. Man wisse, dass Astra Zeneca "wohl nicht so sehr" vor den Mutationen schütze. Zumindest eine Auffrischung mit Biontech/Pfizer im Herbst für jene, die nur mit Astra Zeneca versorgt wurden, werde wohl nötig sein.

"Man hätte sofort reagieren müssen"

Simulationforscher Niki Popper stellte klar: "Wir müssen jetzt bremsen." Bedeutet: Die anderen Bundesländer werden ebenfalls härtere Maßnahmen setzen müssen. Die Infektions-Dynamik sei nicht so extrem wie im Herbst, aber der Anteil der Hospitalisierungen sei höher, so Popper: "Wir müssen diese Dynamik brechen."

Dass erst zehn Tage nach der Besprechung zwischen Regierung und Landeshauptleuten am vergangenen Montag die neuen Maßnahmen in Wien, Niederösterreich und Burgenland greifen, kann von Laer nicht nachvollziehen: "Da ist der Bremsweg sehr lang. Deshalb hätte man sofort reagieren müssen." 

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