Virologe: "Lockdown-Ende am 12. Dezember ist kaum möglich"
Es sind keine erfreulichen Nachrichten, die Virologe Christoph Steininger, im KURIER-Interview verkündet – vor allem in Bezug auf das geplante Lockdown-Ende am 12. Dezember für Geimpfte. Daran glaubt er "ebenso wenig wie an das Christkind", sagt der Mitbegründer der "Alles gurgelt"-PCR-Tests, die eine wichtige Säule der Teststrategie der Stadt Wien ist.
Die Gründe, warum sich eine Öffnung des Landes, auch nicht für Geimpfte bis 12. Dezember ausgeht, sieht Steininger vor allem in der Tatsache, dass sich die Situation auf den Intensivstationen noch nicht drastisch entspannt haben wird.
Schon bald werde man die "kritische Grenze von 600 Intensivbetten erreichen", so Steininger. In den kommenden zwei Wochen werden die Zahlen weiter steigen. Momentan wird der Lockdown einfach zu "wenig radikal gelebt, damit innerhalb von drei Wochen große positive Effekte auf den Intensivstation erzielt werden können.“
Schnellere Impfpflicht
Insofern ist Steininger "wenig optimistisch", dass es Mitte Dezember wieder ein normales Leben zumindest für Geimpfte geben wird. "Das wird kaum möglich sein", so der Virologe.
Angesichts der aggressiven Delta-Variante kommt Steiniger die Impfpflicht ab 2. Februar 2022 viel zu spät. Man müsse sofort mit der Impfpflicht beim Gesundheitspersonal starten, denn "das ist jetzt schon rechtlich möglich". Dem Vorschlag einiger Verfassungsexperten, dass man die Impfpflicht aufheben sollte, sobald eine Impfquote von 85 Prozent erreicht ist, erteilt der Virologe eine Abfuhr.
"Der Vorschlag klingt für mich nach einer Impf-Lotterie, wo 15 Prozent der Bevölkerung darauf tippen könnten, sie könnten doch nicht impfen gehen müssen und dann einfach warten, bis die 85 Prozent erreicht sind. Das wird nicht funktionieren. Zusätzlich sind diese 85 Prozent in Bezug auf eine mögliche Herdenimmunität längst überholt. Die Delta Variante ist so infektiös, dass die Herdenimmunität erst zwischen 90 und 95 Prozent erreicht ist".
PCR-Angebot abgelehnt
Am Dienstag gab es seit Langem wieder unter 10.000 Neuinfektionen. Allerdings ist diese erfreuliche Nachricht kein Effekt des Lockdowns, sondern weil es in einigen Bundesländern einen Engpass bei den PCR-Tests gab.
Wien werde weiterhin eine gute Performance bei den PCR-Tests liefern. "Die Stadt Wien hat anderen Bundesländern mehrfach ihre Expertise angeboten, um das Modell auszurollen, aber es wurde abgelehnt", beklagt Steininger. Von einem Übergangslösung, dass man wieder zu Antigen-Schnelltests zurückkehrt, hält Steininger nichts, weil diese Tests zu unsicher seien - vor allem für die Delta-Variante.
Kein Enddatum für Ungeimpfte
Im Bundesrat war am Dienstag Bundeskanzler Alexander Schallenberg zu einer "Dringlichen Anfrage" der SPÖ geladen. Er betonte, dass es für Ungeimpfte beim Lockdown "kein Enddatum" gibt. Für Geimpfte sollte er - so zumindest der Plan - am 12. Dezember enden.
Jeder habe es aber selbst in der Hand, sich impfen zu lassen. Einmal mehr betonte Schallenberg, dass die Maßnahme eine "Zumutung" für die Geimpften sei, da diese sich noch einmal beschränken müssten.
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