"Vielgeliebtes Österreich": Wahlkampf am Nationalfeiertag

"Vielgeliebtes Österreich": Wahlkampf am Nationalfeiertag
Die Hofburg-Kandidaten melden sich über die Sozialen Medien: Norbert Hofer warnt in Facebook-Beitrag vor "falsch gelebter Toleranz", Van der Bellen sprach in Video den Text der Bundeshymne.

Die beiden Bundespräsidentschaftskandidaten haben auch den Nationalfeiertag für Auftritte in den Sozialen Medien genutzt. FPÖ-Kandidat Norbert Hofer etwa griff in einem längeren Beitrag auf seiner Facebook-Seite die Flüchtlingsthematik auf und warnte vor "falsch gelebter Toleranz", Alexander Van der Bellen sprach in einem Video den Text der Bundeshymne (siehe unten).

Die Feierlichkeiten rund um den Heldenplatz haben derweil begonnen.

Hofer-Text: "Falsch gelebte Toleranz"

"Derzeit leben wir in unruhigen Zeiten. Das letzte Jahr hat Europa für immer verändert", erklärte Hofer in seinem Beitrag zum Nationalfeiertag. Es sei die menschliche Pflicht, jenen zu helfen, die Schutz vor Verfolgung suchen. Aber: "Schöne Worte allein sind hier zu wenig", meinte der FPÖ-Kandidat und betonte: "Falsch gelebte Toleranz und Wegschauen sind nicht nur unvernünftig, sondern können sogar gefährlich werden." Die Probleme müssten "rechtzeitig erkannt und effiziente Lösungen" umgesetzt werden. Anderenfalls würde dies für ganz Europa "irreparable Folgen haben", so Hofer weiter. Der 4. Dezember sei daher der Tag, an dem entschieden werde, "ob unsere Heimat in eine positive Zukunft gehen wird". Hofer wird in seiner Funktion als Dritter Nationalratspräsident heute auch am Tag der offenen Tür im Parlament teilnehmen.

Van-der-Bellen-Text: "Große Töchter und Söhne"

Der von den Grünen unterstützte Kandidat Van der Bellen - er hielt bereits am Dienstag im Rahmen einer Pressekonferenz eine Rede zum Nationalfeiertag - veröffentlichte am Mittwoch auf Facebook ein neues Video. Darin treten Unterstützer vor einer großen rot-weiß-roten Flagge auf und Van der Bellen spricht aus dem Off zu Musikuntermalung den aktuellen Text der Bundeshymne. Der Präsidentschaftskandidat selbst ist nur kurz mit seiner Frau zu sehen. "Vielgeliebtes Österreich" heißt der Beitrag, in dem die "großen Töchter und Söhne" vorkommen.

Feierlichkeiten ohne Bundespräsident

Das offizielle Österreich hat indes den Nationalfeiertag traditionell mit Kranzniederlegungen beim Äußeren Burgtor zum Gedenken an die toten Soldaten und Opfer des Widerstandes begonnen. Bei kühlem, aber immerhin trockenem Herbstwetter startete danach das umfangreiche Feiertagsprogramm rund um den Heldenplatz.

"Vielgeliebtes Österreich": Wahlkampf am Nationalfeiertag
ABD0027_20161026 - WIEN - ÖSTERREICH: (v.l.) Generalstabschef Othmar Commenda, Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ), Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ) am Mittwoch, 26. Oktober 2016, anl. der Angelobung von Rekruten im Rahmen des Nationalfeiertags 2016 in Wien. - FOTO: APA/HANS PUNZ
Österreich feiert am Mittwoch die "immerwährende Neutralität", die der Nationalrat am 26. Oktober 1955 beschlossen hat. Mangels Bundespräsident fehlte heuer bei den Kranzniederlegungen ein Staatsoberhaupt. Zunächst schritt die Regierung, allen voran Bundeskanzler Christian Kern (SPÖ), Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) und Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) in Begleitung von Generalstabschef Othmar Commenda, an der Ehrenkompanie der Garde entlang, um im Weiheraum und vor der Krypta am Äußeren Burgtor Kränze niederzulegen. Danach wohnte Doskozil noch der Kranzniederlegung der Opferverbände bei.

Neue Gedenkkultur

Seit vergangenem Jahr werden die Kränze als Teil einer neuen Gedenkkultur vor und nicht in der Krypta niedergelegt. An der Außenmauer wurde dafür die Gedenktafel für die "im Dienst und Einsatz verunglückten, verstorbenen und gefallenen Soldaten" angebracht. Die Krypta wurde 2012 für die Öffentlichkeit geschlossen, nachdem bekannt wurde, dass sich auch SS-Kriegsverbrecher in den Totenbüchern des Gedenkorts befanden und eine nationalsozialistische Jubelschrift des Bildhauers Wilhelm Frass und eine konterkarierende Botschaft eines Mitarbeiters unter der Skulptur des Toten Kriegers gefunden worden war.

Nächster Programmpunkt ist am Vormittag die feierliche Angelobung von fast 1.200 Rekruten, die heuer erstmals von einer Frau, Nationalratspräsidentin Doris Bures (SPÖ), durchgeführt wird, weil es derzeit keinen Bundespräsidenten gibt. Unter anderem wird dabei auch Kanzler Kern eine Rede halten.

Die Leistungsschau des Heeres findet in diesem Jahr rund um den Heldenplatz an mehreren Standorten in der Innenstadt statt.

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