Inhaltlich ist Ludwig aber nicht vollends auf Babler-Linie. Das deponiert er bereits in Ansätzen. Bablers Forderung nach einer 32-Stunde-Woche? Sei eine Angelegenheit der Gewerkschaften, betont Ludwig. Dennoch: Ludwig ist und bleibt vorerst Bablers wichtigster Verbündeter.
Beispiel: Als sich Georg Dornauer und David Egger – die SPÖ-Vorsitzenden Tirols und Salzburgs – öffentlich gegen Bablers Forderungen zur Arbeitszeitverkürzung aussprachen, soll Ludwig beide beim Parteipräsidium am Mittwoch kritisiert haben.
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Ansagen in Richtung Doskozil
Doskozil hätte vom Wiener Machtpol wiederum viel Gegenwind erhalten. Gegen Ende von dessen zweitägiger Amtszeit hieß es vielsagend aus dem Büro des Bürgermeisters zum KURIER: Es sei das gute Recht des Parteivorsitzenden, Personal selbst auszusuchen. Doskozil sei für seine Entscheidungen aber „allein- und letztverantwortlich und muss auch die Konsequenzen tragen“.
Die Wiener SPÖ kritisierte zudem Doskozils Antrittsinterviews. Der Burgenländer hatte betont, nur für eine Vermögenszuwachs- und nicht für eine Vermögenssteuer zu sein. Das sei nicht Parteilinie und ungeschickt, hieß es. Man sehe ja: ÖVP-Generalsekretär Christian Stocker würde die SPÖ bereits als gespalten darstellen. Doskozil spiele jetzt nicht mehr in der Landes-, sondern in der Bundesliga. Da müsse man jede Äußerung sorgfältig abwägen.
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Bablers Vergesslichkeit
Diese Kritik hätte gesessen, war aber kurz darauf obsolet. Der Treppenwitz: Babler agiert in seinen Antrittsinterviews weitaus direkter als zuvor Doskozil, spricht sich für die Cannabis-Legalisierung aus und stellt das Asyl-Positionspapier von Doskozil und Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser infrage – was in Kärnten nicht gut ankommt.
Zudem offenbart Babler Erinnerungslücken. Etwa im Standard: Ob er 1994 als Teil der Sozialistischen Jugend gegen den EU-Beitritt gestimmte habe? „Ich weiß es nicht genau, vermutlich.“ Und obwohl er sich 2011 für eine Abschaffung der Wehrpflicht sowie des Militärs aussprach, betont er, die Wehrpflicht immer schon befürwortet zu haben.
Die personellen Fragen muss Babler nun nach bestem Wissen und mit taktischem Geschick beantworten: Wen bindet er in die Parteispitze ein, wen nicht? Für ihn gilt, was auch für Doskozil galt: Schafft er es nicht, die Partei zu einen, bleibt sie wohl auf der „Selbstmordroute“.
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