Und tatsächlich: Van der Bellen wirkte bei seinem Auftritt „lebhaft, motiviert, direkt beseelt“, analysiert OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. Dass der Amtsinhaber wiedergewählt wird, daran bestehe kein Zweifel. Bei einer OGM-Umfrage gaben 56 Prozent an, Van der Bellen zu wählen, knapp ein Drittel lehnt ihn ab. „Ich gehe von einem Ergebnis jenseits der 60 Prozent aus“, sagt Bachmayer. Für die FPÖ sieht der Meinungsforscher ähnliches Potenzial wie bei einer Nationalratswahl – um die 20 Prozent und mehr.
So gesehen dürfte der Wahlkampf (mehr ein „simpler Wahlgang“, so Bachmayer) recht fad werden. Einerseits sei das wohltuend für die Bevölkerung, die von Untergriffen politikmüde geworden sei und angesichts der Krisen andere Sorgen habe. Andererseits sei das schlecht für die Wahlbeteiligung. Bachmayers Prognose bewegt sich bei 50 Prozent.
Der Wahlkampf bietet jedenfalls eine Bühne für eher wenig bekannte Personen. Bachmayer geht beispielsweise fix davon aus, dass die Impfgegner-Partei MFG einen Kandidaten stellt. Allein deshalb, um den- oder diejenige vor der nächsten Landtagswahl (und 2023 stehen gleich vier an) bekanntzumachen.
Die ÖVP gab am Montag offiziell bekannt, dass sie auf einen Kandidaten verzichten wird. Sie wird keine Wahlempfehlung abgeben. „Es steht allen Menschen in der ÖVP frei, dass sie sich persönlich für Van der Bellen aussprechen, wenn sie das wollen“, sagt Generalsekretärin Laura Sachslehner zum KURIER. Freundliche Töne kommen auch von ÖVP-Chef und Kanzler Karl Nehammer: „Die Zusammenarbeit mit dem Herrn Bundespräsidenten war in den vergangenen Jahren sehr positiv, und wir wünschen ihm für seine Kandidatur alles Gute.“
Für die ÖVP ist der Verzicht auf einen eigenen Kandidaten nicht unproblematisch, denn sie überlässt damit das gesamte rechte Spektrum der FPÖ. Ein gutes Resultat bei der Hofburgwahl – da ist die Rede von 25 bis 30 Prozent – würde die FPÖ bundesweit beflügeln. Da es zwischen ÖVP und FPÖ Wählerüberschneidungen gibt, kann die FPÖ die Hofburg-Wahl nutzen, um (an Sebastian Kurz) verlorenes Terrain zurückzugewinnen.
Aus Sicht der ÖVP sind daher alle Kandidaten, die der FPÖ Konkurrenz machen, erfreulich. Derer dürfte es einige geben: Gerald Grosz zum Beispiel, der frühere BZÖ-Politiker, will auf eigene Faust antreten. Auch der Chef der Bierpartei, Marco Pogo, könnte FPÖ-Stimmen abziehen – und erst recht ein MFG-Kandidat, sofern die Impfgegner einen aufstellen.
Die FPÖ legt mit ihrer Kandidatenpräsentation keine Eile an den Tag. „Vor dem Sommer“ werde es so weit sein, heißt es. Die Juristin Susanne Fürst gilt als Favoritin.
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