2019 steigt Fürst zur stellvertretenden Klubobfrau auf, sie ist Mitglied der Untersuchungsausschüsse zum Ibiza- Skandal und zu den ÖVP-Korruptionsaffären.
Genau diese juristische Expertise qualifiziert Fürst in den Augen ihrer FPÖ-Kollegen für das höchste Amt im Staat. „Sie hat eine entsprechende Ausbildung und ist eine erfahrene Politikerin“, sagt der Kärntner Landesparteiobmann Erwin Angerer. Auch der burgenländische FPÖ-Landeschef Alexander Petschnig würde im Falle einer Kandidatur hinter Fürst stehen: „Wenn sich die Partei auf Fürst einigt, hat sie meine vollste Unterstützung.“
Der FPÖ ist sehr wohl bewusst, dass sie die Hofburg-Wahl gegen Amtsinhaber Van der Bellen schwerlich gewinnen wird. Ein programmierter Erfolg ist die blaue Kandidatur dennoch. Da ÖVP, SPÖ und Neos gegen Van der Bellen niemanden ins Rennen schicken dürften, ist der FPÖ die mediale Bühne während des Wahlkampfs sowie ein Achtungserfolg am Wahltag gewiss. In Frankreich war die Situation ähnlich: In der Stichwahl gegen Amtsinhaber Emmanuel Macron hat Marine Le Pen 42 Prozent errungen – ein Rekord für ihre Rechtsaußen-Partei.
Ist Susanne Fürst eine österreichische Marine Le Pen? Fürsts Auftritte im Nationalrat sind ruhiger als die von Kickl, ihre Waffe ist die Ironie und nicht der beißende Spott ihres Parteichefs. Inhaltlich ist sie jedoch voll auf Kickl-Linie: Corona-Maßnahmen nennt sie „überschießend“, sie tritt bei Demonstrationen der Impfgegner als Rednerin auf und äußert sich im Zuge einer Nationalratsrede als Befürworterin des Volksbegehrens „Impfpflicht NEIN!“.
Das Staatsoberhaupt repräsentiert die Republik Österreich nach außen. Die außenpolitischen Kontakte von Susanne Fürst wären für das Ansehen des Landes wohl problematisch: Mit FPÖ-Kollegin Dagmar Belakowitsch, die unter anderem durch Anti-Corona-Auftritte bekannt wurde, war Fürst in Thüringen zu Gast bei der Klausur der AfD-Bundestagsfraktion. Laut FPÖ-Instagram-Kanal habe man sich für die „Zusammenarbeit patriotischer Kräfte quer durch Europa“ engagiert.
Herbert Kickls Stellvertreterin fährt auch in Sachen Asylpolitik eine harte rechte Linie und wirft der ÖVP Versagen vor. Sie bewertet in einem FPÖ-TV-Interview die „ohne Limit-Aufnahme“ ukrainischer Flüchtlinge als „großen Fehler“. Die Einreise nach Österreich sollte laut Fürst nur einem bestimmten Kontingent an ukrainischen Flüchtlingen gewährt werden. Dieses Kontingent sei auch nur dann in Österreich aufzunehmen, wenn der Krieg länger andauern würde. In der ORF-Sendung „Im Zentrum“ erklärt Fürst die Zuwanderung fremder Kulturen, im Speziellen islamischer Kulturen, pauschal zur „größten Bedrohung österreichischer Frauen“.
Privat lebt Fürst in Oberösterreich. Sie ist verheiratet und Mutter von zwei Söhnen im Alter von 15 und 16 Jahren. Auf ihrem Instagram-Account präsentiert sie sich als Naturmensch und bei ihrer Arbeit als Politikerin. Sie zeigt sich beim Wandern im Wald, Langlaufen und mit einer über den Weg gelaufenen Katze beim Spazieren.
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