Da ÖVP, SPÖ und Neos bis dato keine Anstalten gemacht haben, gegen Van der Bellen einen Wahlkampf organisieren und finanzieren zu wollen, "hat die FPÖ den Wahlkampf gegen den Bundespräsidenten für sich allein", sagt Peter Hajek zum KURIER. "Damit hat die FPÖ die komplette Aufmerksamkeit, kann ihre Themen setzen und eine Person bekannt machen."
Wie der KURIER berichtet hat, will die freiheitliche Partei genau das tun und Susanne Fürst nominieren. Die bisher einer breiten Öffentlichkeit eher unbekannte FPÖ-Mandatarin, Juristin und Verfassungsexpertin, "ist ein unbeschriebenes Blatt", sagt OGM-Chef Wolfgang Bachmayer. "Und genau das ist günstig, um sie als Persönlichkeit zu positionieren." Für Meinungsforscher Bachmayer ist "völlig klar, dass die FPÖ diese Chance für sich nutzen wird, um im Hofburg-Wahlkampf die blaue Sicht auf Themen wie Neutralität und NATO-Beitritt, Energiewende oder Teuerung zu präsentieren".
Dass diese Präsentation ein teures und vergebenes - weil ohne reelle Chance auf den Wahlsieg - Unterfangen werden wird, glaubt Bachmayer nicht. "Obwohl es keine Wahlkampfkosten-Rückerstattung gibt, kann das für eine Partei ein sehr lohnender Wahlkampf sein, weil den Kandidaten die mediale Aufmerksamkeit in zahlreichen TV-Duellen, Zeitungsinterviews, online und auf Social Media sicher ist."
Insofern versteht Bachmayer nicht, dass andere Parteien auf eine Kandidatur und die damit einhergehende Daueraufmerksamkeit für die Zeit des Wahlkampfs verzichten. Sollte tatsächlich Susanne Fürst gegen Alexander Van der Bellen ins Rennen gehen, spiele der Faktor Frau "keine Rolle", so Hajek. "Das hat schon Benita Ferrero-Waldner bei der Hofburg-Wahl gegen Heinz Fischer versucht und ist damit gescheitert." Ein Ergebnis im zweistelligen Bereich ist bei Fürst jedenfalls möglich, so Bachmayer. "Man darf nicht vergessen, dass es nicht nur Befürworter von Van der Bellen gibt und die ÖVP keinen eigenen Kandidaten aufstellen will. Das heißt, dass viele bürgerliche Stimmen zu holen sind."
Für Meinungsforscher Hajek handelt es sich um "eine taktische Kandidatur" wie 2016 von Norbert Hofer. "Der zeigte, dass auch ein unbekannteres Gesicht erfolgreich sein" und "ein achtbares Ergebnis von rund einem Drittel der Wählerstimmen" erzielen kann. Ein derartiges Ergebnis hält Hajek im Falle von Fürst indes für "unrealistisch".
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