FPÖ will "österreichische Marine Le Pen" gegen Van der Bellen aufstellen
Frankreich hat am Sonntag sein Staatsoberhaupt im Amt bestätigt.
Und was ist mit Österreich? Auch bei uns stehen heuer Bundespräsidentenwahlen an. Wird Alexander Van der Bellen wieder antreten? Und wer kandidiert gegen ihn? Der KURIER macht einen Blick hinter die Kulissen der Hofburg und der FPÖ, die bei ihrer Entscheidungsfindung, wen sie ins Rennen schickt, schon sehr weit ist.
Der 9. Oktober ist als Wahltag für die Hofburg reserviert, aber noch weiß man offiziell nicht, ob Bundespräsident Alexander Van der Bellen eine zweite Periode anhängt.
„Es gehen zwar alle davon aus, dass er noch einmal kandidiert, und die Unterstützungsbekundungen sind von Werner Kogler abwärts fertig getextet und auf Knopfdruck abrufbar. Alle warten nur auf das Go“, schildert ein grüner Insider den aktuellen Stand.
Explizit erklärt habe sich Van der Bellen bis dato gegenüber keinem anfragenden Politiker. „Wenn er gefragt wird, lächelt er die Antwort weg“, heißt es. „Aber dass er nicht antritt, gilt eigentlich als undenkbar.“ Ein Nachsatz, der an dieser Stelle von allen Hofburg-Auguren angefügt wird: „Seine Frau ist sehr für eine zweite Periode.“
First Lady Doris Schmidauer ist um 20 Jahre jünger als er. Der Bundespräsident sei, so heißt es, zwar fit, aber Tatsache ist auch, dass er 78 ist und pofelt. Am Ende einer zweiten Amtszeit wäre er 85.
Auch wenn es nicht offiziell ist, intern ist die Entscheidung gereift, Van der Bellen befindet sich unverkennbar im Vorwahlkampf. Inoffizieller Start war der Auftritt auf dem Ukraine-Solidaritätskonzert am 23. März, wo ihn Tausende Jugendliche auf der Bühne umjubelten. Auch Bundesländertouren, wegen Corona zuletzt selten unternommen, stehen wieder auf dem Programm. Vor wenigen Tagen war Van der Bellen in Kärnten bei der Gedenkfeier für in der NS-Zeit deportierte Slowenen.
Van der Bellen kann bei seiner Wiederwahl sicher mit der Unterstützung der Grünen, und höchstwahrscheinlich auch mit jener von ÖVP, SPÖ und Neos rechnen. Das macht die Kandidatenauswahl karg, wird aber insofern zu einem spannenden Projekt, weil zum ersten Mal in der Geschichte der Großteil der Opposition mit der Regierung im gleichen Wahlkampf-Boot sitzt. Zur Erinnerung: Bei der Wiederwahl von Heinz Fischer 2010 und Thomas Klestil 1998 haben SPÖ und ÖVP gemeinsam regiert .
Wie immer in den letzten Jahrzehnten wird auch diesmal die FPÖ für eine Alternative sorgen und jemanden für die Hofburg aufstellen. Die FPÖ hat die Bundespräsidentenwahl stets als Profilierungschance gesehen. 2016, vor dem Hintergrund der Flüchtlingskrise und eines Allzeithochs der FPÖ in den Umfragen, hätte die FPÖ die Hofburgwahl fast gewonnen. Ihr Kandidat Norbert Hofer ging aus dem 1. Wahlgang als Stimmenstärkster hervor.
Hofer wäre auch 2022 wieder zu einer Kandidatur bereit, aber nicht gegen den Amtsinhaber, gegen den das Rennen aussichtslos ist. Außerdem, so Hofer, müsse auch seine Partei das wollen.
Und die steht einer neuerlichen Hofer-Kandidatur eher ablehnend gegenüber. Die FPÖ-Spitze um Herbert Kickl will eine freiheitliche Frau aufstellen. Kickl führt parteiintern bereits Sondierungsgespräche, demnach kristallisiert sich Susanne Fürst als Favoritin heraus.
Die Abgeordnete ist FPÖ-Verfassungssprecherin und Mitglied im FPÖ-Team für den ÖVP-Korruptionsuntersuchungsausschuss. Parteigänger trauen ihr einen „Verantwortungswahlkampf à la Marine Le Pen“ zu. Die Juristin und zweifache Mutter könne Themen von Teuerung über Verfassung bis hin zu den „Vereinigten Staaten von Europa“ glaubwürdig vertreten, sie würde Frauen in der männerlastigen FPÖ-Wählerschaft ansprechen und die Partei „mehr öffnen“, so der Tenor.
Damit würde Kickl einem Konzept von Jörg Haider folgen. Dieser versuchte 1992 mit der Hofburg-Kandidatin Heide Schmidt die FPÖ breiter aufzustellen..
Fürst wurde bereits in einer Umfrage abgetestet, genauso wie Hofer, Kickl und „ein „Mediziner aus dem Umfeld der Partei“. Ob es sich dabei um den impfkritischen Allgemeinmediziner und ehemaligen Professor der MedUni Wien, Andreas Sönnichsen, handelt, wird nicht bestätigt. Sönnichsen ist jedenfalls schon mit Kickl öffentlich aufgetreten.
Van der Bellen gegen Fürst wäre eine österreichische Parallele zu Frankreich: Rechte Herausforderin gegen liberalen Amtsinhaber.
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