US-Arbeitsmarktpolitik: Kocher sieht "gut funktionierende Aspekte"

US-Arbeitsmarktpolitik: Kocher sieht "gut funktionierende Aspekte"
Arbeitsminister möchte sich schnell funktionierende Jobvermittlung in den Vereinigten Staaten genauer ansehen.

Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) ist derzeit auf Dienstreise in den USA. Es gehe darum, "gut funktionierende Aspekte zu identifizieren, aber natürlich nicht darum das US-amerikanische Arbeitsmarktsystem zu kopieren", sagt Kocher. Nach einem Besuch des Bundesstaats Maryland, tauschte er sich unter anderem mit dem US-Arbeitsminister Marty Walsh und IWF-Chef-Ökonomin Gita Gopinath aus. 

Oberstes Ziel der Reise sei es, zu erfahren, wie das System der Arbeitslosenversicherung und vor allem die Jobvermittlung funktioniere, heißt es aus dem Arbeitsministerium. Eine Priorität der amerikanischen Arbeitsmarktpolitik: Arbeitssuchenden schnellstmöglich einen neuen Job vermitteln. "Der Arbeitsmarkt in den USA ist ein sehr dynamischer. Hier werden derzeit durchschnittlich 200.000 neue Jobs pro Monat geschaffen, die durch konsequente Vermittlung auch relativ rasch besetzt werden können", sagt Kocher.

USA: Arbeitslose schneller wieder integriert

Beim Thema Langzeitarbeitslosigkeit sind die USA Österreich statistisch einen Schritt voraus: Vor der Pandemie war der durchschnittliche Arbeitslose rund zwei Monate kürzer ohne Job als in Österreich. Und während in den USA nur 20 Prozent der Arbeitslosen länger als sechs Monate ohne Job sind, lag dieser Wert in Österreich laut Eurostat 2019 bei 40 Prozent. Eine gut funktionierende Vermittlung lasse Langzeitarbeitslosigkeit erst gar nicht entstehen, so Kocher. Deshalb sei es interessant, "mehr über die zentralen Mechanismen und Förderprogramme der amerikanischen Arbeitsmarktpolitik" zu erfahren.

In Österreich läuft aktuell das Programm "Sprungbrett", um Langzeitarbeitslose wieder schneller zu integrieren.

US-Arbeitsmarktpolitik: Kocher sieht "gut funktionierende Aspekte"

Mehr Geld, aber kürzer in der Versicherung

Gekündigte Arbeitnehmer haben in den USA dann Anspruch auf Arbeitslosengeld, wenn sie nicht aufgrund eines Fehlverhaltens gekündigt wurden und eine gewisse Mindestsumme für einen festgelegten Zeitraum verdient haben. Die Arbeitslosenversicherung ist in den USA Kompetenz der Bundesstaaten, somit sind die Regelungen landesweit unterschiedlich.

2021 lag die wöchentliche Leistung im landesweiten Schnitt bei 275 Euro, in Österreich bei 223 Euro. In den meisten Bundesstaaten gilt die Leistung für maximal 26 Wochen. In Österreich erhält man 20 bis 52 Wochen Arbeitslosengeld - und zwar 55 Prozent des letzten Netto-Einkommens.

Experience Rating

Ein anderes US-Beispiel zeigt, dass man bei Anreizen zur Jobvermittlung nicht immer bei den Arbeitslosen ansetzen muss. In den USA gibt es die Systeme des sogenannten Experience Rating. Dabei macht man Beitragszahlungen von Unternehmen zum System der Arbeitslosenversicherung davon abhängig, wie das Kündigungs- und Einstellungsverhalten des Unternehmens ist.

Betriebe, die viele Menschen in Arbeitslosigkeit übergehen lassen und wenige Menschen aus Arbeitslosigkeit in ihre Belegschaft aufnehmen, zahlen höhere Beiträge als jene, die ihre Belegschaft durchgehend beschäftigt halten. Studien haben gezeigt, dass diese Systeme einen senkenden Effekt auf die Arbeitslosigkeit haben können.

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