Unipolitik als Trainingscamp: Wer von der ÖH in die Berufspolitik wechselte

Eine Frau spricht neben einem Mann im Anzug bei einer Konferenz.
Manch einer, der einst auf der ÖH begann, hat sich einen Namen auf der großen Polit-Bühne gemacht.

Nicht alle, die an der Hochschule politisch aktiv sind, können oder wollen das in ihrem späteren Berufsleben fortsetzen. Dennoch finden sich unter den heimischen Polit-Promis einige, die schon zu Studienzeiten in der ÖH engagiert waren – Überraschungen inklusive.

So war etwa der spätere Bundespräsident Heinz Fischer einst Mitglied und Mandatar des VSStÖ. Andere SPÖ-Bekanntheiten wie Ex-Vizekanzler Hannes Androsch oder der ehemalige Wiener Bürgermeister Michael Häupl standen dem Verband sogar vor. Auch Ex-Bundeskanzler Christian Kern war 1989 Spitzenkandidat des VSStÖ. Die spätere Gründerin des progressiven Momentum Instituts und kritische Beobachterin des politischen Geschehens, Barbara Blaha, war ehemals ÖH-Vorsitzende, trat aber 2007 aus Protest gegen die Beibehaltung der Studiengebühren unter dem roten Kanzler Alfred Gusenbauer aus der SPÖ aus.

In die SPÖ trat umgekehrt die nunmehrige rote Stadträtin Ulli Sima ein, nachdem sie sich während ihrer Studienzeit bei der GRAS engagiert hatte und 1993 sogar deren Spitzenkandidatin für die ÖH war.

Apropos GRAS: Deren prominenteste Ex-Funktionärin sowie ehemalige ÖH–Vorsitzende, Sigrid Maurer, ist heute Klubobfrau der Grünen im Nationalrat. Ebenso aus den Reihen der GRAS kommt die ehemalige Wiener Vizebürgermeisterin Maria Vassilakou.

Molterer war zu links

Ihre politische Karriere starteten auch einige bekannte Gesichter der Türkisen bzw. Schwarzen auf der Uni. Besonderes Schmankerl: Der ehemalige ÖVP-Chef Wilhelm Molterer war einst Vorsitzender der ÖH an der Uni in Linz. Allerdings wurde er aus der ÖVP-nahen Vorgängerorganisation der AG, der ÖSU, wegen „Linksabweichlertums“ ausgeschlossen.

An der Uni Innsbruck war der nunmehrige Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner einst Chef der AG, an der Wirtschaftsuniversität in Wien stand ihr der heutige Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer vor.

Den jüngsten Wechsel von der ÖH in die Bundespolitik gibt es bei den Neos. Nachdem Yannick Shetty noch 2017 als Spitzenkandidat der JUNOS ins Rennen um den ÖH–Vorsitz ging, ist er heute Abgeordneter der Neos im Nationalrat. Eine ähnliche Karriere legten seine Parteikollegen Niki Scherak und Claudia Gamon hin. Scherak, ehemaliger Bundessprecher der liberalen Hochschul-Fraktion, ist heute Verfassungssprecher der Neos. Gamon sitzt mittlerweile als Abgeordnete im Europäischen Parlament.

Seltener aber doch führen die Lebensläufe der Freiheitlichen von der Hochschulpolitik in die Berufspolitik. Prominentestes Beispiel ist der ehemalige Blauen-Chef Norbert Steger, einst Obmann der freiheitlichen Studierenden.

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